Digitalisierung & Transformation

Digitales Marketing

R-Commerce – neue digitale Kundenansprache

Das bevorstehende Aus für Third Party Cookies wird die Datenlandschaft stark verändern. Unternehmen werden auf First-Party-Daten angewiesen sein, und dies erfordert das Einholen von Zustimmungen der Nutzer. Anstelle des elektronischen Verkaufs («E» in E-Commerce) tritt die Beziehungsorientierung – der Relationship-Commerce (R-Commerce) – in den Vordergrund.
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Die Einführung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) 2018 hat das Ende des datengetriebenen Marketings durch Third Party Cookies eingeläutet. Das herkömmliche datengetriebene Marketing, das hauptsächlich auf Third Party Cookies angewiesen war, hat erhebliche Einschränkungen erfahren. Für viele Unternehmen bedeutete dies, ihre bisherigen Ansätze zur Ansprache von Usern zu überdenken. Die Evolution hat die Un­ternehmen von einem primär datengetriebenen Ansatz zu einem stärker be­ziehungsorientierten Ansatz geführt, bei dem der Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen.

Vom E- zum R-Commerce 

Traditioneller E-Commerce konzentrierte sich hauptsächlich auf den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen. Aber jetzt, da Technologie allgegenwärtig ist, braucht es einen Wechsel in der Perspektive. Anstelle des elektronischen Verkaufs («E» in E-Commerce) tritt die Beziehungsorientierung in den Vordergrund. R-Commerce, oder Relationship-Commerce, symbolisiert eine grundlegende Verlagerung im digitalen Geschäft, bei der der Aufbau von Beziehungen zu Kunden im Mittelpunkt steht. Das ist nicht einfach eine Wiederholung des bekannten Konzepts der Kundenzentrierung, sondern es verlangt eine komplette Überarbeitung ­aller Geschäftsprozesse.

Anforderungen im R-Commerce

Der R-Commerce setzt auf Vertrauen, Verständnis der Kunden und die Möglichkeit, datengesteuert in Echtzeit zu kommunizieren. Es gibt einige zentrale Säulen dieser Philosophie:

  • Datenhoheit: Unternehmen sollten direkten Zugang und Kontrolle über ihre Kundendaten haben.
  • Technologie: Skalierbare Technologien sind notwendig, um den ständig wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.
  • Echtzeit-Informationen: Sofortige Verfügbarkeit von Informationen für eine personalisierte Kundenansprache.
  • Kundenbedürfnisse: Eine konsequente Ausrichtung aller Geschäftsbereiche auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Kunden.

Die Datenknappheit

Das bevorstehende Aus für Third Party Cookies, insbesondere mit der geplanten Abschaltung durch Google Chrome 2024, wird die Datenlandschaft erheblich verändern. Unternehmen werden auf First-Party-Daten angewiesen sein, und dies erfordert das Einholen von ­expliziten Zustimmungen der Nutzer. Consent und Log-in werden somit zu ­zentralen Elementen, wobei Vertrauen die entscheidende Währung für den Datenaustausch ist. In der Vergangenheit wurden Kunden oft als blosse Zahlen in Verkaufsberichten betrachtet. Aber in der R-Commerce-Ära wird ein tieferes Verständnis und eine authentische Beziehung zu den Kunden gefordert. Unternehmen müssen reali­sieren, dass langfristiger Erfolg von ihrem Engagement und ihrer Fähigkeit abhängt, echte, vertrauensbasierte Beziehungen zu ihren Kunden aufzubauen.

Leitprinzipien im R-Commerce

R-Commerce betont die Wichtigkeit von Kundenbeziehungen und Kundendaten im modernen Geschäftsumfeld. Fünf zentrale Leitprinzipien, die im R-Commerce befolgt werden sollten, sind:

Privacy First

In der heutigen digitalen Welt legen Kunden grossen Wert auf den Schutz ihrer Daten. Unternehmen, die den Datenschutz ernst nehmen, demonstrieren Verantwortung und Integrität. «Privacy first» bedeutet, dass der Datenschutz nicht nur eine gesetzliche Voraussetzung ist, sondern eine Unternehmensphilosophie. Es geht darum, den Kunden zu versichern, dass ihre Daten sicher sind und nur im besten Interesse des Kunden verwendet werden.

Kundenzentriert

In der Geschäftswelt dreht sich alles um die Kunden. Es reicht nicht aus, nur ein gutes Produkt oder eine Dienstleistung zu haben; es geht darum, wie man mit den Kunden interagiert. Kundenzentrierung im R-Commerce geht noch einen Schritt weiter: Hier steht der Aufbau einer persönlichen Beziehung zu den Kunden im Vordergrund. Unternehmen müssen die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kunden kennen und verstehen, um ihnen mass­geschneiderte Angebote und Lösungen präsentieren zu können.

Datenbasiert

Daten sind das Rückgrat des R-Com­merce. Durch die Analyse von Kundendaten können Unternehmen Muster erkennen, Vorlieben identifizieren und letztlich bessere Geschäftsentscheidungen treffen. Wenn Unternehmen auf datenbasiertes Handeln setzen, haben sie die Möglichkeit, ihre Marketingstrategien zu verfeinern, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und ihre Produkte oder Dienstleistungen zu verbessern.

Momentgetrieben

Momentgetriebenes Marketing setzt darauf, die Kunden zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Botschaft anzusprechen. Es geht darum, den «perfekten Moment» zu identifizieren, in dem ein Kunde am empfänglichsten für ein Angebot oder eine Botschaft ist. Dies kann durch die Analyse von Daten, das Verhalten der Kunden und unter Berücksichtigung externer Faktoren erreicht werden.

Nachhaltig

Nachhaltigkeit bezieht sich nicht nur auf Umweltverträglichkeit, sondern auch auf den Aufbau von langfristigen Kun­den­beziehungen. Ein Unternehmen, das sich darauf konzentriert, seinen Kunden kontinuierlich Mehrwert zu bieten und auch ethische Geschäftspraktiken zu befolgen, wird wahrscheinlich eine stärkere und nachhaltigere Kundenbindung erleben.

Voraussetzungen

Zudem gibt es wichtige Vor­aussetzungen, um R-Commerce effektiv umzusetzen:

Skalierbare Technologien

Die digitale Welt wächst rasant, und mit ihr steigen auch die Anforderungen an Unternehmen. Um im R-Commerce erfolgreich zu sein, muss ein Unternehmen in der Lage sein, sich an diese Anforderungen anzupassen. Dies bedeutet, dass die technische Infrastruktur in der Lage sein muss, mit wachsenden Datenmengen und einer zunehmenden Anzahl von Kundeninteraktionen umzugehen. Ein skalierbares System stellt sicher, dass bei einer Zunahme von Benutzeraktivitäten oder Daten die Leistung nicht beeinträchtigt wird und das System stabil bleibt.

Echtzeit-Daten

In einer Welt, die immer mehr auf Momentmarketing setzt, sind Echtzeit-Daten entscheidend. Nur wenn Unternehmen in der Lage sind, Daten in Echtzeit zu erfassen und zu verarbeiten, können sie Kunden zum exakt richtigen Zeitpunkt ansprechen. Dies ermöglicht es Unternehmen, auf aktuelle Trends, Kunden­verhalten oder Marktveränderungen sofort zu reagieren und ihre Marketingstrategien entsprechend anzupassen.

Agile Organisation

Die Agilität ist der Schlüssel zur Bewäl­tigung der Schnelllebigkeit des digitalen Marktes. Ein Unternehmen, das seine Teams und Prozesse agil organisiert, kann schneller auf Kundenfeedback reagieren, Produktänderungen vornehmen und seine Marketingstrategien überar­beiten. Es ermöglicht eine nahtlose Anpassung entlang der gesamten Customer Journey, wodurch das Kundenerlebnis optimiert wird.

Kultur und Mindset

Der Übergang zu einem kundenzentrierten und datengetriebenen Geschäftsmodell erfordert mehr als nur technologische Veränderungen. Es braucht einen Wandel in der Unternehmenskultur. Mitarbeiter müssen den Wert von Daten erkennen, die Bedeutung der Kunden verstehen und ­bereit sein, traditionelle Arbeitsweisen zu hinterfragen. Ein kundenorientiertes Mindset, kombiniert mit der Bereitschaft, Silos aufzubrechen und kollaborativ zu arbeiten, wird Unternehmen ermöglichen, im R-Commerce herauszustechen.

Zusammenfassend muss jeder Aspekt ­eines Unternehmens, von seiner Tech­nologie bis zu seiner Kultur, darauf ausgerichtet sein, die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. In einer sich schnell verändernden Geschäftswelt ist eine solide R-Commerce-Strategie unerlässlich für den langfristigen Erfolg.

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