Strategie & Management

Best Practice: Unternehmenskultur

Wie Mitarbeiter-Partizipation Kräfte freisetzen kann

An der Unternehmenskultur erkennt man, wie eine Organisation ihre Aufgaben wahrnimmt. Bei Trisa hat sich in 130 Jahren über vier Generationen eine Haltung entwickelt, die Spitzenleistungen möglich macht. Basis ist der «Trisa-Spirit». Unternehmer und CEO Adrian Pfenniger erklärt, was dahintersteckt.
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Herr Pfenniger, Trisa stellt einen ungewöhnlich hohen Anspruch an die eigene Unternehmenskultur. Philosophie und Werte sind umfassend formuliert. Welchen Stellenwert haben sie im Betriebsalltag?
Sie ist ein zukunftsweisender Erfolgs­faktor. Unsere Kultur widerspiegelt die Grundhaltung im Unternehmen, sie ist ein fruchtbarer Nährboden für das ganze Team – gewachsen und verankert in unseren Mauern. So kann ein Innova­tionsklima gedeihen, denn Trisa-Mitarbeitende denken und handeln als Mitunternehmer. Das ist entscheidend für den Erfolg.

Und was bewirkt der «Trisa-Spirit» konkret?
Er strahlt aus. Langfristigkeit und Konstanz sind seine Merkmale. Eindrücklicher Beleg dafür ist die Loyalität unserer Mitarbeitenden. Wir fördern generell die Kombination von breiter Erfahrung und neuem Wissen. Dieser Verbund beeinflusst Leistungen und Innovation im Unternehmen positiv. Wesentlich erleichtert wird auch die Umsetzung strategischer Entscheidungen. Das verdeutlicht etwa der hohe Stand der Digitalisierung in unserem Unternehmen.

Drei Beispiele dazu: Erstens verfügen wir bereits heute über eine ausserordentlich hohe Dichte an Industrierobo­tern. Wir konnten dieses Niveau glücklicherweise in einer Wachstumsphase erreichen und haben gleichzeitig auch mitarbeitermässig zugelegt. Diesen Weg verfolgen wir konsequent weiter. Hilfreich sind für uns dabei die Experimentierfreude und die Nähe zur Innovation. Zweitens: Seit einem Jahr ist das neue Hochregallager im Betrieb – ein Paradebeispiel der Digitalisierung. Es läuft vollautomatisch und optimiert sich nachts selber. Und drittens: In einer Grossinitiative sind wir im Begriff, bis 2019 weitere Digitalisierungsschritte umzusetzen. Punkto IT-Manpower sind wir im Vorteil, denn unser Kerngeschäft bedingt seit jeher hochstehende Technologien. Schon damals, in den Anfangszeiten der Computerisierung, bewegte sich Trisa an vorderster Front. Später kamen die Industrieroboter hinzu. Hier haben wir grosses Wissen erarbeitet.

Sie führen mit einem ausgeprägt partizipativen Managementmodell. Eine Schlüsselgrösse für das Miteinander?
Ja, wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Mitsprache, Miteigentum, unternehmerisches Denken und Handeln sowie Erfolgsbeteiligung sind wesentliche Bestandteile unserer Kultur. Diese Haltung ist öffentlich sichtbar, etwa in Stelleninseraten, in denen wir Interessenten nicht nur als Fachleute, sondern auch als Miteigentümer ansprechen. Es entsteht ein Miteinander mit gemeinsamen Interessen.

Auf welche Weise bedeutet Miteinander auch Miteigentum?
Partizipation heisst auch Miteigentum. Die Mitarbeitenden erhalten nach einem Dienstjahr eine Trisa-Aktie geschenkt. Seit über 50 Jahren hat Trisa eine Erfolgsbeteiligungs-Kommission – heute heisst sie sinnigerweise «Meine-Trisa-Kommission». Die finanzielle Beteiligung im Erfolgsbeteiligungssystem (EB) findet in zweierlei Hinsicht statt: einmal im Monat erhalten unsere Mitarbeitenden einen fixen Prozentsatz auf den EB-berechtigten Grundlohn vergütet. Auf der Basis des Geschäftsabschlusses beurteilt der Verwaltungsrat die Entwicklung von Umsatz und Ebitda sowie die Nachhaltigkeit der Resultate und bestimmt die Höhe der EB-Jahresprämie. Diese wird allen Mitarbeitenden persönlich von der Geschäftsleitung überreicht. Die zweite finanzielle Mitarbeiterbeteiligung ist die Dividende.

Wir schütten im Vergleich zur Dividende etwa den dreifachen Betrag an Erfolgsbeteiligung aus. Zusätzlich organisieren wir Programme, welche die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden ins Zentrum stellen. Dazu zählen Initiativen für Fitness, Ernährung, Sport, Teamarbeit und anderes mehr. Input für die Programm­gestaltung gewinnen wir aus den regelmässig durchgeführten Mitarbeiterbe­fragungen. Der Förderung unternehmerischen Denkens und Handelns dienen jährliche Schulungsthemen, zum Beispiel im Jahre 2017 «Prozesse schärfen und digitalisieren». Erfreulich ist hierbei: Die Umsetzung in der Praxis funktioniert im Dreieck Unternehmenskultur, Kundenorientierung und Prozessgestaltung sehr gut.

Was vermag der Trisa-Spirit «auszuhalten»?
Ein gesunder Teamgeist beflügelt. Das hat uns im Kerngeschäft stark gemacht. Und unsere langfristigen Partnerschaften mit Kunden, Lieferanten und mit der Wissenschaft sind sowohl Zeichen guter Bindung und Vernetzung als auch Inspirationsquelle für die Weiterentwicklung des Unternehmens auf hohem technologischem Niveau. Das alles unterstützt, der Dynamik der Märkte zu folgen und den Unwägbarkeiten der Zeit zu begegnen. Um international konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir uns immer wieder neu erfinden. Dazu braucht es Spitzenleistungen, qualitativ und innovativ herausragende Produkte sowie eine effiziente Produktion und Logistik. Teamgeist unterstützt auch im Gegenwind. So begegnen wir beispielsweise der Währungssituation mit einem konsequenten Kostenfokus über die ganze Wertschöpfungskette sowie mit diversen Massnahmen zur Effizienzsteigerung und zu Prozessverbesserungen.

Wie werden Qualität und Nachhaltigkeit beeinflusst?
Qualität hat mit Technologie zu tun, aber auch mit Kunden und mit Unternehmenskultur. Ja, Qualität ist eine Voraussetzung, um erfolgreich bestehen zu können. Diese Erkenntnis ist in unserem Unternehmen gut verankert. Schon immer wurde bei uns die Qualität hochgehalten. Wir waren der erste Zahnbürstenhersteller in Europa, der sich Ende der achtziger Jahre aus Überzeugung von der SQS nach ISO 9001 zertifizieren liess.

In den vergangenen zwanzig Jahren wurde das Qualitätsverständnis vertieft und ganzheitlich eingeordnet. Dazu beigetragen hat die Weiterentwicklung des Qualitätsmanagementsystems, das unsere Grundhaltung und unsere Zielrichtung kongruent spiegelt. Hier kommt der Trisa-Spirit zur Wirkung, denn Qualität soll letztlich Kunden begeistern mit hochwertigen Produkten und vorzüglichem Service. Mit exzellenten Prozessen sichern wir Technologieführerschaft und eine hohe Produktivität. Weil Qualität eine strategische Erfolgsposition ist, wird das Thema von der Geschäftsleitung permanent begleitet. Dem Q-Denken auf Produktebene und dem Q-Management auf Organisationsebene ist unser Nachhaltigkeitsverständnis auf der Ebene Unternehmensent­wicklung übergeordnet. Das macht sich bemerkbar in der Art, wie wir den Fortschritt gestalten, uns in der Umwelt positionieren und mit Stakeholdern umgehen.

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