Führungskräfte müssen zwar vieles wissen und kennen, aber nicht alles können. Entscheidungen «kraft Amtes» von oben, die zudem ewig dauern, kann sich kein Unternehmen noch länger leisten. Ist das Geschehen rasant und komplex, werden Top-down-Dekrete zum Bremsklotz einer Organisation. Vormarsch, individualisierte Dienstleistungen und hohes Tempo sind nur dort machbar, wo zwischen Entscheidung und Umsetzung möglichst wenig Zeit vergeht.
Zudem liegen fachliche Kompetenzen heute vor allem bei den Spezialisten im Team. Wer die Tore schiesst, sollte auch die dazu notwendigen Entscheidungen treffen. «Kompetenzen und Verantwortung zusammenführen» nennt man dieses Prinzip. Doch noch immer werden in klassischen Organisationen die grösseren Entscheidungen in die nächsthöhere(n) Hierarchiestufe(n) verlagert. Das ist, als ob der Trainer die Elfmeter schiessen müsste. Und genau das steht einem Erfolg dann im Weg.
Entscheidungsqualität erhöhen
Wie kann das gelingen? Schauen wir uns zunächst einen Fall an, der so tatsächlich passiert ist. Anschaffungen ab 100 Franken brauchen in diesem Unternehmen die Unterschrift des nächsthöheren Vorgesetzten. Hierfür ist aufwendig ein Formular auszufüllen. Zu allem Übel ist der Chef zwei Wochen im Urlaub, danach türmt sich bei ihm die Arbeit. Als endlich grünes Licht kommt, ist der Kunde, für dessen Auftrag die Anschaffung notwendig war, weg. Er konnte nicht länger warten. Der entgangene Umsatz beläuft sich auf 10 000 Franken. Die Kosten für die interne Prozessabwicklung kommen noch obendrauf.
Ist das nicht völlig abstrus? Erst wollen die Firmen die besten Mitarbeiter und dann werden die geführt, als ob sie keine eigenen Entscheidungen treffen könnten. «Es macht keinen Sinn, kluge Köpfe einzustellen und ihnen dann zu sagen, was sie zu tun haben. Wir stellen kluge Köpfe ein, damit sie uns sagen, was wir tun können.» So brachte das schon vor Jahren Steve Jobs auf den Punkt.
Wege zur Entscheidungsfindung
Im Führungsverständnis von heute geht es nicht länger darum, Entscheidungen von oben vorzugeben, sondern darum,
- gemeinsam getragene Entscheidungen herzustellen und
- operative Entscheidungen in die Teams zu verlagern.
Um Entscheidungen herbeizuführen, gibt es viele Mittel und Wege. Zwei konventionelle sind der Mehrheitsentscheid und der Konsensentscheid. Beim Mehrheitsentscheid wird eine Entscheidung nach einem vorgegebenen Mehrheitsschlüssel getroffen. Bis zu 49 Prozent aller Stimmen werden dabei verlieren. Viel Unzufriedenheit kann so entstehen und die Tragfähigkeit einer Entscheidung wird leicht unterminiert.
Demgegenüber benötigt ein Konsensentscheid die ausdrückliche Zustimmung aller. Dem eilen oft lange Diskussionen voraus. Schliesslich einigt man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Dies ist wohl der schlechteste aller Wege in neuen Zeiten. So geht es besser:
Der konsultative Einzelentscheid
Dies ist eine exzellente Methode, vor allem in selbst organisierten Kontexten. Ziel ist es, die Expertise Dritter in seine Entscheidung miteinzubeziehen. So kann zum Beispiel bestimmt werden, dass, bevor eine Entscheidung getroffen wird, immer mindestens zwei sachkundige Personen befragt werden müssen – und nicht etwa bequeme Kollegen. Dabei kann es sich um Personen innerhalb oder ausserhalb der Firma handeln.
Die Verantwortung, wie dann am Ende entschieden wird, verbleibt allerdings bei der entscheidenden Person oder Gruppe. Auf diese Weise umgeht man langwierige Abstimmungsrunden, verbessert die Entscheidungsgrundlage, erhöht die Handlungssicherheit und beschleunigt die Umsetzungsgeschwindigkeit.