Strategie & Management

Aus- und Weiterbildung IV

Welchen Wert die Weiterbildung hat

Weiterbildungen sind nicht nur beliebt, sondern lohnen sich auch finanziell. So verdienen Fachhochschul-Absolventen mit einer Weiterbildung deutlich mehr als diejenigen ohne. Zu diesem Ergebnis kommt die FH-Lohnstudie, die die Löhne von Fachhochschul-Absolventen unter die Lupe nimmt.
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An der diesjährigen FH-Lohnstudie nahmen rund 10 500 Absolventen einer Fachhochschule (FH) teil. Davon haben 2600 Personen, das heisst 25 Prozent, eine Hochschul-Weiterbildung absolviert. Bei einer Weiterbildung an einer Hochschule handelt es sich um einen CAS, DAS oder MAS/MBA/EMBA. Voraussetzung ist in der Regel ein Hochschuldiplom (Bachelor oder Master) und eine gewisse Berufserfahrung. Das Weiterbildungsangebot ist in den letzten Jahren umfangreicher geworden. Das erstaunt nicht, denn die Nachfrage ist gross – das wird auch in den Auswertungen der Lohnstudie ersichtlich. Nebst den 25 Prozent, die eine Weiterbildung absolviert haben, gaben 50 Prozent der Studienteilnehmenden an, eine Weiterbildung geplant zu haben. Davon haben 50 Prozent eine Weiterbildung an einer Hochschule geplant. 

Weiterbildung zahlt sich aus

Was zeichnet diejenigen Personen aus, die bereits eine Weiterbildung auf Hochschulebene absolviert haben? Auffallend ist, dass ungefähr drei Viertel der Teil­nehmenden, die angegeben haben, eine Weiterbildung abgeschlossen zu haben, zwischen 31 und 50 Jahre alt sind. Nur wenige Frischabsolventen interessieren sich bereits für eine Weiterbildung. Hingegen bilden sich Arbeitnehmer aus allen Positionen weiter – seien es Sach-/Fachbearbeiter oder Kadermitglieder. 

Weiterbildung hat also keinen direkten Zusammenhang mit der Position im Unternehmen. Oder anders gesagt: Alle bilden sich weiter. Das Gehalt der Personen mit einer Weiterbildung setzt sich entsprechend aus Löhnen verschiedener Positionen zusammen. Der Lohnmedian ist mit 123 000 Franken pro Jahr über 20 000 Franken höher als der Median aller Studienteilnehmenden. Die Weiterbildung schlägt nicht nur bei der Wirtschaft (131 000) und der Agrar- und Forstwirtschaft (130 000) speziell zu Buche, sondern auch in der Musik und im Theater (130 952), wobei hier anzumerken ist, dass die Gruppe der Befragten sehr klein ist. Dicht dahinter folgen die pädagogischen Berufe (128 000). Fachhochschul-Absolventen mit einer Weiterbildung verdienen dementsprechend deutlich mehr als diejenigen ohne.

Personen mit einer Weiterbildung sind eher in einer Kaderfunktion tätig als solche ohne Weiterbildung (75 Prozent versus 60 Prozent). «Weiterbildungen bieten idealerweise für beide Seiten – für Arbeitgeber und Arbeitnehmer – einen konkreten Nutzen. Für letzteren ist das oft auch mehr Verantwortung und ein entsprechend höherer Lohn», so Toni Schmid, Geschäftsführer von FH Schweiz. «Damit sie diesen Nutzen bieten kann, ist es aber auch wichtig, dass sie auf die individuelle Situation der Person abgestimmt ist.» 

Für den Dachverband ist Weiterbildung ein wichtiges Thema. Um die Orientierung im Weiterbildungsdschungel zu erleichtern, gibt er auf www.fhmaster.ch eine Übersicht über die Hochschul-Weiterbildungen. Zudem ist er dieses Jahr eine Bildungspartnerschaft mit einer der grössten Anbieterinnen von Bildungsangeboten, Academia, eingegangen. Darüber hinaus setzt sich der Verband auch in der Bildungspolitik mit Fragen zur Aus- und Weiterbildung auseinander. 

Gründe für Weiterentwicklung

Die oben genannten Erkenntnisse widerspiegeln sich in den Gründen bei der Wahl einer Weiterbildung. So liegt die häufigste Motivation für eine Weiterbildung darin, dass man beruflich einen Schritt weiterkommen will. Als zweithäufigster Grund wird «persönliches Interesse» genannt und an dritter Stelle steht, «beruflich auf dem neuesten Stand zu bleiben». Dies scheint heutzutage insbesondere ein Thema zu sein, da sich das berufliche Umfeld schnell wandelt.

 Die Resultate der letzten FH-Lohnstudie (2017) unterstützen diese Hypothese: Rund die Hälfte der Teilnehmenden bestätigte damals, dass sich ihr Berufsfeld in den letzten fünf Jahren «ziemlich stark» verändert hat. Ebenso viele gingen davon aus, dass dies auch in den kommenden fünf Jahren der Fall sein wird. 

Ursachen für diese Veränderungen sahen 60 Prozent der FH-Absolventinnen und -Absolventen in der technologischen Entwicklung und den veränderten Organi­sationen. Auch für Dolkar Samkhar, Branch Manager beim Personaldienstleister Rand­stad, ist kontinuierliches Lernen essen­ziell: «Es reicht nicht mehr aus, die Fähigkeiten auf dem neuesten Stand zu halten. Die Einstellungschancen hängen von der Bereitschaft und Fähigkeit ab, an der Schwelle zu den neuesten Trends und Technologien zu stehen». 

Geografische Nähe entscheidet

Bei der Wahl der Fachhochschule, an der die Weiterbildung absolviert wird, ist die geografische Nähe zum Wohn-/Arbeitsort für fast die Hälfte der Personen ausschlaggebend. Die Reputation der Weiterbildung wie auch die Reputation der FH waren ebenfalls sehr wichtig für den Entscheid. «Die Übersicht bei dieser Angebotsvielfalt zu behalten, ist anspruchsvoll. Zudem ist es eine Herausforderung, Job, Weiterbildung und Privatleben zu koordinieren. Deshalb ist die geografische Nähe für die Weiterbildungsinte­ressierten sehr wichtig und für die Anbieter genauso eine Verpflichtung für eine gute Qualität», so Toni Schmid. 

Überregionalen Überblick bietet beispielsweise die bereits genannte Plattform www.fhmaster.ch, wo mit verschiedensten Kriterien und Filtern gesucht werden kann. Detailliertere Informa­tionen erhält man auf den Websites der Fachhochschulen oder an den Informa­tionsanlässen.

Starker Praxisbezug

Das Fachhochschul-Studium zeichnet sich durch seine besonders grosse Praxisnähe aus: Es werden Beispiele aus der Arbeitswelt behandelt, Gastdozierende aus der Branche unterrichten und Projekte werden umgesetzt. Bei der Weiterbildung steht der Praxisbezug genauso im Vordergrund – wenn nicht noch mehr. Viele Weiterbildungen setzen eine gewisse Berufserfahrung voraus. Und das macht auch Sinn: Schlussendlich sollte der Praxistransfer möglich sein, dann zeigt die Weiterbildung auch Wirkung. Dies erlaubt entsprechend, durch die Weiterbildung beruflich einen Schritt weiterzukommen, was sich wiederum in den höheren Löhnen widerspiegelt. Letztlich bewerteten 80 Prozent der Teilnehmenden die absolvierte Weiterbildung als gut bis sehr gut. Nur zwei Prozent finden die Weiterbildung ungenügend. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Kritik, Weiterbildungen würden zu Unrecht gehypt, nicht standhaft ist.

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