Familienunternehmen, die ein Gros des Mittelstandes ausmachen, werden meist als grosse Schiffe bezeichnet, denen flexible Wendemanöver schwerfallen. Um im Bild zu bleiben, sind Start-ups schnelle kleine Motorboote, die ihren Kurs beliebig oft und schnell ändern. Die Wendigkeit können sich KMU von Gründern auf jeden Fall abschauen, ebenso wie das Infragestellen bisheriger Manöver. Ein guter Anfang, um den rasanten Marktumbrüchen zu begegnen. Weg von der Projekt- hin zur Prozess-Denke könnte ein weiterer wichtiger Aspekt sein. Denn Veränderung ist vor allem eine Frage der Haltung.
Kooperationsmöglichkeiten
Bislang streben Mittelständler, auch in der Kooperation mit Start-ups, den Grossen hinterher. Das muss nicht sein. Wichtig ist vor allem, dass es passt. Beide Seiten müssen etwas davon haben. Dabei gibt es kein Rezept für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Von der punktuellen Kooperation bis zum Kauf eines Start-ups ist alles vorstellbar. Das Ziel: eine Win-win-Konstellation zu schaffen. Sinnvoll ist es, sich im Vorfeld umfassend zu informieren. Beliebte Treffpunkte für eine erste Annäherung sind zum Beispiel Start-up-Wettbewerbe und Hackathons.
Nachfolgend einige Möglichkeiten, wie mittelständische Unternehmen und Start-ups kooperieren können:
Hackathons
Hackathons sind «digitale Treffen von Programmierern, Designern und Kreativen zur Entwicklung von Lösungsansätzen für unterschiedliche Fragestellungen», so das in Köln ansässige Hack Institute. Dabei setzt sich das Wort Hackathon aus «hacken» und «Marathon» zusammen. Am Ende stehen handfeste Prototypen für Applikationen zur Optimierung von Prozessen und neue Produktideen, die mit neuester Technologie umgesetzt werden. Für Unternehmen eine wahre Fundgrube an neuen Ideen, Mitarbeitern sowie Kooperationspartnern.
Beispielsweise lud Bofrost gemeinsam mit Hack Institute Kreative ein, um die fahrende Gefriertruhe der Zukunft zu gestalten. Acht Teams aus Codern, Designern und Strategen befassten sich mit flexibleren Lösungen zum Bestellen, cleverer Smart-Home-Integration und Community-basierten Bonusprogrammen. Ziel war es, den Kunden bequemere Einkäufe zu ermöglichen und dem Unternehmen bessere Prozesse zu verschaffen.
Wer selbst einen Hackathon veranstalten möchte, sollte ihn gut vorbereiten und eventuell auch externe Unterstützung hinzuziehen. Wichtig ist ein gut eingegrenztes Thema, damit die Teilnehmer wissen, ob es zum eigenen Interesse und Know-how passt. Auch der Veranstalter muss etwas beitragen. Bosch zum Beispiel lud bei einem Hackathon dazu ein, mit Robotern zu experimentieren und gemeinsam mit seinen Spezialisten die Sensoren, Sonare und Kameras zu untersuchen, hinzukamen Sachpreise und Jobchancen.
Beteiligung mit Übernahme
Manchmal spielt auch der Zufall eine Rolle, so wie bei der Renz Metallwarenfabrik, einem familiengeführten mittelständischen Unternehmen. Der Briefkastenhersteller hat unter Führung der eigenen IT gemeinsam mit einem schwedischen Start-up und anderen externen Partnern eine Paketkastenanlage mit elektronischer Steuereinheit für Ein- und Mehrfamilienhäuser entwickelt. Die Anlagen erleichtern Paketzustellern und -empfängern das Leben und erschliessen dem Unternehmen neue Geschäftsfelder. Da die ursprüngliche Steuereinheit aus Schweden zu unflexibel war, um alle Paketdienstleister einbinden zu können, entschied man sich schliesslich, auf eine hochflexible Steuereinheit in Verbindung mit der Systemplattform «My Renz Box» umzusatteln. Das schwedische Unternehmen wurde kurzerhand übernommen.