Strategie & Management

Aus- und Weiterbildung 3

Warum sich Weiterbildungen lohnen

Eine Weiterbildung kostet Zeit und Geld, aber die Investition lohnt sich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Hochschule Luzern, die zum ersten Mal in der Schweiz den Nutzen von Fachhochschulweiterbildungen untersucht hat. Zwei Drittel der Befragten steigerten ihr Einkommen und ein Drittel wurde nach der Weiterbildungsmassnahme befördert.
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Weiterbildungen, gerade solche, die «on-the-job» durchgeführt werden, haben im Berufsleben schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Veränderungen in der Arbeitswelt verlangen nicht erst seit dem Einsetzen der Digitalisierung eine Bereitschaft zur Erneuerung und Erweiterung des Wissens von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Für kleine und mittlere Unternehmen ist hochqualifiziertes Personal unerlässlich, um zukunfts- sowie wettbewerbsfähig zu sein. Daher ergänzen und erweitern die Mitarbeitenden ihre Kompetenzen vielfach in externen Weiterbildungen.

Insbesondere die von Hochschulen für Teilnehmende mit einer Grundausbildung auf Tertiärniveau angebotenen Certificate of Advanced Studies (CAS), Diploma of Advanced Studies (DAS) und Master of Advanced Studies (MAS) erfreuen sich gros­ser Beliebtheit. So schlossen beispielsweise im Jahr 2017 beinahe 2600 Teilnehmende mit einem MAS an schweizerischen Fachhochschulen ab (vgl. BFS, 2018).

Weiterbildungsrendite

Gleichzeitig stellen Weiterbildungen auch eine Belastung auf der betrieblichen und individuellen Ebene dar. Betriebe können oft für eine gewisse Zeit nicht voll mit der Arbeitsleistung der Weiterbildungsteilnehmenden rechnen und auch für die Teilnehmenden selbst bedeuten Weiterbildungen eine zusätzliche zeitliche Belastung, die häufig auf Kosten der Familien- und Freizeit geht. Weiterbildungsinteressierte, ihre Arbeitgeber, aber auch die Bildungspolitiker stellen sich deshalb zu Recht die Frage, welchen Mehrwert die Investition in eine Weiterbildung bringt.

Diese Frage versucht die Bildungsforschung sowie die Bildungsökonomie auf gesellschaftlicher, staatlicher und individueller Ebene zu beantworten. Auch für schweizerische Fachhochschulen als Anbieter vielfältiger Weiterbildungsangebote ist es wesentlich zu wissen, welcher Nutzen bei einzelnen Absolventen entsteht. Denn zum einen ist einer der zentralsten Aspekte des Bildungsnutzens die Transferfähigkeit des Gelernten in die Praxis, und diese ist ein Kern-Charakteristikum von Fachhochschulweiterbildungen. Zum anderen sichert ein hoher Bildungsnutzen eine gute Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten und ermöglicht damit deren Finanzierung, die vollständig ohne öffentliche Gelder auskommen muss.

In der Bildungsforschung wird ein individueller monetärer Nutzen meist anhand eines höheren Einkommens gemessen. Es wird aber auch der individuelle nicht-monetäre Nutzen von Bildung beschrieben. Zu beiden Aspekten lagen für den spezifischen Fall der Weiterbildungen an Hochschulen – und insbesondere Fachhochschulen – bisher keine verlässlichen Angaben vor. Die Hochschule Luzern – Wirtschaft (HSLU W) hat deshalb eine wissenschaftliche Studie über den individuellen Nutzen ihrer eigenen Weiter­bildungen erstellt. Die Ergebnisse der Studie erlauben einen für den schweizerischen Fachhochschulbereich erstmaligen Einblick in die Bewertung des individuellen Nutzens von Weiterbildungen aus der Sicht der ehemaligen Teilnehmenden. Es können Aussagen über die fünf Bereiche «allgemeine Zufriedenheit mit der Weiterbildung», «Einkommensentwicklung», «Entwicklung der beruflichen Kompetenz», «berufliche Stellung und Entwicklung» sowie «persönliche Entwicklung» gemacht werden.

Allgemeines zur Studie

Die Befragung wurde im Zeitraum von August bis Oktober 2017 bei allen ehemaligen Weiterbildungsteilnehmenden der HSLU W durchgeführt, die im Jahr 2014 eines von 29 CAS, fünf DAS oder elf MAS abgeschlossen hatten. Ziel war es zu eruieren, wie die Absolventen ihre Weiterbildung drei Jahre nach Abschluss beurteilen. Von den über 830 kontaktierten Personen retournierten 46 Prozent den ausgefüllten Fragebogen. Der Männeranteil im gesamten Rücklauf beträgt 61 Prozent. Der Geschlechteranteil nach Fachgebieten der HSLU W ist in Abbildung 1 dargestellt. Auffällig ist, dass nur im Bereich Marketing und Kommunikation ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis unter den Absolventen besteht.

Die Studienteilnehmenden stammten aus allen Mitarbeiterkategorien (vgl. Abbildung 2), wobei die Vertreter der verschiedenen Kaderstufen zusammengenommen etwas mehr als drei Viertel der Befragten ausmachen. Zusätzlich fällt die hohe Eigeninitiative der Teilnehmenden auf. 83 Prozent hatten aus eigenem Antrieb mit der Weiterbildung begonnen. Und nur gerade bei vier Prozent der Befragten wurde eine Weiterbildung alleinig durch den Arbeitgeber angestossen.

Schwerpunkt der Befragung war die subjektive Bewertung des nicht monetären Nutzens der Weiterbildungen. Da der erhoffte monetäre Nutzen aber für viele Teilnehmende einen nicht zu unterschätzenden Anreiz für das Absolvieren einer Weiterbildung darstellt, wurde dieser in der vorliegenden Untersuchung ebenfalls berücksichtigt. Für die Berechnung der prozentualen Einkommenssteigerung wurde das Einkommen vor Antritt der Weiterbildung sowie zum Befragungszeitpunkt erhoben. Alle anderen Nutzeneinschätzungen erfolgten, indem die Studienteilnehmenden verschiedene Aspekte auf einer sechsstufigen Likert-Skala mit den Antwortmöglichkeiten von «1 – trifft gar nicht zu», bis «6 – trifft voll zu» bewerteten.

Die Ergebnisse

Die erhobenen Daten zum Nutzen der Weiterbildung wurden nach fünf Nutzenbereichen kategorisiert. Im Folgenden werden die Ergebnisse dazu dargestellt und kurz besprochen.

Allgemeine Zufriedenheit mit der Weiterbildung

Wie die Werte in Abbildung 3 zeigen, sind die Absolventen insgesamt sehr zufrieden mit der gewählten Weiterbildung. 95 Prozent von ihnen finden, dass sie rückblickend von der Weiterbildung profitiert haben, 93 Prozent würden die Weiterbildung für Personen mit einer vergleichbaren Laufbahn weiterempfehlen. Die Frage nach der Weiterempfehlung lehnt dabei an Fred Reichhelds «Net Promoter Score» an (vgl. Reichheld, 2006). Diese Kennzahl wird in der Marktforschung benutzt, um die Kundenzufriedenheit zu messen. Interessanterweise stellt sich der Nutzen bei den meisten Studienteilnehmenden sehr schnell ein: 78 Prozent der Befragten geben an, bereits während der Weiterbildung profitiert zu haben.

Die Entwicklung des Einkommens

Im Durchschnitt konnten die Weiterbildungsabsolventen der HSLU W ihr Einkommen um elf Prozent steigern. Wenn man als Mass für die Einkommensentwicklung den gegenüber Ausreissern robusteren Median nimmt, resultiert eine Steigerung von immer noch sechs Prozent. Da die Mehrheit der Studienteil­nehmenden Führungskräfte sind, ist der Vergleich mit der gesamtwirtschaftlich gemessenen Entwicklung des Einkommens dieser Berufsgruppe interessant. Sie beträgt gemäss dem Bundesamt für Statistik im Zeitraum von 2010 bis 2015 nur 0,84 Prozent (vergleich BFS, 2016). Die vierte Abbildung zeigt, dass bei mehr als 70 Prozent der Antwortenden das Einkommen zwischen dem Weiterbildungsbeginn und dem Befragungszeitpunkt gestiegen ist.

Entwicklung der beruflichen Kompetenz

Die Erweiterung der beruflichen Kompetenz steht bei den meisten Weiterbildungsangeboten der HSLU W als Ziel im Vordergrund. Die Weiterbildungsteilnehmenden wollen sich Fachwissen aneignen, über welches sie bisher noch nicht – oder nicht in genügendem Ausmass – verfügen, und somit ihre Fachkompetenz erhöhen. Wie in Abbildung 5 dargestellt, geben 96 Prozent der Teilnehmenden an, dass dieses Ziel mit der Weiterbildung erreicht werden konnte. Drei Viertel der Befragten leisten zudem dank der Weiterbildung qualitativ bessere Arbeit und ebenso viele gehen systematischer an Problemstellungen und -lösungen heran.

Berufliche Weiterentwicklung und Anerkennung

Aus anderen Studien ist bekannt, dass die Motivation für eine Teilnahme an einer Weiterbildung von Aufstiegschancen und neuen Karrieremöglichkeiten geprägt ist (zum Beispiel vgl. Schmid, 2008). Diese können, müssen aber nicht zwingend, mit Beförderungen und Arbeitgeberwechseln einhergehen. Bei den Teilnehmenden der vorliegenden Studie sind insgesamt 57 Prozent innerhalb von drei Jahren nach Abschluss der Weiterbildung befördert worden, haben das Unternehmen gewechselt oder haben gar beides erfahren.

Auch die einzelnen Fragen zur beruflichen Weiterentwicklung und Anerkennung bestätigen dieses Bild: 76 Prozent der Weiterbildungsteilnehmenden geben an, dass sie sich dank der Weiterbildung an der Hochschule Luzern wie gewünscht weiterentwickeln konnten (vgl. Abbildung 6). Ebenfalls mehr als drei Viertel konnten ihr berufliches Netzwerk ver­grös­sern. Zudem stösst bei 73 Prozent das Jobprofil auf mehr Interesse. Insgesamt nehmen die Weiterbildungsteilnehmenden ausserdem sehr häufig anspruchsvollere Aufgaben wahr (68 Prozent) und bekommen demzufolge auch mehr berufliche Anerkennung (65 Prozent). Damit zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die Weiterbildungsabsolventen nicht nur ihr Fachwissen vergrössern können, sondern ihre erhöhte Kompetenz auch von anderen wahrgenommen wird.

Persönliche Entwicklung

Die Aus- und Weiterbildungen an den schweizerischen Hochschulen vermitteln nicht nur Fachkompetenzen. Um sich in der dynamischen Arbeitswelt erfolgreich behaupten zu können, sind auch Selbst- und Sozialkompetenzen von hoher Relevanz. Wie in der Abbildung 7 abgebildet, stellt ein Grossteil der ehemaligen Teilnehmenden einen positiven Effekt der Weiterbildung auf ihre persönliche Entwicklung fest. Insbesondere die Verbesserung der subjektiv wahrgenommenen Vorbereitung auf berufliche Herausforderungen finden 90 Prozent der Studienteilnehmenden als zutreffend.

Fazit

Die Ergebnisse der Befragung der Weiterbildungsabsolventen der Hochschule Luzern – Wirtschaft zeigen auf, dass Weiterbildungen einen vielschichtigen individuellen Nutzen generieren. Die generelle Zufriedenheit mit dem Weiterbildungsabschluss ist hoch und 91 Prozent der ehemaligen Teilnehmenden geben an, sowohl von der Weiterbildung profitiert zu haben als auch diese weiterzuempfehlen. Und das selbst dann, wenn nicht jede Weiterbildung mit einer Be­förderung oder einer Gehaltserhöhung einhergeht. Insgesamt können sich die Studienteilnehmenden in allen fünf untersuchten Kategorien des Bildungsnutzens sichtlich steigern.

Die vorgestellte Studie hält erstmalig den Nutzen von Weiterbildungen an Schweizer Fachhochschulen fest und zeichnet insgesamt ein sehr positives Bild. Sie belegt, dass die Investition in eine Weiterbildung einen echten Mehrwert für die Absolventen generiert. Nichtsdestotrotz sollten Interessierte vor Aufnahme einer Weiterbildung eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Kalkulation durchführen, sich umfassend über Angebote informieren und gut beraten lassen, um eine fundierte Entscheidung über einen potenziellen persönlichen Mehrwert treffen zu können.

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