Weiterbildungen, gerade solche, die «on-the-job» durchgeführt werden, haben im Berufsleben schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Veränderungen in der Arbeitswelt verlangen nicht erst seit dem Einsetzen der Digitalisierung eine Bereitschaft zur Erneuerung und Erweiterung des Wissens von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Für kleine und mittlere Unternehmen ist hochqualifiziertes Personal unerlässlich, um zukunfts- sowie wettbewerbsfähig zu sein. Daher ergänzen und erweitern die Mitarbeitenden ihre Kompetenzen vielfach in externen Weiterbildungen.
Insbesondere die von Hochschulen für Teilnehmende mit einer Grundausbildung auf Tertiärniveau angebotenen Certificate of Advanced Studies (CAS), Diploma of Advanced Studies (DAS) und Master of Advanced Studies (MAS) erfreuen sich grosser Beliebtheit. So schlossen beispielsweise im Jahr 2017 beinahe 2600 Teilnehmende mit einem MAS an schweizerischen Fachhochschulen ab (vgl. BFS, 2018).
Weiterbildungsrendite
Gleichzeitig stellen Weiterbildungen auch eine Belastung auf der betrieblichen und individuellen Ebene dar. Betriebe können oft für eine gewisse Zeit nicht voll mit der Arbeitsleistung der Weiterbildungsteilnehmenden rechnen und auch für die Teilnehmenden selbst bedeuten Weiterbildungen eine zusätzliche zeitliche Belastung, die häufig auf Kosten der Familien- und Freizeit geht. Weiterbildungsinteressierte, ihre Arbeitgeber, aber auch die Bildungspolitiker stellen sich deshalb zu Recht die Frage, welchen Mehrwert die Investition in eine Weiterbildung bringt.
Diese Frage versucht die Bildungsforschung sowie die Bildungsökonomie auf gesellschaftlicher, staatlicher und individueller Ebene zu beantworten. Auch für schweizerische Fachhochschulen als Anbieter vielfältiger Weiterbildungsangebote ist es wesentlich zu wissen, welcher Nutzen bei einzelnen Absolventen entsteht. Denn zum einen ist einer der zentralsten Aspekte des Bildungsnutzens die Transferfähigkeit des Gelernten in die Praxis, und diese ist ein Kern-Charakteristikum von Fachhochschulweiterbildungen. Zum anderen sichert ein hoher Bildungsnutzen eine gute Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten und ermöglicht damit deren Finanzierung, die vollständig ohne öffentliche Gelder auskommen muss.
In der Bildungsforschung wird ein individueller monetärer Nutzen meist anhand eines höheren Einkommens gemessen. Es wird aber auch der individuelle nicht-monetäre Nutzen von Bildung beschrieben. Zu beiden Aspekten lagen für den spezifischen Fall der Weiterbildungen an Hochschulen – und insbesondere Fachhochschulen – bisher keine verlässlichen Angaben vor. Die Hochschule Luzern – Wirtschaft (HSLU W) hat deshalb eine wissenschaftliche Studie über den individuellen Nutzen ihrer eigenen Weiterbildungen erstellt. Die Ergebnisse der Studie erlauben einen für den schweizerischen Fachhochschulbereich erstmaligen Einblick in die Bewertung des individuellen Nutzens von Weiterbildungen aus der Sicht der ehemaligen Teilnehmenden. Es können Aussagen über die fünf Bereiche «allgemeine Zufriedenheit mit der Weiterbildung», «Einkommensentwicklung», «Entwicklung der beruflichen Kompetenz», «berufliche Stellung und Entwicklung» sowie «persönliche Entwicklung» gemacht werden.
Allgemeines zur Studie
Die Befragung wurde im Zeitraum von August bis Oktober 2017 bei allen ehemaligen Weiterbildungsteilnehmenden der HSLU W durchgeführt, die im Jahr 2014 eines von 29 CAS, fünf DAS oder elf MAS abgeschlossen hatten. Ziel war es zu eruieren, wie die Absolventen ihre Weiterbildung drei Jahre nach Abschluss beurteilen. Von den über 830 kontaktierten Personen retournierten 46 Prozent den ausgefüllten Fragebogen. Der Männeranteil im gesamten Rücklauf beträgt 61 Prozent. Der Geschlechteranteil nach Fachgebieten der HSLU W ist in Abbildung 1 dargestellt. Auffällig ist, dass nur im Bereich Marketing und Kommunikation ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis unter den Absolventen besteht.