Die Orientierung am Ideal
Was zeichnet einen exzellenten internen Leistungserbringer aus? Um das Thema auf einem ganzheitlichen Hintergrund zu betrachten, empfiehlt sich die Orientierung am EFQM-Excellence-Modell (European Foundation for Quality Management). Unternehmensentwicklung nach dem EFQM-Modell ist zwar kein Garant für Erfolg, aber die heute meistverbreitete Methode, die nachweisbar zur systematischen und nachhaltigen Verbesserung der Wettbewerbsstärke führt. EFQM ist eine Führungsphilosophie und ein Denkmodell, das den künftigen Anforderungen Rechnung trägt. Es stellt Instrumente wie beispielsweise ein Assessment zur Verfügung, mit dem Unternehmen und Organisationseinheiten, auf der Basis ihrer Strategie beziehungsweise übergeordneter Ziele, ihre Leistungsfähigkeit am Ideal reflektieren können.
Im Kontext mit Supportabteilungen können folgende Schwerpunkte zur Leistungsoptimierung zugrunde gelegt werden: Supportabteilungen exzellenter Organisationen …
- kennen ihre Kunden und sehen die unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen voraus.
- gestalten und pflegen einen Dialog mit ihren Kunden.
- binden ihre Kunden in die Entwicklung ihrer Leistungsfähigkeit ein.
- überwachen und überprüfen die Erwartungen und Wahrnehmungen ihrer Kunden.
- entwickeln aussagekräftige Messgrössen zur Überprüfung ihrer Effizienz und Effektivität.
Das Vorgehen führt zu Verbesserungspotenzialen, Zielen und konkreten Massnahmen, um Supportabteilungen zu optimieren.
Potenziale identifizieren
Wie erwähnt bilden die mittels Assessments eruierten Verbesserungspotenziale von Supportabteilungen die Basis für die Entwicklung der «Wettbewerbsstärke». Erfahrungsgemäss sind es einige wenige Verbesserungspotenziale, die sich in nahezu jeder Supporteinheit wiederfinden.
- Das Kerngeschäft des Unternehmens wird nicht oder zu wenig verstanden.
- Mitarbeitende in Supportabteilungen sehen sich nicht in der Rolle des internen Dienstleisters. Sie kennen ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg nicht, sind zu weit weg von der Wertschöpfung und nehmen die internen Kunden nicht als solche wahr.
- Die Bedürfnisse, Ziele und die Herausforderungen der internen Kunden sind nicht bekannt.
- Die Reaktions- und Durchlaufzeiten sowie die Entscheidungswege sind zu lang.
- Supportabteilungen messen sich nicht an der Zufriedenheit interner Kunden.
- Es werden Prozesse implementiert und Instrumente eingesetzt, die aus Sicht der Wertschöpfung wenig effizient und wirkungsvoll sind.
- Die Führungskräfte von Supporteinheiten nehmen ihre Vorbildfunktion nicht wahr.
Controlling statt Kontrolle
Um dem ramponierten Bild von Supportabteilungen entgegenzuwirken, macht es Sinn, Kontrollfunktionen zurück in die Wertschöpfung zu delegieren. Dazu kommt, dass Qualitätskontrolle durch Dritte im Kontext der Excellence reine Blindleistung ist – sie gehört in den Prozessschritt, in welchem die Leistung erbracht wird. Damit verändert sich die Rolle der Supportabteilung von der vorgebenden, anweisenden, kontrollierenden Instanz zur Kompetenz-, Koordinations-, Support- und Beratungseinheit mit herausragender Service- und Kundenorientierung.
Unternehmen mit einem hohen Reifegrad gehen heute so weit, dass sie für die internen Kunden in der Wertschöpfung einen Markt schaffen, um so einen Wettbewerb in den nicht wertschöpfenden Abteilungen zu schaffen. Der Wettbewerb mit externen Dienstleistern erhöht die Qualität der internen Dienstleister.
Best-Practice-Beispiele
Eine der effizientesten Methoden, die eigene Organisation zu entwickeln, ist die Orientierung an den Besten im Sinne von Best beziehungsweise Good Practice. Marktleader haben in aller Regel innovative und wegweisende Verhalten, Methoden und Instrumente implementiert, die zu besseren Ergebnissen beitragen. Campus Sursee, der Esprix-Award-Winner 2019, hat auf seinem Weg zu Excellence viele Erfolgsrezepte entwickelt und implementiert. So werden zum Beispiel mittels Impuls-Workshops zum Thema «Internes Kunden-Lieferanten-Verhältnis» die Mitarbeitenden mit ihren internen Kunden in den Dialog gebracht, diskutieren über gegenseitige Erwartungen und Potenziale im Bereich der Effizienz und Effektivität.
«Interne Kundenorientierung ist die ultimative Voraussetzung für externe Kundenorientierung», sagt Thomas Stocker, Geschäftsführer Bildungszentrum Bau. «Wir erachten es als zentralen Erfolgsfaktor, wenn unsere Mitarbeitenden aus den Supportabteilungen an die Front gehen, um das Kerngeschäft unserer Mitarbeitenden im Service, in der Küche sowie im Unterricht kennen und verstehen zu lernen.» Auch kreative Methoden wie die «Tandem-Fahrten» unterstützen im Campus Sursee das abteilungsübergreifende Denken und Handeln, das gegenseitige Verständnis und das unternehmensinterne Know-how aufzubauen. Beim Tandemfahren müssen die beteiligten Mitarbeitenden aus Supportabteilungen und aus der Wertschöpfung zusammenarbeiten, um ihr Ziel zu erreichen. Sie erreichen es nur, wenn sie sich einig sind, wie sie vorgehen, wie die Aufgaben verteilt werden und wie sie sich laufend abstimmen.
Die ZFV-Unternehmungen, eine traditionsreiche Schweizer Genossenschaft, die in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie und Bäckerei-Konditorei mit rund 2800 Mitarbeitenden erfolgreich mitwirkt, führen regelmässig interne Kun-
denzufriedenheitsbefragungen durch. Die relevanten Servicequalitäten, die bei internen Kundenzufriedenheitsbefragungen abgeholt werden, sind Reaktionsfähigkeit, Leistungskompetenz Zuverlässigkeit, Kommunikation, Serviceorientierung, Hilfsbereitschaft und Einfühlungsvermögen. Die Ergebnisse aus den Befragungen tragen dazu bei, dass die Mitarbeitenden im Umgang mit ihren internen Kunden sensibilisiert werden, sich mit deren Bedürfnissen beschäftigen und sich durch Benchmarking unter den Supporteinheiten systematisch verbessern.