Von Fachkräftemangel ist in einem Wirtschaftssystem immer dann die Rede, wenn eine signifikante Anzahl an offenen Arbeitsplätzen nicht durch Mitarbeitende mit den dazu passenden Talenten und Skills besetzt werden kann, weil sie dem Arbeitsmarkt nicht in genügender Zahl zur Verfügung stehen.
Fachkräftemangel nimmt zu
In der Schweiz sind rund 90000 kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) vom Fachkräftemangel betroffen. Das hat die Studie «Strategien gegen den Fachkräftemangel» der Credit Suisse ergeben, die Ende 2017 publiziert wurde. Befragt für die Erhebung wurden rund 1900 Unternehmen in der Schweiz. Die Ergebnisse der Forscher sind alarmierend:
- Ein Viertel der KMU gab an, aktuell nicht genügend Fachkräfte zu haben.
- Mehr als die Hälfte der rekrutierenden Firmen hat grosse Mühe, geeignete Kandidaten für offene Stellen zu finden, wenn diese überhaupt besetzt werden können.
Die Forscher kommen daher zum Schluss: «Das Thema Fachkräftemangel ist für Schweizer KMU definitiv sehr relevant.» Die Situation hat sich seither sogar noch verschlechtert, wie der von Spring Professional und vom Stellenmarkt-Monitor der Universität Zürich erstellte Fachkräftemangelindex aufzeigt. Zwischen 2016 und 2019 legte der Index um 22 Prozent zu. In der Deutschschweiz ist der Mangel ausgeprägter als in der Westschweiz. Wie der Bund auf seiner Website schreibt, ist die Ingenieurbranche seit 2018 am stärksten betroffen. Zu den gefragtesten Profilen gehören Tiefbau- und Elektroingenieure. Einige technische Branchen sowie die Informatik leiden ebenfalls unter dieser Situation. Auch im Treuhandwesen herrscht ein akuter Mangel an gut ausgebildeten Mitarbeitenden, der die Branche vor eine grosse Herausforderung stellt. Dies betrifft vor allem kleinere Unternehmen, die bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeitenden in enger Konkurrenz zu Grossunternehmen stehen, welche mit attraktiven Anstellungsbedingungen und Karrieremöglichkeiten werben.
Mitarbeitende fördern
Eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zu begegnen, besteht für KMU darin, firmeninterne Mitarbeitende durch sogenanntes Up- und Reskilling selber zu Fachkräften auszubilden, indem man sie fördert und ihre Qualifikationen durch entsprechende Um- und Weiterbildungen laufend ausbaut. Die Berufslehren allein bringen nicht die selbstständigen Persönlichkeiten auf den Markt, die einem Arbeitgeber längerfristig nutzen. Es braucht Weiterbildungen, die keine Schnellbleichen darstellen, sondern fundierte Grundlagen vermitteln. Dies, wenn möglich, in einem klar definierten zeitlichen Umfang, am liebsten berufsbegleitend und letztendlich auch noch bezahlbar.
Früher kannte man in der kaufmännischen Weiterbildung vor allem die Berufsprüfung. Der älteste Fachausweis der Schweiz ist der des Buchhalters. Heute gibt es zahlreiche mehr. Diese Weiterbildung dauert mehrere Semester und ist, trotz Subjektfinanzierung, teuer. Genau daher hat «edupool.ch» vor zirka 20 Jahren begonnen, Weiterbildungen zu definieren und Standards zu garantieren, welche auf der Stufe zwischen Grundausbildung und höherer Berufsbildung angesiedelt sind. Neue Produkte werden zusammen mit den Partnerschulen und, wo sinnvoll, auch mit Branchen- und Berufsverbänden entwickelt und orientieren sich an den Anforderungen des Arbeitsmarkts. Es ist das Ziel, attraktive Bildungsangebote für KMU zu schaffen, die Bedürfnisse abdecken, einen klaren Praxisbezug haben und innerhalb einer zeitlich überschaubaren Dauer absolviert werden können.
Stufe Sachbearbeitung
Mit dem klaren Fokus auf die Stufe Sachbearbeitung werden diese kürzeren und bezahlbaren Fortbildungen entwickelt. Die Anzahl erfolgreicher Absolventen steigt von Jahr zu Jahr und der Titel «Sachbearbeiter/-in» mit verschiedenen fachlichen Ausrichtungen hat sich in der Wirtschaftswelt etabliert. Zwei, höchstens drei Semester dauern diese Bildungsgänge. Formale Zulassungsbedingungen gibt es keine. Es wird jedoch Praxiserfahrung gewünscht. Dies ermöglicht auch Quereinsteigenden, ein schweizweit anerkanntes Diplom zu erwerben, und öffnet ihnen die Tür zu einer Karriere im kaufmännischen Bereich. Die Lernziele der Weiterbildungen mit dem Qualitätslabel «edupool.ch» sind im Bildungsgangbeschrieb klar definiert. Die entsprechenden Lehrmittel werden passgenau entwickelt und beinhalten den prüfungsrelevanten Lernstoff. Der Unterricht findet ausschliesslich an akkreditierten Partnerschulen, in der Regel kaufmännischen Weiterbildungszentren, statt. Die zentral organisierten Prüfungen garantieren, dass alle Abschlüsse über einheitliche Standards und einen klar definierten Wert verfügen.
Für Unternehmer ist es wichtig, dass sie wissen, was ihre Mitarbeitenden besser können, wenn sie über einen Sachbearbeiter-Abschluss verfügen. Die neuen Fähigkeiten werden praxisnah erworben und sind im Alltag rasch anwendbar. Dies führt zu einer qualitativ spürbaren Verbesserung der Leistung. Diesen Fokus gilt es bei jedem Bildungsgang zu behalten. Gerade für kleinere und mittlere Unternehmen ist die Weiterbildung auf der Stufe Sachbearbeitung eine Alternative zur kostspieligeren Berufsprüfung. Zwischen dem Lehrabschluss und der Spezialisierung auf der Stufe Fachausweis vermittelt diese Fortbildung Absolventen einer KV-Lehre das nötige Rüstzeug für selbstständiges und effizientes Arbeiten. Zudem bleiben mit der Förderung von Lehrabgängern die Kompetenzen im Haus und das Unternehmen gibt jungen Menschen die Chance, erste verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen und die so wichtige Berufserfahrung zu sammeln. Die offenen Zulassungsbedingungen (es wird kein Fähigkeitszeugnis verlangt) ermöglichen andererseits auch erfahrenen Praktikern, theoretisches Fachwissen aufzubauen, um das Tagesgeschäft noch kompetenter zu betreuen.