Eigentlich ist es ja klar: Die wesentlichen Themen im Unternehmen drehen sich um die Kunden. Wirklich? Tatsächlich ist festzustellen, dass sich mitnichten der Grossteil der Gespräche im Unternehmen um Kundenprobleme dreht, die es zu lösen gilt, oder um Kundenbedürfnisse, denen man noch mehr auf die Spur kommen sollte, sondern dass sich viele interne Gespräche, viele interne Arbeitstreffen, ja sogar ganze Klausuren nahezu ausschliesslich auf interne Themen fokussieren. Nun kann man unterstellen, dass dies nicht aus Selbstzweck geschieht und dass zumindest eine implizite Absicht besteht, dass Gespräche über interne Abläufe, interne Hindernisse, interne Themen letztlich darauf zielen, dass sich das Unternehmen am Markt besser positioniert, seine Kunden besser bedient, dadurch werthaltig profitabel wächst. Natürlich sind Gespräche über interne Verbesserungen und das Überwinden interner Hürden auch relevant, aber bedauerlicherweise verstellen sie allzu häufig den Blick für das Wesentliche: die Kunden.
Aus einem Arbeitstreffen zum groben Thema «Weiterentwicklung des Unternehmens» mit der Führungsmannschaft eines mittelständischen Unternehmens lassen sich bei genauer Beobachtung sehr wohl Indizien darüber ableiten, wie es um das Unternehmen in Sachen «Wachstum» bestellt ist, und zwar ohne dass man die tatsächliche Wachstumssituation oder die Position des Unternehmens auf der Wachstumskurve kennen muss. Wenn jeder Fachbereich seine Themen vorträgt, kann man ahnen, womit sich das Unternehmen vordergründig beschäftigt, welche Themen die meiste Aufmerksamkeit erhalten, welche Ressorts die grössten zeitlichen und finanziellen Zuwendungen erhalten.
Sich zu sehr an internen Themen zu reiben, verstellt den Blick auf die Kunden und verringert Wachstumschancen
Wenn die Personalabteilung zum Beispiel darüber spricht, dass das interne Beurteilungssystem verbessert werden muss, dass man an einem Punktesystem zur besseren Bewertung der Tätigkeiten von Mitarbeitern arbeitet, die Produktionsleitung sich darauf fokussiert, die Durchlaufzeiten zu verkürzen und Rüstzeiten zu minimieren, die Lagerleitung den Einwand erhebt, dass sich dann die Bestandskosten möglicherweise deutlich erhöhen werden, wenn der Vertrieb, der Bestände ohnehin liebt, weil sie ihm Lieferfähigkeit garantieren, darauf drängt, ein neues Provisionssystem zu entwickeln, der Einkauf vor allem daran arbeitet, die Bezugspreise zu senken, und das Marketing sich in Berichten über Platzierungen von Pressemeldungen ergeht, dann weiss man: Der Kunde spielt hier eine untergeordnete Rolle. Wenn man dann auf die Position des Unternehmens auf der Wachstumskurve schaut, wird man feststellen: Ein solches Unternehmen wächst vielleicht noch minimal, vermutlich stagniert es aber und wenn man ehrlich ist, steuert es bald auf eine Abwärtsrichtung zu, wird hier nicht rechtzeitig etwas verändert.
Natürlich ist es leichter, sich an internen Themen zu reiben, als an Themen, die den Kunden anbelangen, und wenn man in mittelständischen Unternehmen fragt, wird man auch immer die Antwort erhalten: «Natürlich haben wir den Kunden im Fokus, sonst brauchten wir doch gar nicht am Markt zu sein.» Die Realität, gemessen an der Relation der gewidmeten Zeit und Aufmerksamkeit auf interne Verbesserungen zu der auf Kundenthemen, spricht oft eine ganz andere Sprache.