Strategie & Management

Wissensmanagement

Organisationales Wissen fördern und bündeln

Der Umgang mit vorhandenem Wissen bekommt eine immer grössere Bedeutung für den Unternehmenserfolg. Im Zentrum dieser Entwicklung steht der Mensch, ohne dessen Mitwirkung jede Form von Wissensmanagement scheitert. Der Beitrag skizziert die Bedeutung von Wissensmanagement und warum es zur zentralen Überlebensfrage werden kann.
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Wissensmanagement bedarf einer kooperativen, fördernden Unternehmenskultur. Immaterielle Unternehmenswerte sollten aufgespürt werden. Es geht um «verbor­genes» Potenzial und «unentdecktes Vermögen», eine bislang zu wenig genutzte Ressource, den verborgenen «Schatz des Wissens», das «Gold» in den Köpfen der Mitarbeiter.

«Wissen ist Macht», dies gilt für alle ­Unternehmen gleichermassen. Der Ressource Wissen kommt also eine immer grössere Bedeutung zu, sie wird zum erfolgskritischen Faktor für den Unternehmenserfolg. Oft hört man: «Wir befinden uns auf dem Weg zur Wissensgesellschaft», und es ist die Rede davon, dass Wissen zur vierten Dimension wird.

Erfolgsfaktor Wissen

Da also der Anteil von wissensintensiver Arbeit in allen Sektoren kontinuierlich wächst, wird Wissen – als zentrales Element gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Handelns – als wichtiger Bestandteil verstanden, der an Bedeutung gewinnt. Der Erfolg von Unternehmen wird demnach zunehmend davon abhängen, wie sehr es gelingt, das vorhandene Wissen zu identifizieren und erfolgreich umsetzen.

Wissensmanagement ist also in allen Unternehmen kaum mehr wegzudenken. Wissen bedeutet einen Wettbewerbsvorteil. Auch in kleineren Firmen und Einrichtungen spielt das Wissensmanagement zunehmend eine grössere Rolle. Wissensmanagement bedeutet, vorhandenes Wissen …

  • zu identifizieren
  • zu vernetzen
  • zu bewerten und
  • bestmöglich strategisch und operativ einzusetzen

Dafür gibt es verschiedene Wissensmanagement-Methoden. Das Wissen in einem Unternehmen muss koordiniert werden. Sämtliches vorhandenes Wissen muss gespeichert, verwaltet und für andere verfügbar gemacht werden, nur so sind alle Mitarbeiter jederzeit informiert und auf dem neuesten Stand. Wissen steckt aber nicht nur im Unternehmen selbst, vielmehr verfügen auch Partner, Lieferanten, Kunden und/oder weitere Know-how-Träger/Experten (Stakeholder) über externes Wissen, das für das Unternehmen zugänglich gemacht werden sollte. Damit lässt sich neues Wissen generieren und in innovative Produkte, Dienstleistungen, Prozesse und Geschäftsfelder umsetzen.

Die lernende Organisation (LO)

Was ist Wissensmanagement? Unter  dem Begriff Wissensmanagement versteht man die Gestaltung von Organisationen unter besonderer Berücksichtigung des ­Produktionsfaktors Wissen. Im Vordergrund steht dabei, individuelles Wissen zu schaffen und zu vernetzen.

Die Einzigartigkeit der immateriellen Ressource Wissen liegt darin, dass sie sich bei der Nutzung nicht verbraucht, sondern vermehrt. Deshalb und wegen der immensen Wertschöpfung gilt Wissen als der Produktionsfaktor der Zukunft. Wie schafft man es, bereits vorhandenes Wissen zu speichern und verfügbar zu machen? Wie schafft man es, die Wissens­basis zu erweitern? Was kann ein Unternehmen tun, damit daraus eine lernende Organisation wird?

Aspekte einer Definition

Was ist eine lernende Organisation? Mit dem Wandel der Gesellschaft zu einer ­Informationsgesellschaft, den sich im­-mer schneller ändernden Marktsitua­tionen und einem sehr weit fortgeschrittenen Automatisierungsprozess wird es notwendig, den Mitarbeiter möglichst umfassend zu nutzen und dadurch ein Organisationssystem zu schaffen, das ­fähig ist, den schnell wechselnden, anspruchsvollen, kundenspezifischen Ansprüchen zu genügen. Als ein Weg hierzu wird die lernende Organisation verstanden. In einem Markt, der sich ständig wandelt, wird die Reaktionsgeschwindigkeit eines Unternehmens zu einem Erfolgsfaktor. Die LO basieren auf der Erfahrung, dass individuelles Lernen für den Erfolg nicht ausreicht, die Organisation muss vielmehr als soziales System selber lernfähig sein. Eine LO zeichnet sich daraus aus, dass ihre Akteure häufig, gemeinsam und bewusst über ihr Selbstkonzept, ihr Handeln und die dadurch erzielten Ergebnisse nachdenken. Dabei entwickeln sie Ideen für Veränderungen und setzen diese in Strukturen, Prozesse und Massnahmen um.

Das Lernen gilt als zentraler Erfolgsfaktor der Unternehmensentwicklung. Die lernende Organisation wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Bestehende Strukturen und Prozesse müssen dabei häufig in Frage gestellt werden. Eine entsprechende Lern- und Veränderungskultur der Mitarbeiter und Führungskräfte ist daher sehr wichtig. Die lernende Orga­nisation betrifft viele Unternehmensbereiche. Die Unternehmensentwicklung hängt dabei massgeblich vom Entwicklungsgrad der lernenden Orga­nisation ab.

Basismerkmale 

Es gibt viele Definitionen zur lernenden Organisation, beziehungsweise zum Synonym «organisationales Lernen», aber es ist ein sehr vager und unklar definierter Begriff. Die nachfolgende Übersicht oder Zusammenfassung soll etwas Klarheit schaffen (Quelle: Eva-Susanne Krah, 2013).

Aufmerksamkeit und Sensibilität für Veränderungen

  • Neugier
  • Beobachtung des Umfelds
  • Rasches Erkennen von Problemen
  • Antizipieren von zukünftigen Trends, Veränderungen und Entwicklungen

Anpassung an die Umwelt

  • Schnelle, proaktive und flexible Reaktion auf (mögliche) Veränderungen
  • Verhaltensänderung, Verbesserungen und Anpassung von Prozessen und Strukturen und Erneuerungen
  • (Pro)aktive Gestaltung des Umfelds und der eigenen Zukunft 
  • Erweiterung der Wissensbasis und der Problem­lösungs- und Handlungskompetenz

Lernfähigkeit

  • Erinnerungsvermögen
  • Effektivere Problemlösung beim wiederholten Male
  • Lernen aus der Vergangenheit 
  • Wissensbasis, Informationsgewinnung und -verarbeitung, Verfügbarkeit und Zugriff

Kommunikation und Zusammenarbeit

  • Schneller/effizienter Wissensaustausch
  • Kommunikation, freier und offener ­Informationsfluss, Dialog
  • Zusammenarbeit, Teams
  • Multifunktionale Teams, grenzenlose Organisation
  • Fehlerfreundliche Kultur, Scheitern ist erlaubt

Lernen

  • Toleranz, Aktivitäten ausserhalb der Kernkompetenzen erlauben
  • Offen für Neues
  • Querdenken, laterales Denken
  • Vernetztes, komplexes Denken

Aussenorientierung

  • Lernen aus Erfahrungen und Best Practices anderer, Benchmarking
  • Wissen aus dem Umfeld aufnehmen, Netzwerke, externe Kooperationen, Partnerschaften, Kunden- und Lieferanten-Integration (Stakeholder)
  • Entwicklung neuer Fähigkeiten, Fort- und Weiterbildungsprogramme

Reflexion

  • Beobachtung von eigenem Denken und Handeln, Selbstkritik
  • Infragestellen aktueller Muster
  • Hinterfragen von Prozessen
  • Problemorientierung Persönlichkeit und mentale Modelle
  • Systemisches Denken/Chaostheorie und anderes
  • Interne und externe Kundenorientierung, Bewusstsein der Auswirkungen der eigenen Arbeit, Feedback
  • Prozessorientierung, Management-Komplexität
  • Kreativität, Problemlösungsfähigkeit
  • Management-Commitment, sichtbare Management-Unterstützung
  • Gemeinsame Vision, Ziele, Philosophie, Werte
  • Leadership, soziale und emotionale Intelligenz, neue Rolle der Führungskraft
  • Empowerment, Beteiligung und Ermächtigung der Mitarbeiter, Partizi­pation, Dezentralisierung, Verantwortungsbewusstsein, Mitarbeiter-Orientierung
  • Motivation, Belohnung, Anreize, An­erkennung, Identifikation mit dem Unternehmen

Die Grundversorgung

Ein lernendes Unternehmen befindet sich ständig in Bewegung, denn Ereignisse werden nicht als Gegebenheit, sondern als Anregung zum Experimentieren ge­sehen. In einer solchen, von Offenheit und Individualität geprägten Unternehmenskultur gilt Scheitern als Chance, um die Wissensbasis zu erweitern. Jeder Mitarbeiter möchte lernen und sich weiterentwickeln. Dabei wird er vom Unternehmen unterstützt. 

Wichtige Grundlage ist hierbei die Erkenntnis aus der Systemtheorie, dass wir Organisationen als soziale Systeme begreifen, die ebenso wie Personen in der Lage sind, zu lernen und somit ­Wissen zu generieren. Organisationales Wissen ist demnach Wissen, das nicht in den ­Köpfen von Menschen gespeichert ist, sondern in den Or­ga­nisationsformen. Die Leistungsfähigkeit ­eines Unternehmens basiert somit nicht nur auf dem Wissen von Personen, sondern ebenso auf dem Wissen des Systems.

Die Ziele 

Das Ziel einer LO besteht in der verbesserten Nutzung von Informationen bzw. Wissen. Diese optimierte Nutzung führt zu ­einer erhöhten Problemlösungskompetenz durch eine grös­sere gemeinsame Wissensbasis und zu einer Wertsteigerung des Humankapitals, da die Mitarbeiter ständig neues Wissen erwerben.