Anders als klassische Unterrichtsmethoden fokussiert das «Begleitete Selbstorganisierte Lernen» (BGSOL) auf selbstständiges Lernen. Die frontal gehaltenen Unterrichtseinheiten sind kürzer, dafür haben die Lernenden mehr Zeit, um sich selbst in den Stoff zu vertiefen. Dies tun sie mittels digitalen Lernaufträgen zum Kompetenzaufbau – reines Pauken ist Vergangenheit. Die Lernenden arbeiten vor Ort. Sie werden von einem Coach und von Fachlehrpersonen begleitet, die sie individuell betreuen und fördern. Mit dem BGSOL-Modell haben die Lernenden trotz klarer Strukturen mehr Freiheiten, müssen aber auch mehr Verantwortung übernehmen. Damit üben sie sich in Selbstführung und Selbstdisziplin – Kompetenzen, die im heutigen Arbeitsmarkt besonders gefragt sind.
Neues Modell funktioniert
Die WKS KV Bildung hat das selbst entwickelte, innovative, neue Unterrichtsmodell letzten Sommer in der kaufmännischen Grundbildung eingeführt. Die ersten Prüfungen im Schuljahr sind kritisch ausgefallen und es gab aus diesem Grund auch wieder Austritte. Wie es beim Prototyping so ist, die ständige Anpassung und Verbesserung basierend auf konkreten Erfahrungen ist der Weg des Erfolges. «Das System funktioniert», sagt Simon Schranz, Leiter Kaufleute der WKS KV Bildung. Die Erfahrungen bis anfangs zweites Schuljahr zeigten aber auch, dass die Abstimmung zwischen den Fachlehrpersonen, Coaches und den Lernenden noch deutlich verfeinert werden muss, damit das selbständige Lernen auch wirklich nachhaltig gefördert wird. Selbstverständlich sei das nicht, denn bei einem neuen Projekt wisse man nie, ob sich die erhofften Resultate auch einstellten.
Auch aus Sicht der Schüler ist die neue Unterrichtsform gut angekommen. Der KV-Lernende Noël Siegenthaler etwa besucht seit August 2018 den Unterricht nach der neuen BGSOL-Methode. «Das BGSOL ermöglicht es mir, meine Zeit sehr frei einzuteilen. Wenn ich ein Thema verstehe, muss ich nicht weiter einem Lehrer zuhören, sondern kann mich Bereichen zuwenden, in denen ich weniger gut bin. Ich kann sogar selbst bestimmen, wie lange ich an einem Thema arbeite. Im klassischen Unterricht ist dies ganz anders», sagt Siegenthaler.
Neue Rollen für Lehrpersonen
Das BGSOL erweist sich als vielversprechende Ergänzung zum klassischen Unterricht. Es stellt für die Lehrpersonen aber auch viel Neuland dar. Sie sind länger vor Ort präsent als im klassischen Unterrichtsformat. Dafür haben sie mehr Zeit für die individuelle Betreuung und stehen weniger lang vor der Klasse. Jede Lehrperson hat mehrere Rollen: Sie ist Fachlehrperson im Input, Lernbegleiter für alle in der Lernphase sowie persönlicher Coach für drei bis vier Lernende. Die Rolle als Coach erfordert einen neuen Ansatz: «Die Coachs begleiten ihre Lernenden lösungsorientiert. Anstatt ihnen einfach zu zeigen, wie etwas geht, fragen sie sie, warum eine Sache ihrer Meinung nach nicht klappt. «Fragen statt sagen, lautet hier der Grundsatz», sagt Simon Schranz. Im BGSOL-Team ist auch die Zusammenarbeit zwischen den Lehrpersonen sehr wichtig. Das ist eine Herausforderung, weil nie alle gleichzeitig vor Ort sind. Hier ist der Einsatz der neuen Medien der zentrale Ansatz für Lösungen. Trotz der Umstellungen, die das neue Modell für die Lehrpersonen mit sich bringt, haben bereits weitere Lehrpersonen für das kommende Jahr ihr Interesse am
Einsatz am BGSOL angemeldet.