Liquiditätskrise folgt der strategischen Krise
Da sich Unternehmenskrisen oft im Verborgenen entwickeln, erfolgt die Reaktion eines Unternehmens in der Regel erst, wenn die Symptome in einem Liquiditätsengpass enden. Doch: Je später eine Krise als solche erkannt wird, desto enger wird der Handlungsspielraum für eine angemessene Reaktion.
Von der strategischen bis hin zur Liquiditäts-Krise
Die Entwicklungszeiten von Krisen haben sich in den letzten Jahren stark verkürzt. Während noch vor wenigen Jahren die Zeitspanne von der Strategie- bis zur Liquiditätskrise mehrere Jahre dauerte, so sind aktuell Zeiträume von nur wenigen Monaten zu beobachten. Ein zielorientiertes Frühwarnsystem (siehe Ausgabe 9 / 2016, Phase Durchbruch) kann hier der Unternehmenskrise vorbeugen. Das Frühwarnsystem gibt der Unternehmungsführung zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Warnhinweise.
Turnaround mittels strategischer (Neu-)Ausrichtung
Erkennt die Unternehmungsführung die kritische Lage und ergreift rechtzeitig Massnahmen zur Rettung der Unternehmung, so gilt es, den Weg der strategischen (Neu-)Ausrichtung einzuleiten. Warum soll ein Kunde ausgerechnet bei uns kaufen? Es ist immer wieder überraschend, wie wenige Unternehmen bzw. deren Mitarbeitende in der Lage sind, ihre Positionierung in einem glasklaren und einfachen Satz zu beschreiben.
Das bedeutet in der Regel, der Kunde soll ohne einen markanten Grund kaufen. Ist es nur der Preis, der uns von der Konkurrenz unterscheidet, so bedeutet dies harten Wettbewerb sowie austauschbare Produkte und Dienstleistungen. Austauschbare Produkte und Dienstleistungen unterliegen grundsätzlich dem Preiskampf.
Für das Unternehmen wirkt sich dies meist mit geringerem Deckungsbeitrag, mangelnder Liquidität oder auch sinkender Loyalität aus. Viele Unternehmen reagieren auf die in der Krise gemachten Erfahrungen auch mit einer Verbreiterung ihres Produkt- / Dienstleistungsangebots. Sie wollen sich mehrere Standbeine zulegen. Doch aufgepasst – gerade in dieser Phase gilt es unser Kerngeschäft zu stärken.
Eine Möglichkeit ist dabei die Anwendung des Wachstumssterns. Dieser liefert uns wertvolle Impulse, um das Kerngeschäft bspw. mittels neuer Vertriebskanäle oder unter Nutzung von geeigneten Kooperationspartnern zu erschliessen. Erfolgversprechend ist zu diesem Zeitpunkt auch das Festlegen der «Trade-offs». Also auch das zu definieren, was unser Unternehmen in Zukunft nicht tut.
Strategische (Neu-)Ausrichtung – anders sein als andere
Was bekommt der Kunde nur bei unserem Unternehmen, aber bei keinem anderen? Unternehmen behaupten gerne pauschal, sie böten ihren Kunden «Qualität» an. Dies sei das Unterscheidungsmerkmal, mit dem sie sich von der Konkurrenz differenzieren. Doch Qualität allein genügt in der Regel nicht, um sich von den Mitbewerbern zu unterscheiden. Denn auch unsere Konkurrenz behauptet von sich, Qualität anzubieten.
Betrachten wir erfolgreiche Unternehmen, so stellen wir rasch fest, dass sie sich beispielsweise mittels eines einzigartigen Produkts, einer einzigartigen Dienstleistung, einer speziellen Zielgruppe oder auch einer einzigartigen Problemlösung von der Konkurrenz unterscheiden. Sie wissen genau, wo bei ihren Kunden die Probleme liegen, und bieten hier zielorientierte Lösungen mit einem deutlich höheren Kundennutzen als die Konkurrenz an und sind dadurch ihrer Konkurrenz überlegen.
Die Mund-zu-Mund-Propaganda spielt, die Kundenbindung steigt und das Unternehmen erzielt seiner Umsatz vermehrt mit Stammkunden. Auch unser Know-how im Kerngeschäft vergrössert sich dadurch und die Kunden sind bereit, für ihre Leistungen mehr zu bezahlen. Dies wiederum bedeutet für das Unternehmen: höhere Deckungsbeiträge, wachsende Liquidität und stärkere Loyalität.