Unternehmer und Geschäftsführer sind heute stärker denn je mit den Herausforderungen der hoch dynamischen Umweltsphären konfrontiert. Trotz der Konsultation von externen Beratern, Ratschlägen aus dem Familien- und Freundeskreis oder dem Austausch im Rahmen lokaler Gremien haben viele Unternehmer keine Plattform, um ihre wichtigsten Fragen mit Gleichgesinnten diskutieren zu können.
Voneinander lernen
Diese Möglichkeit bietet eine sogenannte «Erfahrungsgruppe» (ERFA-Gruppe). In einer ERFA-Gruppe werden realitätsnahe Probleme besprochen. Entscheidend ist eine möglichst grosse Offenheit, da so substanzielle Antworten gefunden werden können, was zu einer grösseren Entscheidungssicherheit führt. Unternehmer sind verständlicherweise nicht gerne bereit, die eigene interne Situation direkten Mitbewerbern offenzulegen. Um die Bereitschaft für die notwendige Transparenz zu erreichen, eignen sich als Teilnehmer einer ERFA-Gruppe somit Unternehmen, welche zwar die Situation und die Problematik der jeweiligen Branche kennen, jedoch nicht auf dem gleichen regionalen Markt aktiv sind.
Ein branchenübergreifendes Benchmarking ist ebenfalls ein erfolgreiches Instrument, um «von den Besten zu lernen». Hier wird die Hemmschwelle, die eigenen Prozesse offenzulegen, noch weiter gesenkt. Andere in der Gruppe engagierten Unternehmen, welche die vorgestellten Prozesse gegebenenfalls übernehmen, sind keine direkten Konkurrenten, da sie mit anderen Produkten beziehungsweise in anderen Märkten tätig sind.
Ein viel zitiertes Beispiel in diesem Zusammenhang ist der amerikanische Technologiekonzern Xerox. Der Anbieter von Drucklösungen sah sich Ende der 1970er-Jahre von japanischen Anbietern in die Enge getrieben. Xerox startete ein Benchmarking-Programm mit branchenfremden Unternehmen. Da Probleme bei der Warenlogistik festgestellt wurden, hat man sich die Abläufe eines Sportartikel-Versandhändlers genauer angeschaut. Aus dem Vergleich wurden anschliessend Handlungsmassnahmen fürs eigene Unternehmen abgeleitet, so dass die Gesamtkapitalrendite in der Folge erfolgreich gesteigert werden konnte.
Externe Expertise nutzen
Eine der Hauptherausforderungen in der KMU-Führung ist oftmals die mangelnde Verfügbarkeit von Branchenvergleichsdaten. Der Austausch in ERFA-Gruppen kann diesen Mangel ausräumen. Es liegt grosses Potenzial im offenen Umgang mit Leistungsbewertungen und den daraus abgeleiteten Handlungsmassnahmen im Unternehmen. Einmal oder mehrmals im Jahr durchgeführte Kennzahlenvergleiche sind die ideale Möglichkeit, Informationsdefizite zu überwinden. Dabei werden Rentabilitätskennzahlen (wie RoE, RoI, EBIT-Margen), liquiditätsorientierte Kennzahlen (Liquiditätsgrad I bis III) sowie strukturelle Bilanzkennzahlen (wie Eigenkapitalquote, Gearing, Debitorenfrist) analysiert. Mittels eines zielgerichteten Benchmarkings werden durch Vergleiche innerhalb der branchenspezifischen Foren Massnahmen zur Verbesserung der eigenen Unternehmensprozesse entwickelt.
KMU, die mangels Kapazitäten keine entsprechenden Strukturen und Prozesse aufbauen können, wenden sich mit Vorteil an externe Fachleute. So vertrauen rund drei Dutzend Unternehmen aus verschiedenen Branchen ihre Finanzzahlen dem Zentrum für Accounting & Controlling der ZHAW School of Management and Law an. In Zusammenarbeit mit der auf Coaching, Consulting und Connecting ausgerichteten Benrox AG werden diese Unternehmen in sinnvoll zusammengefasste ERFA-Gruppen eingeteilt und im Folgenden in ihrer Entscheidungsfindung begleitet.