Strategie & Management

Profilierungsstrategien

Mit wertbasierter Haltung zum Erfolg

Globale Technologie- und Internetfirmen wie Apple, Alphabet (Google), Microsoft, Amazon und Facebook dominieren die Börsen und verschärfen die Konkurrenzsituation. Wie es Unternehmen gelingen kann, in diesem herausfordernden Marktumfeld zu bestehen, sich zu profilieren und langfristig erfolgreich zu sein, skizziert dieser Beitrag.
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Die Macht der Konzerne wächst. Nicht nur unter Tech-Giganten, sondern in allen Branchen. Diese Entwicklung ist kritisch zu beurteilen, da sie das Leben von Milliarden von Menschen beeinflussen kann und vor allem Aktionäre – nicht aber die Arbeitnehmenden – profitieren. Das monopolistische Gebaren der grossen Internetkonzerne wird inzwischen auch als Gefahr für die Demokratie gewertet. Um-so wichtiger ist es für eine Gesellschaft, dass sich die Unternehmen gegenüber diesen Giganten behaupten und für einen ausgeglichenen Markt sorgen.


Konzentrierte Macht

Zusätzlich zu ihrer marktbeherrschenden Stellung in ihrem angestammten Geschäft nutzen die globalen Tech- und Internetfirmen ihre ökonomische Stärke und strategische Macht, um in andere Märkte vorzudringen. Auf diese Weise konkurrenzieren sie Detailhändler, Filmproduzenten, Versicherer genauso wie Online-Shops oder Autohersteller.

Amazon beispielsweise mischt gleichermassen im Markt der Detailhändler wie der Videostreaming-Anbieter oder Krankenkassen mit. 1995 gestartet, ist Amazon derzeit der weltweit grösste Buchhändler, ein Handelsgigant, der ein nicht mehr überschaubares Online-Sortiment anbietet. Darüber hinaus betreibt Amazon ein Video-Streaming-Angebot, hat den ersten Supermarkt ohne Kassen eröffnet und entwickelt die Krankenkasse der Zukunft. So ist Amazon zum umsatzstärksten Internetunternehmen und sein Gründer Jeff Bezos zum reichsten Mann der Welt geworden.

Auch Google, respektive seine Muttergesellschaft Alphabet, ist 20 Jahre nach dessen Gründung weit mehr als eine Suchmaschine: von selbstfahrenden Autos über Quantencomputer bis hin zu fliegenden Windturbinen und zur Medizinforschung umfasst das weit gefächerte Tätigkeitsfeld von Google und seinen Schwesterfirmen ein schier unbegrenztes Universum. Im Suchmaschinenmarkt hat Google längst eine quasi Monopolstellung erreicht und in den zahlreichen Bereichen, in die das Unternehmen vordringt, gibt es den Takt der wirtschaftlichen Entwicklung vor.


Von den Super-Firmen lernen

Was diese neue Generation führender Unternehmen auszeichnet, ist Innovationsfähigkeit, Mut und der drängende Wille, die Welt zum «Guten» zu verändern. Googles Gründer Larry Page und Sergey Brin verkündeten bereits mit Firmengründung ihre Mission: «Die Informationen der Welt zu organisieren und sie universal zugänglich und nutzbar zu machen.» Bemerkenswert ist nebst der ethischen Grundidee, in welchen Dimensionen die beiden denken. Denn die Aussage bezieht sich nicht allein auf die Online-Welt, sondern vielmehr auf alle Informationen der Welt.

Auch Facebook wurde damals gegründet, «um eine soziale Mission zu erfüllen». Doch die ursprüngliche Idee, die Welt zu verbinden, reicht dem Gründer Mark Zuckerberg nicht mehr. Er will nun die Welt näher zusammenbringen und damit einen positiven Einfluss auf das Weltgeschehen fördern.

Mit solchen Ambitionen ist die Einsicht verbunden, die Angebote eines bestehenden Unternehmens ständig neu erfinden zu müssen, um sie für den Markt von morgen fit zu machen. Unternehmen wie zum Beispiel Google haben es in ihrer DNA, ständig Neues auszuprobieren und drängen darauf, immer wieder massgebliche Verbesserungen ihrer Produkte zu erzielen. Um diesen Innovationsgeist zu fördern, nutzen sie Organisationsformen, die den komplexen und dynamischen Herausforderungen des Markts und der Umwelt Rechnung tragen. In diesen Strukturen wird dem Wissensmanagement besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Nicht ohne Grund arbeiten Google-Mitarbeitende 20 Prozent ihres Pensums an eigenen Ideen und Arbeiten, die ihnen Spass machen, mit dem Ziel, weitere Innovationen auf den Markt zu bringen.

Schliesslich entwickeln die Super-Firmen viele Neuschöpfungen in Kooperation mit Partnern. Google erprobt den Quantencomputer zusammen mit der Nasa, bei den selbstfahrenden Autos arbeitet der Internetkonzern mit der Automobilindustrie zusammen, und Amazon spannt für die Versicherung der Zukunft mit renom­mierten Grossunternehmen wie Berkshire Hathaway zusammen. In hochkonzentrierten Märkten ist die Kraft der Kooperation ein wichtiger Treiber des Fortschritts.


Von den Mankos profitieren

Die sogenannten Super-Firmen treten aber arrogant und aggressiv auf. Dadurch haben sie ein Glaubwürdigkeitsproblem. Erst im vergangenen Jahr hat die EU die Marktmacht von Google, Apple und Co. unter die Lupe genommen, und VW hat geradezu beispielhaft bestätigt, wie skrupellos Giganten agieren. Der Chef des Industriekonzerns Siemens, Joe Kaeser, musste sich ebenfalls der Kritik stellen, als er am WEF sein Unternehmen als «the greatest company in the world» bezeichnete und die Investoren ihn gleichzeitig zum Arbeitsplatzabbau zwangen. Google geriet erstmals in Kritik, als das Unternehmen aus den sympathischen Start-up-Schuhen wuchs und an die Börse ging. Das Publikum goutierte die hohen Gewinne nicht. Auch die positiv besetzte Mission, die die Gründer von Beginn an kommunizierten, reichte nicht, um den negativen Gefühlen entgegenzuwirken.

Dass nicht allein Unternehmensgrösse und Rendite zählen, hat auch Jeff Bezos erkannt. Er engagiert sich seit diesem Jahr als Philanthrop. Auch andere Branchen haben verstanden, dass Glaubwürdigkeit und Transparenz unumgänglich sind: So ziehen die Medtechfirmen mit
einem längst fälligen Ethik-Kodex den Pharmafirmen nach, die seit 2014 Zahlungen an Ärzte aufgrund von Branchen-Kodizes offenlegen müssen.


Wahre Werte

Diese Ereignisse unterstreichen, dass Erfolg in Zukunft davon abhängt, ob sich ein Unternehmen durch eine nachhaltige und ethische Unternehmensführung auszeichnet und inhaltlich relevante Antworten auf die Herausforderungen heutiger Zeit liefert. Es geht in der Unternehmensführung um eine neue Denkweise, immaterielle Werte und eine klar erkennbare Haltung, wofür das Unternehmen einsteht und was es übergeordnet erreichen will. Damit liefern Unternehmen und Organisationen ihren Kunden relevante Details zur Entscheidungsfindung, die weit über Preis und Produktleistung hinausgehen. Diese Haltung schlägt sich in der Profilierung und im Erfolg nieder.Dass Unternehmen mit langfristigen Nachhaltigkeitsstrategien ihre Konkurrenten überflügeln, haben verschiedene Studien nachgewiesen. Profitabler sind diese in der Regel, weil sie Ökonomie, Ökologie sowie gesellschaftliche und soziale Verantwortung in Einklang bringen.

Schliesslich ist die Kommunikation massgebliche Vermittlerin der Unternehmenshaltung und damit entscheidender Erfolgsfaktor. Nicht transparent oder die falschen Akzente kommuniziert, birgt Risiken. Die VW-Skandale hatten Auswirkungen auf den Aktienkurs. Und Siemens-Chef Joe Kaeser hätte am WEF vertrauensbildender agieren können, indem er die Idee der öffentlich publizierten Mission «zu verwirklichen, worauf es ankommt» vermittelt hätte. Darin ist mehr Haltung verhaftet als in der benutzten Plattitüde.

Richtig eingesetzt, hat Kommunikation einen positiven Effekt auf den Unternehmenserfolg. Apple ist nach wie vor beispielhaft, mit welchem Einfluss Kommu-nikation eingesetzt werden kann. Apples Erfolg liegt in erster Linie im grossartigen Produkt, das auf dem Anspruch von Perfektion und Einfachheit baut. Ausserdem ist es Steve Jobs von Anfang an gelungen, anders als andere zu kommunizieren. Er hat eine umfassende Betrachtung der Kommunikation verfolgt. Jedes Detail war durchdacht; vom Design bis zur Sprache, die er verwendete, alles entsprach dem Geist des Unternehmens «think different».Schliesslich geht es bei allem Tun und Kommunizieren um Glaubwürdigkeit. Wer ehrlich kommuniziert, wie das Unternehmen agiert und wofür es sich einsetzt, gewinnt Sympathie und kann auf das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten zählen. Zudem dient der kontinuierliche Dialog mit unterschiedlichen Anspruchsgruppen der künftigen strategischen Handlungsweise, die dadurch noch besser auf ihre Bedürfnisse abgestimmt werden kann.


Wertbasierte Profilierung

Fazit: Die Menschen vertrauen Unternehmen und Organisationen, die sich für den Planeten und die Menschheit einsetzen. «We care more for a company that cares!» ist die Devise der Bevölkerung, so beschreibt es der renommierte Marketingexperte Prof. Philip Kotler. Mit einer wertbasierten Profilierungsstrategie haben Unternehmen gute Chancen, sich gegenüber den Super-Firmen zu profilieren. Zu den Bausteinen einer wertbasierten Profilierungsstrategie gehören unter anderem

  • Mut: Neues ausprobieren
  • Wille: Massgebliche Veränderungen erzielen
  • Innovationsgeist: Wissensmanagement fördern
  • Haltung: Ehrliche und relevante Lösungen bieten
  • Kommunikation: Transparentes und zuverlässiges Storytelling
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