Strategie & Management

Umweltmanagement II

Innovationen für den Umweltschutz

In der Schweiz gibt es viele Unternehmen, die Ideen für umweltfreundliche Produkte haben. Da seit 2018 das neue Energiegesetz mit ehrgeizigen Zielen gilt, ist es sinnvoll, innovative Techniken für Energieproduktion zu finden. Aber auch in anderen Bereichen gibt es interessante Entwicklungen.
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Windräder auf Hügeln verschandeln viele schöne Landschaften. Eine andere Idee zur Energiegewinnung hatten die Gründer des Unternehmens «Twingtec», sie entwickelten «TT100», das weltweit erste mobile Windenergiesystem. Eine Art Lenkdrachen wird an einem Seil befestigt und kann so, je nachdem, wie der Wind weht, auf bewegliche Art Energie produzieren. Physikalisch nützt man den Umstand, dass der Wind in der Höhe stärker weht als in Bodennähe. Für das Gerät braucht man verhältnismässig wenig Material und es entsteht auch kein störender Lärm.

Ebenfalls mit Energie befasste sich Silvio Trionfini, als er im Jahr 2015 die Schweizer Solar-Taschen-Marke «Sakku» übernahm. Diese wurde 2006 von drei Gründern entwickelt. In Zusammenarbeit mit zwei Zürcher Designern und Schweizer Produzenten wurden die Produktpalette sowie der Markenauftritt komplett neu gestaltet. Die Photovoltaik-Module sind in den Taschen beziehungsweise in den Rucksäcken angebracht und generieren Strom. Mit diesem lassen sich mobile Geräte oder das integrierte Akku-Pack für sonnenarme Tage aufladen. Das funktioniert sogar bei leicht bewölktem Wetter. Über 90 Prozent der textilen Komponenten stammen aus der Schweiz, Österreich oder Belgien. Die Solarzellen werden in den USA produziert und die hochwertigen Akku-Packs (Batterie) in China. Die Taschen oder Rucksäcke werden in der Schweiz genäht.

Recyclingplattform

Die Unternehmer von «Rethink Resource» haben das Ziel, eine Kreislaufwirtschaft in Europa zu organisieren und zu erreichen, dass Abfall als eine wertvolle Ressource angesehen wird. Dazu entwickelten sie Circado, einen Internet-Marktplatz als Plattform für den Austausch von Sekundärrohstoffen. Diese Plattform vermittelt Käufer und Verkäufer von Abfallprodukten und beseitigt so Barrieren zu einem transparenten Markt. Um die Produkt- oder Prozessinnovationen mit Sekundärrohstoffen zu beschleunigen, bietet das Unternehmen Beratung für seine Kunden. Die sogenannten Upcycling-Produkte der Kunden werden zertifiziert.

Ein qualifizertes Baustoffrecycling ist seit Jahrzehnten möglich, aber in der Schweiz werden oft noch Neumaterialien bevorzugt. Einige Kantone haben Konzepte zur Förderung entwickelt, zum Beispiel 2016 der Kanton Solothurn. Allein im Kanton werden jedes Jahr über eine Million Ku­bikmeter mineralische Rohstoffe wie Kies, Sand, Kalk und Tonstein abgebaut und zu Bauzwecken im Hoch- und Tiefbau eingesetzt. Gleichzeitig fallen jährlich bis zu 300000 Kubikmeter mineralische Bauabfälle aus dem Rückbau von Bauwerken an. Mit einer konsequenten Trennung von Abfällen auf der Baustelle lassen sich diese zu hochwertigen Sekundärbaustoffen aufbereiten und wieder in den Baustoffkreislauf zurückführen. Dadurch können primäre Rohstoffe zu einem beträchtlichen Teil ersetzt, wertvolles Deponievolumen eingespart und die Landschaften geschont werden. Die Kantone und Gemeinden übernehmen bei der Förderung der Sekundärbaustoffe eine wichtige Rolle. Sie sind zuständig für Bewilligungen und Vollzug, aber auch bedeutende Auftraggeber der Bauwirtschaft.

Umweltfreundliches Essen

Nicht nur Grillen, sondern auch andere Insekten verarbeitet «Essento Food AG» zu schmackhaften Gerichten. Die Firma wurde von Christian Bärtsch gegründet. Im vergangenen April hat die Firma den 17. «Golden Creativity Award 2018» der «Idee-Suisse» (die Schweizerische Gesellschaft für Ideen- und Innovationsmanagement) erhalten. Insekten zu essen, hat zwar in anderen Kontinenten eine alte Tradition, aber in Europa gilt es noch als ungewohnt. Vor allem mussten sich Christian Bärtsch und seine Kollegen erst die Bewilligung zum Verkauf von Insektennahrung erkämpfen, denn als sie ihr Unternehmen gründeten, war das verboten und nur im privaten Umfeld erlaubt.

Seit dem 1. Mai 2017 sind in der Schweiz drei Insektenarten als ganze Tiere, zerkleinert oder gemahlen, als Lebensmittel zugelassen und dürfen in Verkehr gebracht werden, nämlich der Tenebrio molitor im Larvenstadium (Mehlwurm), Acheta domesticus, adulte Form (Heimchen, Grille), Locusta migratoria, adulte Form (Europäische Wanderheuschrecke). Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV legt fest, wie diese Insektenarten vor der Abgabe behandelt werden müssen und unter welchen Bedingungen sie vermarktet werden dürfen.

Selbstverständlich werden bei Essento die Insekten biologisch gezüchtet und man achtet darauf, dass sie auch natürliches Futter erhalten. Coop hat als erster Detailhändler in der Schweiz insektenhaltige Produkte von Essento ins Sortiment auf- genommen, Insect Burger und Balls  sowie einen süssen Energieriegel, der getrocknete Grillen enthält. Die Produkte schmecken wohl etwas ungewohnt, aber keineswegs schlecht. Die Schweiz ist in Europa führend, in der EU gab es 2017 noch keine Bewilligungen für Insektennahrung.

Nahrung aus Insekten kann zur Lösung der Ernährungs- und Umweltprobleme beitragen. Wie «umweltnetz-schweiz.ch» berichtet, benötigt man für die Insektenzucht verglichen mit anderen Eiweisslieferanten nur wenig Land, Energie und Nährstoffe, zum Beispiel brauchen Grillen zwölfmal weniger Futter als Rinder, um die gleiche Menge Protein zu produzieren. Ein entscheidender Vorteil liegt darin, dass man Insekten mit organischen Abfällen füttern kann.

Bei Swiss Food Research betrachtet man die Insekten als sinnvolle Futterquelle insbesondere für Aquakulturen und Geflügel. Damit lässt sich der Proteinimport reduzieren und Transportenergie sparen. Die Innovationsgruppe Insekten arbeitet zusammen mit anderen Forschungsinstitutionen und dem Verein Interessengemeinschaft für Insekten als Lebensmittel in der Schweiz (IGILS). Auch beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) gibt es ein Projekt über Effizienz und Nachhaltigkeit der Herstellung und Verfütterung von insektenbasierten Futtermitteln für Fische und Geflügel.

Übrigens organisieren Swiss Food Research und das Kompetenznetzwerk Ernährungswirtschaft am 5. Juni 2018 zum ersten Mal das «Agro-Food Innovation Forum» für ihre Mitglieder. Geplant sind Referate und die Vorstellung von jungen Unternehmen. Ein Begegnungsplatz bietet den Teilnehmern das Zusammentreffen von Bedürfnissen und Angeboten.

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