Mithilfe von externer Beratung oder einer eigenen Rechtsabteilung können KMU ihre Risiken und Schadenkosten erfahrungsgemäss beträchtlich senken und gar den Unternehmenswert steigern. In Anbetracht dieser Herausforderung diskutieren Experten über Sinn und Unsinn einer eigenen Rechtsabteilung in einem KMU, wie man diese implementiert, die richtigen Experten findet und wie sich die Rechtsabteilung positionieren muss, um effizient tätig sein zu können.
Rechtlicher Support in KMU
Grosse Unternehmen verfügen allesamt über Rechtsabteilungen, sie beschäftigen Vertragsspezialisten, aber auch Spezialisten etwa für Compliance- und Corporate- Governance-Angelegenheiten sowie für Arbeitsrecht bis hin zu Gender-Fragen. Dazukommen in der Regel eine Vielzahl länderübergreifender Kooperationen mit Anwaltsbüros und weiterer Spezialisten (z. B. Steuerexperten). Sie alle tragen zur Risikoreduktion der Unternehmen bei.
Auch KMU müssen ihre rechtlichen Risiken im Griff haben. Die Budgets hierfür sind jedoch sehr viel kleiner. Bei ihnen stellt sich die Frage, wie man überhaupt zu zahlbaren juristischen Leistungen kommt, wie man eine allfällige eigene Rechtsabteilung betreiben und auslasten kann und was die Erwartungen an eine Rechtsabteilung sein dürfen. Zahlbar, weil die Kosten für juristischen Support hoch – bis sehr hoch – und für Laien nur schwer überwachbar sind. Erwartungen, weil diese oft nicht richtig oder unvollständig sind. Falsche Erwartungen führen dazu, dass die Rechtsabteilung falsch besetzt ist, nicht effizient funktioniert, indem sie etwa einen Gutachterstil pflegt und der Fokus zu sehr auf rechtliche Details gerichtet wird. Geht es um den rechtlichen Support, muss ein KMU innovativ sein. Es kann beispielsweise die Honorare verhandeln oder sogar unentgeltlichen rechtlichen Support erhalten. Zuerst einmal stellen sich aber einige ganz grundsätzliche Fragen.
Gründe für rechtlichen Support
Bei der Frage, ob man rechtliche Leistungen beziehen oder gar eine eigene Rechtsabteilung implementieren soll, muss sich ein KMU als Erstes fragen, wo es sich auf der Risikokarte bewegt. Hier stellen sich grundsätzliche Fragen wie etwa:
- Ist das Unternehmen grenzüberschreitend tätig?
- Bewegt sich das Unternehmen in einem streng regulierten Markt?
- Welches sind die Risiken, die von den eigenen Produkten und Leistungen ausgehen?
- Inwieweit sind Risiken versicherbar?
- Muss sich das Unternehmen regelmässig den vertraglichen Vorgaben von Kunden beugen?
- Wie steht es um den (rechtlichen) Ausbildungsgrad der Mitarbeitenden?
Je nachdem wie die Antworten ausfallen, kann das dafür sprechen, rechtlichen Support für sein Unternehmen zu suchen. Dabei muss man sich aber auch intensiv mit der Frage beschäftigen, wofür man denn den rechtlichen Support genau einsetzen möchte und auch kann und wie man diesen Support effizient organisiert. Der rechtliche Support kann von einer eigenen Rechtsabteilung erbracht werden.
Die eigene Rechtsabteilung
Viele Unternehmen und Manager sind von Schadenfällen gebrandmarkt, die sie in ihrem Handeln vorsichtiger und sensibler gemacht haben. Hierzu ein Beispiel: Zwischen einem KMU mit Sitz in der Schweiz und einem Kunden im Ausland kommt es zu einem Störfall. Aufgrund schlecht verhandelter Verträge liegen die Karten für das KMU nicht nur rechtlich schlecht. Das Management muss für die Erledigung des Störfalles ins Ausland reisen, sich mit einem unbekannten Recht, auf das man sich im Vertrag eingelassen hat, auseinandersetzen und zur Unterstützung einen teuren lokalen Experten aufbieten. Als dann ein Gerichtsfall droht, muss aufgrund einer Risikoeinschätzung ein teurer Kompromiss eingegangen werden, der das KMU finanziell schmerzt.