Wann haben Sie zuletzt jemanden sagen hören: «Ich habe Leute unter mir.» Es muss die Aussage einer Führungskraft gewesen sein, die einen hierarchischen Führungsstil lebt. Wagen wir folgende Prognose: Diese Führungskraft muss sich verändern oder sie wird – ausser sie ist selbst Inhaber des Unternehmens – innerhalb der nächsten fünf Jahre ersetzt werden.
Digitaler Wandel
Sie fragen sich warum? Dieses veraltete, autoritäre Führungsmodell ist nicht mehr gefragt. Es kann weder den Ansprüchen der neuen Generation nach mehr Freiheitsgraden und Selbstbestimmung gerecht werden, noch ist es kompatibel mit der immer volatiler und komplexer werdenden Unternehmensumwelt, deren Herausforderungen nach raschen Entscheidungen und Lösungen verlangen. Die Vuca-Welt und mit ihr der Generationenwechsel sind Veränderungstreiber, stossen eine Kulturrevolution an und verlangen ein neues Führungs-Mindset.
Die Schlagwörter New Work, Smart Working oder Arbeit 4.0 beschreiben neue Arbeitswelten und damit einhergehend Konzepte, welche die Agilität von Organisationen erhöhen. Sie verfolgen das Ziel, einerseits die Produktivität und Attraktivität des Arbeitgebers zu erhöhen (vgl. Human Resources, Teil 2/6 in «KMU-Magazin», Ausgabe 7/8, Seite 28) und andererseits den Erfordernissen der Veränderungstreiber zu entsprechen.
Die Basistechnologie für den digitalen Wandel ist das Internet. Es schafft eine höhere Flexibilität in den Beschäftigungsverhältnissen, die sich vor allem in grösseren Freiheiten bezüglich Arbeitszeiten und Arbeitsort ausdrückt. Technologien wie beispielsweise Cloud-Computing, mobile Endgeräte und Internettelefonie unterstützen das Teilen von Informationen und helfen bei der ortsunabhängigen Kommunikation. Restriktionen im Hinblick auf Reisebudgets in Organisationen oder erschwerte nationale oder globale Rahmenbedingungen, wie aktuell durch Covid-19 verursacht, fördern die Entstehung von virtuellen Teams, die an Projekten arbeiten.
Neue Führungsmodelle
«Die Arbeit muss gemacht werden. Wann und wo ist egal.» – Mit den grösseren Freiheitsgraden für die Mitarbeitenden, die dieser Satz impliziert, sind neue, dezentrale Führungsmodelle gefragt, welche die projektgetriebene Organisation unterstützen. In der «neuen Arbeitswelt» spielen Netzwerke eine zentrale Rolle und insbesondere die Selbstorganisation von Teams oder Projektgruppen. Doch wie führt man virtuelle Teams? Wie genügt man diesen neuen Anforderungen als Organisation im War for Talent und als Führungskraft im Alltag? Wie können vertrauensvolle Beziehungen etabliert werden ohne persönlichen Kontakt?
Leadership-Kompetenzen
Damit Führungskräfte Organisationen steuern können, müssen sie ausgeprägte Selbstmanagementkompetenzen und damit ein tiefes Verständnis ihrer eigenen Werte, Motivation und Antriebsstruktur mitbringen. Dies war schon vorher so, die neuen Rahmenbedingungen fordern nun jedoch stärker zusätzliche weiche Faktoren wie beispielsweise die Fähigkeit zum Beziehungsaufbau oder die Fähigkeit, Mitarbeitende zu inspirieren.
Diese Kompetenzen der Führungskraft lassen sich nur schwer beurteilen und messen, können aber unter dem Begriff «Leadership-Kompetenz» zusammengefasst werden. Eine Führungskraft sollte heute mehrere Rollen erfüllen können, die nachstehend beschrieben werden.