Der heutige Erfolg eines Unternehmens ist der Vergangenheit geschuldet. Wenn ein Unternehmen heute gesundes profitables Wachstum verzeichnet, hat dies mit richtigen Entscheidungen in der Vergangenheit zu tun, die in richtige Aktivitäten gemündet sind, die wiederum richtig in die Tat umgesetzt wurden. Mit der Gegenwart hat dieser Erfolg nichts zu tun, abgesehen von einer gewissen Freude zum Beobachtungsmoment. Unsere gegenwärtige Situation ist stets auf vergangene Entscheidungen zurückzuführen.
Die Gegenwart im Fokus
Das gilt selbstverständlich auch für die Zukunft. Sollen unsere Unternehmen in der Zukunft erfolgreich sein, ist es unumgänglich, heute, in der Gegenwart, die richtigen Themen auf den Tisch zu bringen und die richtigen Entscheidungen daraus abzuleiten.
Jetzt bekommt die Situation die Würze, denn natürlich ist es einfach, nach Eintritt von Erfolg und Misserfolg gleichermassen brillant wie eloquent zu erklären, warum eben genau jener Erfolg oder Misserfolg eingetreten ist – ja, buchstäblich eintreten musste. Im Übrigen darf ich selbstkritisch anmerken, dass unsere Branche, die Branche der Berater, in dieser Disziplin eine durchaus unlöbliche Fähigkeit besitzt, derenthalben wir uns in meinem Beratungsunternehmen mit dergleichen Einlassungen zurückzuhalten pflegen. Aber weitaus schwieriger ist es für die Unternehmenslenker, in der Gegenwart eben jene richtigen Entscheidungen zu treffen, die in der Zukunft zum Erfolg führen sollen.
Noch schwieriger ist es, in der Gegenwart auf Basis der getroffenen Entscheidungen die richtigen Aktivitäten in Angriff zu nehmen und diese Aktivitäten konsequent zu verfolgen, zu justieren, zu Resultaten zu führen. Genau vor dieser Herausforderung stehen Unternehmenslenker, stehen mittelständische Unternehmen jeden Tag, und es ist eben nicht einfach, diese Entscheidungen zu treffen.
Nun kann eine Entscheidung in der Gegenwart natürlich trotz des intensiven Durchdenkens zu einem Fehler in der Zukunft führen. Da wir valide davon ausgehen dürfen, dass die Anzahl der wirklich existenziell bedeutsamen Entscheidungen, die tatsächlich einer eingehenden Vorab-Analyse bedürfen, gegenüber den normalen geschäftstaktischen und geschäftsstrategischen Entscheidungen, die auch unter höherer Unsicherheit getroffen werden können, geringer ist, dürfen wir in den meisten Fällen fordern, dass eine höhere Geschwindigkeit in der Entscheidungsfindung geboten erscheint, als sie gemeinhin beobachtbar ist. Dies gilt auch und vor allem in Phasen des unternehmerischen Erfolgs.
Es ist besser, eine falsche Entscheidung zu treffen als keine Entscheidungen zu treffen
Warum kann man immer wieder beobachten, dass Unternehmen, die für sich mit Recht reklamieren, dass ihre Historie, eben jene 75, 100 oder 150 Jahre, der bisherigen erfolgreichen Existenz ein Qualitätskriterium darstellt, irgendwann zögerlicher in ihren Entscheidungen werden und damit doch irgendwann in eine weniger erfolgreiche Phase gleiten? Warum sieht man so häufig Unternehmen, die in wirtschaftlich schwieriges Fahrwasser geraten, obwohl sie gestern noch mit einem Preis, einem Award geehrt wurden? Warum hält sich der Erfolg nicht einfach?
Wir beobachten dies häufig, weil die Anzahl der richtigen Entscheidungen und oftmals sogar die generelle Anzahl der Entscheidungen sinkt. Auch wenn es nun zynisch klingen mag: Es ist besser, eine falsche Entscheidung zu treffen, deren Auswirkungen man fast immer korrigieren kann, als keine Entscheidungen zu treffen, deswegen ständig ein schlechtes Gewissen zu haben und immer wieder die gleichen Themen aufzugreifen.