Strategie & Management

Automobile Trends und Flottenmanagement III

Die Auto-Flatrate – Alternative zu Kauf und Leasing

Der Trend zum «Mieten statt Kaufen» hat auch die Automobilbranche erfasst. Das «Auto-Abo» scheint nicht nur dem Zeitgeist zu entsprechen, es lockt Unternehmen auch mit variablen Kosten und hoher Flexibilität. Am Ende entscheidet der Blick auf die Gesamtkosten.
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In der Schweiz gibt es rund 590 000 Klein- und Mittelunternehmen, 95 Prozent davon haben weniger als 20 Beschäftigte (Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft Seco). Die Mehrheit von ihnen hat bisher Autos gekauft oder geleast. Nun gibt es ein Angebot, das aufgrund tieferer Kapitalbelastung und flexibler Laufzeit gerade für KMU interessant ist: Autos im Abo. 

Autokauf und Leasing

Der überwiegende Teil der Firmenfahrzeuge in der Schweiz wird gekauft. Dicht darauf folgt das Leasing. Das Praktische am Autokauf: Das Fahrzeug kann über die Jahre buchhalterisch abgeschrieben werden. Wer Steuern optimieren will, fasst gerne auch ein Leasing ins Auge. Leasingraten werden durch den Leasingnehmer als Aufwand verbucht. Ein Auto kaufen bedeutet hohe Anfangsinvestitionen, lang­fristig gebundenes Kapital sowie verschiedene Ansprechpartner, von der Ver­sicherung übers Strassenverkehrsamt bis hin zur Garage. 

Sobald mehrere Personen das Auto nutzen, steigt der administrative Aufwand. Aus diesen Gründen haben viele KMU in den letzten Jahren auf die Full-Service-Variante des Leasings gesetzt. Hier werden Flottenmanagement und Rundum-Service von einem einzigen Ansprech­partner erledigt, was es gerade kleinen Unternehmen ermöglicht, sich stärker auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Wenn das Unternehmen das Auto wechseln oder abstossen möchte, bietet Full-Service-Leasing jedoch keine Flexibilität. Das Auto-Abo ist eine relativ neue Alternative, die diese Lücke schliesst.

Die Flatrate fürs Auto

Das Konzept der Flatrate ist bekannt: Man entrichtet regelmässig einen Fixpreis für die Nutzung einer Leistung. Genau wie es das Handy, die Musik (Spotify) und Filme (Netflix) für Privatpersonen im Abo gibt, hat der Flatrate-Gedanke längst die B2B-Märkte erreicht. Neben der Software nutzen Firmen heute sogar Baumaschinen und Lieferwagen im Abo. Der neueste Trend kommt aber aus der Autobranche selber: das Auto-Abo für PKWs. Die Zeit scheint perfekt, denn eine Mobilitätslösung aus einer Hand, die sich fle­xibel an die jeweiligen Bedürfnisse anpasst und das Unternehmen nicht mehr jahrelang an ein Auto bindet, entspricht dem Zeitgeist. Zu den Anbietern dieser Auto-Abos ge­hören renommierte Autohersteller. Ihre Produkte heissen etwa Access by BMW, Mercedes me Flexperience, Porsche Pass­port, Care by Volvo oder Book by Cadillac. Auch Abo-Firmen mit einem Portfolio unterschiedlicher Marken mischen in diesem neuen Markt mit. 

Die Idee ist einfach: Man wählt eines oder mehrere Fahrzeuge online aus und bezahlt einen monatlichen Fixpreis, der alle Kosten rund ums Auto abdeckt. Zulassung, Versicherung, Steuern, Service, Wartung, Reifenlagerung und -wechsel sind im Preis inbegriffen. Lediglich um Garagierung und Treibstoff muss sich das Unternehmen noch selber kümmern. Das Pricing und der Leistungsumfang unterscheiden sich dabei je nach Anbieter. 

Hohe Flexibilität

Zyklen werden in der heutigen Geschäftswelt immer kürzer. Unternehmen müssen ihre Prozesse und Geschäftsmodelle regelmässig überarbeiten und gegebenenfalls anpassen. Fixkosten und Liquidität sind dabei die Treiber, die auch gesunde Unternehmen in Schwierigkeiten bringen können. Fixkosten lassen sich bei Konjunkturschwankungen, rückläufigen Umsätzen oder betrieblichen Problemen nicht genügend schnell an die neue Situation anpassen, was ein Unternehmen ins Straucheln bringen kann. Ähnlich ist die Situation bei der Liquidität: Nicht zahlende Kunden, eine Vorauszahlung bei der Lieferung oder nötige Investitionen können in kurzer Zeit die flüssigen Mittel des Unternehmens massiv reduzieren. 

Das Auto-Abo ist ein gelungenes Instrument, um die Mobilität und Logistik des Unternehmens zu variabilisieren und gleichzeitig die Liquidität zu schonen. So wird im Gegensatz zum Kauf kein Kapital gebunden und der Geldabfluss erfolgt monatlich, sofern das Auto auch wirklich benötigt wird. Damit erhöht man als Unternehmer auch die Planungssicherheit. Ein weiterer Punkt, welcher gerne unterschätzt wird, ist der administrative Aufwand. Dieser wird komplett vom Abo-Anbieter übernommen, wodurch zeitliche Freiräume für das eigene Unternehmen und somit für die Kernprozesse mit der höchsten Wertschöpfung geschaffen werden können.

Gesamtkosten entscheidend

Wie verhält es sich mit den Gesamtkosten des Auto-Abos im Vergleich zum Autokauf? Laut TCS betragen die Kosten pro Kilometer inklusive bei einem Fahrzeug wie dem Opel Insignia Kombi (Neuwert 51 970 Franken), bei einer Laufleistung von 21 000 Kilometer/Jahr, unge­fähr 75 Rappen pro Kilometer. Die Kosten setzen sich dabei wie in der Grafik aufgeführt zusammen.

Um das Auto-Abo mit dem Kauf zu vergleichen, müssen vom Kilometerpreis erst die Kosten für Garagierung und Benzin abgezogen werden. Der Vergleichswert beläuft sich also auf 53 Rappen (0.75×0.702 = 0.5265). Bei der zuvor genannten Laufleistung von 21 000 Kilometer /Jahr oder 1750 Kilometer / Monat fallen somit für den Autokäufer monatliche Kosten von 921.38 Franken an. 

Wie sieht dies nun im Auto-Abo aus? Bei Carvolution ist der Opel Insignia Kombi für monatlich 849 Franken zu haben. Dies entspricht einer Ersparnis von über 72 Franken im Monat pro Fahrzeug. Bei teureren Fahrzeugen öffnet sich die Schere dabei tendenziell noch weiter. 

Pionier im Abo-Markt

Einer der Anbieter von Auto-Abos ist das Schweizer Start-up Carvolution. Neuwertige Fahrzeuge in unterschiedlichen Fahrzeugkategorien sollen eine grosse Bandbreite an Kundenbedürfnissen abdecken. Zu den Modellen gehören unter anderem VW Polo, Skoda Octavia, VW T6, Mercedes GLC und das Model 3 von Tesla. Firmenflotten sind bereits ab einem Fahrzeug möglich. Der Einstiegspreis liegt bei 399 Franken pro Monat. Carvolution liefert das Auto direkt an den Firmenstandort, wo auch der Reifenwechsel zweimal pro Jahr direkt vor Ort erfolgt. 

Wer das Abo erst einmal testen möchte, bucht ein dreimonatiges Abo. Danach hat das Unternehmen die Wahl, das Auto-Abo jeweils mit einer Frist von 30 Tagen zu künden, einzelne Fahrzeuge gegen eine andere Fahrzeugklasse auszutauschen oder das Abo normal weiterlaufen zu lassen.

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