Die Arbeitswelt ändert sich so schnell wie nie zuvor. Dies aufgrund der weltweiten Vernetzung und Arbeitsteilung (Globalisierung), der technologischen Veränderungen (im Zuge der Digitalisierung) sowie der demografischen Entwicklungen und geänderten Werthaltungen (gesellschaftlicher Wandel). Das Zusammenwirken dieser Entwicklungen führt zur Chance, die Arbeit grundlegend neu zu definieren.
Wir alle sind Wirtschaft
Driften Wirtschaft und Gesellschaft zunehmend auseinander? Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass häufig ein wichtiges Bindeglied in dieser Diskussion vergessen geht, nämlich die Arbeit und der Konsum. Arbeit und Konsum machen gerade deutlich, dass die Wirtschaft eben Teil der Gesellschaft ist, oder anders formuliert: Wir alle zusammen sind die Wirtschaft. Zum einen konsumieren wir und bezahlen für bezogene Produkte und Dienstleistungen, zum anderen produzieren wir, respektive stellen wir unsere Arbeitsleistung einem Arbeitgeber – oder als Selbstständigerwerbende direkt den Kunden – zur Verfügung.
Eine starke Wirtschaft zeichnet sich dadurch aus, dass Arbeitgeber Geld haben, Arbeitnehmende zu entlöhnen, und dass Arbeitnehmende über jene Kompetenzen verfügen, welche arbeitgeberseitig gefragt sind. Zum einen macht dies unmittelbar klar, dass wir alle von einem starken Schweizer Wirtschaftsstandort profitieren. Zum anderen wird offensichtlich, wie wichtig Bildung, lebenslanges Lernen und die nachhaltige Arbeitsmarktfähigkeit der Erwerbstätigen sind. In diesem Zusammenhang führen moderne Lebensformen auch zu erhöhten Anforderungen an die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit – sei es Familie, Weiterbildung, Hobbys.
Arbeitsgesetz modernisieren
Moderne Lebens- und Arbeitsformen sind heutzutage auf Basis des über 50-jährigen Arbeitsgesetzes aus dem Fabrikzeitalter kaum praktizierbar. So darf man zum Beispiel nicht um 16 Uhr die Kinder bereits aus der Kinderkrippe abholen, mit ihnen spielen und wenn sie dann schlafen, nochmals von 21 bis 22 Uhr eine wichtige Sitzung vorbereiten, welche am Folgetag um 8 Uhr startet. Auch darf man nicht am sonnigen Freitagnachmittag baden gehen und am Sonntag, wenn es regnet, zu Hause noch den verpassten Freitagnachmittag nacharbeiten.
Solche und ähnliche Arbeitsformen sind aber von vielen Führungs- und Fachkräften mit Gestaltungsautonomie (15 bis 20 Prozent der Erwerbstätigen) gewünscht, um Beruf und Freizeit möglichst gut vereinbaren zu können. Selbstbestimmtes Arbeiten soll für diese eingegrenzte Personengruppe auf Basis eines Jahresarbeitszeitmodells in Kombination mit einem gestärkten Gesundheitsschutz möglich werden. Dies dank einer seit Anfang September 2018 in der Vernehmlassung befindlichen Gesetzesvorlage (Parlamentarische Initiative Graber). Es geht dabei nicht darum, mehr zu arbeiten, sondern selbstbestimmter und flexibler.
Dieses Anliegen wird unterstützt durch die «Allianz Denkplatz Schweiz» (www.allianz-denkplatz-schweiz.ch), welche im Frühling 2016 von Expertsuisse mit anderen Branchenverbänden etabliert wurde. Auch die Angestelltenverbände der «Plattform für Angestelltenpolitik» stehen hinter diesen Überlegungen.
Erwerbstätige haben heutzutage meist mehrere Arbeitsorte: Zu Hause (Homeoffice), unterwegs (zum Beispiel im Zug) und im Büro. Selbst im Büro haben viele nicht nur einen fixen Arbeitsplatz, sondern können in unterschiedlichen Raumzonen verschiedene Arbeitssituationen (still, leise, laut) für individuell-konzentriertes oder kollaborativ-kommunikatives Arbeiten nutzen. Dieser Ansatz des «Multi-Space-Office» ist verbunden mit einem Wandel der Führungs- und Arbeitskultur in Richtung eines Miteinanders mit kurzen Entscheidungswegen und hoher Kundenorientierung.
Wandel der Arbeitsräume
In der alten, industriegeprägten Arbeitswelt hat man Büroräume primär als Kostenfaktor betrachtet, mit Fokus auf Produktivität von Boden und Kapital. In der neuen Arbeitswelt treten andere Kenngrössen in den Vordergrund: Produkti-
vität von Zeit und Wissen. Somit werden Büroräume nicht mehr als operativer Kostenblock betrachtet, sondern als strategisches Innovations- und Produktivitätspotenzial. Gute Mitarbeitende können dadurch einfacher rekrutiert und gehalten werden. Es gibt weniger Absenztage. Dafür entstehen mehr unternehmerische Ideen sowie eine erhöhte Umsetzungseffizienz. Darum ist es also letztlich auch finanziell betrachtet der richtige Ansatz.
Expertsuisse hat seit Ende August 2018 einen neuen Standort am Stauffacher 1 in Zürich. Dieser ist gemäss den neusten Erkenntnissen für ein nachhaltig gesundes, kreatives und produktives Arbeiten als Multi-Space-Office konzipiert. Zudem hat Expertsuisse neuerdings eigene Schulungsräumlichkeiten mit modernster Infrastruktur und bietet diese auch Drittorganisation an (www.expertsuisse.ch/campus). Ein Café sowie die Co-Working-Angebote der Firma «Headsquarter» runden das Ökosystem «Neue Arbeitswelt am Stauffacher 1» ab (www.headsquarter.ch).