Mit dem Honda E unterwegs zu sein, ist eine kleine Offenbarung. Denn so befreiend kann Autofahren sein, wenn ein Konzept umgesetzt wird, das auf dem sprichwörtlich weissen Blatt Papier seinen Anfang genommen hat. Von aussen als schlichter Kubus dargestellt, ist dem kleinen Stromer nicht anzusehen, was alles in ihm steckt.
Sportlich unterwegs
Jedenfalls scheint sich der Honda E Advance in Valencia wohl zu fühlen. Viel beachtet passt sich der viertürige Japaner wie von selbst dem südländischen Fahrstil an. Alle mögen ihn, den schlichten Kleinwagen mit grosser Ausstrahlung. Ist ein unvermittelter Spurwechsel nötig, reicht ein kurzer Gasstoss und der Honda E sprintet an den andern vorbei in eine Lücke, als stamme er aus einer Sportwagenschmiede. Immer wieder erstaunt, wie spontan Elektroautos auf eine Leistungsforderung reagieren: blitzschnell und agil.
Innovatives Armaturensystem
Während sich der Fahrer auf den Verkehr und die Strasse konzentriert, kann der Beifahrer mit dem Honda E sprechen: «Hey Honda, bitte stelle die Temperatur etwas tiefer» oder «mach das Radio lauter». Der Sprachcomputer in unserem Testwagen versteht jeweils die Wünsche, kann sie jedoch noch nicht in die Tat umsetzen. Das innovative Armaturenbrett besteht aus einem rund zwölf Zentimeter hohen Bildschirmband, das von der linken bis zur rechten Türe reicht. Zuäusserst auf beiden Seiten befinden sich die kontrastreichen und grossen Bilder der seitlichen Aussenkamera. Sie sind jederzeit ausgezeichnet einzusehen und leuchten auch den «toten» Winkel aus. Direkt vor dem Fahrer befindet sich eine Vielzahl von Anzeigen, die durch den Lenker auf die persönlichen Bedürfnisse reduziert werden können. Zur Mitte und rechts davon befinden sich zwei austauschbare Bildschirme, denen je ein Funktionsblock zugeordnet ist. Der eine gibt etwa die Navigation wieder, der andere kann durch den Beifahrer für andere Dienste genutzt werden. Daraus ergeben sich eine Fülle von Möglichkeiten, die nur einen Nachteil haben: Sie lenken von der eigentlichen Aufgabe, dem Fahren, ab.
Honda weiss allerdings um die rasche Weiterentwicklung der Technologien der künstlichen Intelligenz, und damit auch um die Entwicklung der Beziehung zwischen Kunden und ihren Fahrzeugen.
Mobilität als Service
Kunden wünschen sich mehr Konnektivität zwischen ihrem Auto und ihren täglich verwendeten elektronischen Geräten und folglich auch mit der Aussenwelt. Dieser nutzerorientierte Ansatz der Automobilbranche lässt erkennen, dass Kunden Mobilität auch zunehmend als Service verstehen, auf den sie jederzeit Zugriff haben, und immer weniger als ein Produkt, das ihnen gehört.
Der Innenraum ergänzt das klare Aussendesign und schafft mit subtilen, zeitgemässen Materialien eine entspannte Lounge-Atmosphäre. So sind der untere Teil der Armaturen und die Mittelkonsole mit haptischem Material in Holzoptik ausgeschlagen. Eine separate Baugruppe mit Drehschaltern und Drucktasten gilt der Steuerung der Klimaanlage, der Front- sowie der Heckscheibenheizung sowie der Sitzheizung. Darunter befinden sich alle denkbaren Anschlüsse wie USB, HDMI, 230-V- und 12-V-Power-Outlet.
Der Honda E ist auch ein Selbstparker. Wünscht der Fahrer, dass der Kleine einen Längs- oder Querplatz aufsucht, braucht er bloss einen Knopf zu drücken. Noch eine Spezialität gewünscht? Der herkömmliche Innenrückspiegel wird durch das Umschalten auf Nachtbetrieb automatisch zum Bildschirm und zeigt das rückwärtige Geschehen, das von der Heckkamera aufgenommen wird.
Wartungsarme Technik
Der leistungsstarke Elektromotor (113 kW/154 PS) bietet ein hervorragendes Drehmoment von 315 Newtonmeter und sitzt beim Honda E zwischen den Hinterrädern. Dies ist im urbanen Umfeld ein grosser Vorteil, indem die Lenkung frei ist von Traktionseinflüssen, und der Wenderadius kann mit 8,7 Meter sehr klein gehalten werden. Der knapp 3,9 Meter lange Vierplätzer lässt sich mit dem Fahrpedal beschleunigen und abbremsen bis zum Stillstand. Je nach Stellung der Schaltwippen bremst er mehr oder weniger zügig ab und rekuperiert Strom, den er in den 35,5-kW/h-Hochleistungsakku aus Lithium-Ionen-Zellen ablegt.
Mit einer Reichweite von rund 200 Kilometern ist der Honda E Advance typisch städtisch ausgestattet. Im Normalfall reicht der Strom für mehrere Tage und wenn er knapp wird, ist der Kleine in einer halben Stunde an einer Schnelladestation wieder bis zu 80 Prozent geladen. Umfangreich ist zudem die Ladeinfrastruktur, welche Honda zusammen mit führenden Anbietern aufbaut und anbietet. Dazu gehört unter anderem ein in jeden Mast einer Strassenlaterne einbaubares Lademodul, das den mit dem korrekten Kabel ausgestatteten Kunden erkennt und ihm nach dem Laden die Rechnung präsentiert. Zahlreiche Funktionen erfolgen ohne Einsatz eines Schlüssels, was Fahrzeughaltern ermöglicht, ihren Honda E anderen Nutzern über Smartphone freizuschalten. Bei all diesen eingebauten Features und Sicherheitsassistenten erstaunt der Kaufpreis von 43 100 Franken keineswegs. Bestellt werden kann der Honda E Advance jedenfalls ab sofort.