Kaum ein Thema brennt Unternehmern so unter den Nägeln wie die eigene Nachfolge. Vor allem dann, wenn sie kurz bevorsteht. Über 570 000 KMU gibt es in der Schweiz. Laut einer aktuellen Studie der Universität St. Gallen steht bei mehr als 70 000 dieser Unternehmen bereits in den nächsten fünf Jahren ein Generationenwechsel an. Betroffen sind vor allem inhabergeführte sowie Familienunternehmen.
Steht kein Familienmitglied in den Startlöchern, müssen die Unternehmer einen Verkauf oder sogar eine Liquidierung ins Auge fassen. Besonders wenn das persönliche Netzwerk das Haupt-Asset darstellt – wie zum Beispiel bei Beratern oder einem Arzt –, ist die Übergabe des Lebenswerks über das eigene Wirken hinaus problematisch. Urs Gauch, der Leiter des Departements Firmenkunden bei Raiffeisen Schweiz, rät deshalb, sich schon fünf bis zehn Jahre vor der geplanten Übergabe die ersten Gedanken über das für die eigene Firma richtige Nachfolgemodell zu machen.
Denn neben der familieninternen Vererbung der Firma kommt auch der Verkauf an einen externen Dritten oder einen Investoren oder an eine andere Unternehmung infrage. Häufig übernehmen auch Mitarbeitende den Betrieb (Management-Buy-out) oder ein externes Management steigt mit ein (Management-Buy-in). Und natürlich ist auch die Fusion mit einem anderen Unternehmen eine praktizierte Nachfolgelösung.
Praxisbeispiel Stewi AG
Ein Familienunternehmen, das einen Käufer gefunden hat, ist die Stewi AG in Winterthur. Vor 70 Jahren gegründet, ist das traditionsreiche Unternehmen heute ein Synonym für etwas, das jeder Haushalt braucht. Wer sagt schon «Wäscheständer»? Die Wäsche hängt man selbstverständlich über den «Stewi» auf dem Balkon oder im Garten.
Die Zeichen für eine erfolgreiche Nachfolge standen zu Beginn nicht gut, denn der Zahn der Zeit hatte bei Stewi Spuren hinterlassen. Trotz der starken Marke gingen die Verkaufszahlen seit Jahren zurück. Ursprung der Baisse war auch der eigene Erfolg in den 1960er- und -70er- Jahren. Der damals von der Gründerfamilie Steiner (Steiner Winterthur) entworfene Wäscheständer aus Aluminium mit Plastikseilen wurde über Nacht zum Kassenschlager. Der Haken daran: Das Produkt war Schweizer Qualität vom Besten – praktisch unzerstörbar.
Wie kommt man also an neue Kunden, wenn das Produkt für die Ewigkeit hält? Und so ging es mit der innovativen Stewi über die Jahrzehnte langsam bergab. «Die Produktion schrumpfte zusammen, von den einst 120 Mitarbeitenden waren zuletzt noch 21 beschäftigt», erzählt Rolf Steiner, eines von fünf Kindern des Firmengründers und Vertreter der Erbengemeinschaft: Die Besitzer wussten nicht, wie sie den Negativtrend stoppen sollten, es fehlte ein Konzept für Investitionen und Innovationen. Und schliesslich wurde ihnen klar: «Wenn wir der Stewi AG eine Zukunft ermöglichen wollen, müssen wir jetzt verkaufen.»