Letzten Oktober wurde am EFQM Forum in Helsinki das neue EFQM Modell 2020 präsentiert. Auf den ersten Blick wird bereits sichtbar, dass es sich um einen tiefgreifenden Relaunch handelt. Das Modell ist in der Gegenwart angekommen, zeigt in die Zukunft und eröffnet neue Chancen in der Entwicklung von Organisationen. Das 2020er-Modell nimmt die aktuellen und künftigen Herausforderungen auf, bietet die Möglichkeit, die eigene Organisation an einem zukunftsorientierten Ideal zu challengen und wird damit zur Herausforderung für jedes Führungsteam.
Ganzheitlicher Ansatz
Nachhaltig erfolgreiche Unternehmensführung ist eine Kunst. Unzählige Einflussgrössen sowie unbekannte, schnell wechselnde Rahmenbedingungen und laufend neue Herausforderungen prägen den Unternehmensalltag. Allgemeingültige Erfolgsrezepte und Vorgehensweisen sind deshalb eine unzulässige Vereinfachung und bringen Führungskräfte nicht weiter. Ein gutes Beispiel ist die aktuelle Corona-Krise, welche die Wirtschaft global lähmt und bei allen Beteiligten Verunsicherung auslöst. Auf dem Hintergrund dieser Aufgabenstellung ist das auf der ganzen Welt weit verbreitete EFQM Modell ein Führungs- und Leistungssystem sowie ein Denkmodell, das als Orientierungshilfe und Reflexionsinstrument Führungskräften wertvolle Dienste leistet. Es ist eine Annäherung an die ideale Unternehmensführung, in deren Zentrum die systematische Verbesserung der Wettbewerbsstärke auf der Basis der eigenen Strategie steht.
Mit dem Modell steht dem Führungsteam ein Instrument zur Verfügung, das auf der Basis einer kohärenten Unternehmenskultur zu herausragenden Ergebnissen in allen Bereichen führt. Durch die Anwendung des EFQM Modells arbeitet das Management mit den erfolgsrelevanten Faktoren und wird in die Lage versetzt, die eigene Organisation nachhaltig auf die Zukunft auszurichten.
Mehr als Qualitätssicherung
Das EFQM Modell ist kein Qualitätssicherungssystem, sondern eine Philosophie ganzheitlicher Unternehmensführung. Um ein grosses Missverständnis vorwegzunehmen: Ganzheitliche «Qualität» im Sinne von EFQM beschränkt sich nicht nur auf die Leistungserbringung (Herstellung von Produkten und Erbringung von Dienstleistungen) und kann demnach nicht mit einem Qualitätssicherungssystem analog ISO verglichen werden. Das Modell 2020 wird von der EFQM heute als Managementrahmen mit integriertem Assessment bezeichnet. Und um das bisherige Modell in den richtigen Kontext zu stellen: Ein Denk-, Lenkungs- und Reflexionsinstrument war das EFQM Modell schon bisher. Das Assessment, die sogenannte Radar-Logik, dient als wertvolles Tool, um die Leistung der Organisation auf dem Hintergrund der eigenen Strategie zu messen und weiterzuentwickeln. Der Nutzen kann nachfolgend zusammengefasst werden:
- Eine einheitliche und kohärente Führungskultur, die sich in einer besseren Zusammenarbeit und höheren Wirkung niederschlägt.
- Höhere Effizienz und Effektivität in der Gesamtperformance (Führungs-, Leistungserbringungs- und Supportebene)
- Das Erkennen und Steuern der erfolgsrelevanten Kriterien. Voraussetzung sind das Verständnis für das Ursachen-Wirkungs-Gefüge in der Organisation und dass die wichtigsten Früh- und Spätindikatoren identifiziert sind.
- Die systematische Verbesserung der Fähigkeiten, um die Wettbewerbsstärke der Organisation laufend den aktuellen und künftigen Anforderungen anzupassen.
Zeitgemässe Überarbeitung
Im heutigen Wirtschaftsumfeld als herausragende Organisation in der Branche zu gelten, bedarf nicht mehr der Anforderungen, wie sie noch vor einem Jahrzehnt Gültigkeit hatten. Das EFQM Modell 2013 wurde seinerzeit nur marginal überarbeitet. Unsere Welt ist in der Zwischenzeit komplexer, dynamischer und entgrenzter denn je. Der Umgang mit Komplexität, Volatilität und Disruption fordert Führungskräfte täglich aufs Neue.
Organisationen, die heute und in Zukunft zu den Besten gehören wollen, müssen nachhaltigen Nutzen für ihre Interessengruppen schaffen, sich aktiv mit ihrer Leistung auseinandersetzen und gleichzeitig die Transformation in die Zukunft aktiv vorantreiben. Das 2020er-Modell nimmt vorherrschende Megatrends wie die digitale Transformation, kollaborative Wirtschaft oder stärkere Regulierungen, um nur einige zu nennen, auf und stellt dem Management ein dynamisches, in die Zukunft gerichtetes Managementsystem zur Verfügung.