In diesem Jahr ist es europaweit ernst mit der Regel: Neu in Verkehr gesetzte Personenwagen dürfen im Durchschnitt höchstens 95 Gramm Kohlenstoffdioxid (CO2) pro Kilometer (g/km) ausstossen. Für Transporter bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht und leichte Sattelschlepper liegt der Durchschnitt bei 147 g/km. Für jeden Importeur errechnet der Staat am Ende des jeweiligen Jahres entsprechend dem Fahrzeugmix eine individuelle Zielvorgabe und die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Neuwagenflotte. Für jedes Gramm CO2/km über der individuellen Zielvorgabe sind zwischen 95 und 152 Franken zu bezahlen.
Eine grosse Hürde für alle
Kommt es so weit, wird wohl auch der Kunde zur Kasse gebeten. Morten Hannesbo, CEO der Amag-Gruppe, formulierte es im Januar so: «Unsere grösste Herausforderung für die Zukunft wird die Reduktion der CO2-Emissionen sein. Der Zielwert von 95 g/km für das Jahr 2020 wird für die Marken der Volkswagen AG (Audi, Seat, Skoda, VW), aber auch für alle anderen Marktteilnehmer eine sehr grosse Hürde. Hier sind die angekündigten Elektrofahrzeuge ein wichtiger Pfeiler auf dem Weg zum Ziel. Ein Weg, für den sich die 75 Jahre alte Amag fit gemacht hat, damit wir die nächsten 75 Jahre in Angriff nehmen können.» Er zeigte sich zudem überzeugt, dass sein Unternehmen keine Sanktionszahlungen wird bezahlen müssen, weil eine kluge Verkaufsstrategie den Durchschnitt bei 95 g/km einpendeln wird.
Sanktionsbeiträge
Wer ein Fahrzeug selbst importiert, findet im Internet ein Berechnungstool für Kleinimporteure (www.bfe.admin.ch) mit dem der Sanktionsbetrag für das betreffende Fahrzeug berechnet werden kann. Massgebend dafür sind neben Marke und Modell das Gewicht und der CO2-Ausstoss. Je nach Einstufung des Fahrzeuges kann die Sanktion von 0 bis über 16 000 Franken betragen. Elektro- und Hybridfahrzeuge liegen in der Regel unter 95 g CO2/km.
Grosse Importeure haben dadurch die Möglichkeit, für jedes verkaufte Elektrofahrzeug ein sportliches Auto mit hohem Ausstoss abzusetzen und die Emissionswerte zu kompensieren. Sonderregelungen gibt es etwa für Sportwagenhersteller, welche ausschliesslich Fahrzeuge mit grossen Motoren anbieten. Weil diese Fahrzeuge meist ohnehin sehr teuer sind, dürfte eine allfällige Sanktion zu Lasten der Kunden keine Auswirkungen auf den Absatz haben.
Fahrzeugmarkt im Umbruch
Mit einer Zunahme von knapp 4 Prozent auf 311 466 Einheiten hat der Automarkt im vergangenen Jahr zünftig zugelegt. Auffallend dabei ist die faktische Verdoppelung der Fahrzeuge mit Alternativantrieb auf 40 714 Stück. Gar um 158 Prozent haben die reinen Elektro-Fahrzeuge (13 165 Einheiten) zugelegt, darunter über 6000 Tesla. Während sich einige Firmen noch mit den Vorbereitungsarbeiten für das Elektrozeitalter beschäftigen, haben Renault, Nissan und Hyundai bereits mehrere Elektrofahrzeuge im Portfolio. Von den Kunden besonders gut aufgenommen worden sind die zweite Generation des Renault Zoe sowie der Hyundai Kona electric.
Mit 34 445 verkauften Modellen war Volkswagen 2019 zum 19. Mal in Folge die beliebteste Marke der Schweiz vor Mercedes-Benz (26 730). Bei den Stuttgartern wurde mit derart harten Bandagen um jeden Kunden gekämpft, dass die Marke mit dem Stern mittlerweile zwar nach wie vor solid gebaute Autos abliefert, aber wie BMW eigentlich keinen Anspruch auf «Premium» mehr erheben sollte, da es sich meist um Standardmodelle handelt. Zudem deutet das nicht geschützte Wort «Premium» weder auf besonders edel hin, noch hat es mit besonders sauber zu tun. Im Zuge der massiven Verringerung der Schadstoffe dürften zudem Autos mit den Initialen von Greta Thunberg (GT) früher oder später aus dem Angebot genommen werden. Auffallend war gemäss Eurotax die auffällige Zunahme von Kurzzeitzulassungen (30 954 PW, +31,6 %) im Vorfeld der ab 2020 verschärften CO2-Emissionsvorschriften für neu immatrikulierte Personenwagen. Diese standen jedoch dieses Jahr als junge Gebrauchte zum Verkauf und machten deutlich mehr als die Januar-Immatrikulationen aus.
Zunahme leichter Transporter
Bei den leichten Sachentransportfahrzeugen bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht stieg der Markt 2019 auf rekordverdächtige 34 555 Einheiten (+7,2 %). Hier hatten VW-Nutzfahrzeuge und Ford vor Renault und Mercedes-Benz die Nase vorn. In der Sparte der leichten Personentransportfahrzeuge (Kleinbusse inkl. Motorhomes) wurden 5727 Einheiten auf die Strasse gebracht, was einer Zunahme von 14,1 Prozent entspricht. In dieserKategorie spielten Fiat und VW eine dominante Rolle. Den Endspurt um die Krone bei den schweren Lastwagen (total 4291 Einheiten) gewann im vergangenen Jahr Scania (938), die Mercedes-Benz um ein Fahrzeug in die Schranken gewiesen hat.