Recht

Delikte am Arbeitsplatz

Der typische Wirtschaftskriminelle ist männlich, 30 bis 50 Jahre alt und gebildet

Kriminalität gibt es in Unternehmen jeder Grösse und die Delikte reichen vom Bleistiftdiebstahl bis zur Veruntreuung von hohen Beträgen. Deswegen ist es Sache der Unternehmensführung, für ein ausreichendes Sicherheitsmanagement zu sorgen und ein Reglement für Mitarbeitende zu verfassen.
PDF Kaufen

In Deutschland ist im Moment eine grosse Diskussion im Gange, ob Kündigungen von Arbeitnehmern nach Bagatelldiebstählen in Ordnung seien. Die Gerichtsurteile sind in solchen Fällen hart. Das gilt sogar, wenn eine Angestellte Lebensmittel mitnimmt, die sowieso weggeworfen würden. Die öffentliche Empörung darüber ist gross, weil gleichzeitig Manager trotz Verlusten Boni in Millionenhöhe kassieren.

Fehlende Vorbildfunktion

Diese Vorfälle beleuchten einen der wichtigsten Aspekte dieser Problematik: die fehlende Vorbildfunktion der Vorgesetzten und Geschäftsleiter. Diebstahl oder sonstige Delikte am Arbeitsplatz sind häufig das Resultat persönlich empfundenen Unrechts. Deshalb sind Gerechtigkeit und eine positive Stimmung im Unternehmen grundlegende Massnahmen, um Delikte zu verhindern. Eine sehr aktuelle Art der Kriminalität ist Datenhandel mit staatlichen Instanzen. Dabei kann man sich auch noch ein moralisches Mäntelchen umhängen, weil man angeblich die Steuerhinterziehung bekämpft. Solche Vorfälle zeigen, dass die betroffenen Unternehmen ihre Daten ungenügend sichern und so gegen die Datenschutzvorschriften verstossen.

Natürlich ist es unhaltbar, wenn staatliche Instanzen für illegale Datenbeschaffung bezahlen. Es ist keineswegs sicher, dass die so gehandelten Daten wirklich Informationen über Steuerhinterzieher enthalten. Es ist gut möglich, dass sie auch seriöse Kunden in ein schiefes Licht rücken. Unternehmen sollten Delikte dieser Art energisch bekämpfen. Unsorgfältiger Umgang mit Kundendaten kann zu einem langfristig negativen Image führen.

Delikte aller Art

Die Führungskräfte der Grossunternehmen sind eher bereit, die Tatsache einzugestehen, dass sie kriminelle Mitarbeitende haben. KMU, bei denen die Leute häufig jahre- und jahrzehntelang arbeiten und persönliche Beziehungen bestehen, denken häufig, dass es das bei ihnen nicht gibt. Trotzdem kommt es vor, dass sogar «Freunde» hohe Beträge veruntreuen. Diebstahl steht laut Webseite der Schweizerischen Kriminalprävention in der Statistik an erster Stelle. Büros, Arbeitsräume, Werkshallen und Labors verführen durch ihre Ausstattung immer wieder zu Diebstählen. Diese werden nicht nur durch Betriebsfremde, sondern in den meisten Fällen durch Betriebsangehörige begangen. Der Einkauf ist einer der besonders gefährdeten Bereiche. Ein Trick ist beispielsweise, Waren von schlechterer Qualität zu beziehen und sich den Preis für Waren von guter Qualität berechnen zu lassen. Die Differenz teilen der Einkäufer und der Verkäufer.

Sehr schädigend kann auch die Wirtschaftsspionage sein. Dabei müssen die betroffenen Mitarbeitenden keineswegs negative Absichten haben. Informationsgewinnung geschieht häufig sehr diffizil am Telefon unter falschem Namen und einem unverdächtigen Vorwand. Und nur in Heftchenromanen passiert es, dass sich Personen über unauffällige Kontakte an Mitarbeitende heranmachen zum Zweck der Unternehmensspionage. Häufig stellt man bei Untersuchung von Unregelmässigkeiten fest, dass es externe Personen waren, beispielsweise Freelancer, die Lücken im System fanden, zum Beispiel Sicherheitsleute oder Putzpersonal, die Unterlagen aus Ordnern oder von Schreibtischen entwendeten. Organisierte Kriminalität und Betriebsspionage werden meistens von Personen mit hoher Intelligenz und grossem kriminellem Potenzial durchgeführt. Diese benützen für ihre Aktivitäten Personen, die ihnen familiär oder sonstwie verbunden sind und den grössten Teil ihrer Zeit ganz normal arbeiten.