Eine Übersetzung von Marketingtexten bringt Kunden keinen Mehrwert, wenn sie bloss die Wörter, Wendungen und Sätze der Ausgangssprache durch diejenigen der Zielsprache ersetzt. Um den Umsatz mithilfe von Marketingtexten in fremden Märkten zu erhöhen, müssen die übersetzten Texte die potenziellen Kunden auch wirklich ansprechen, das heisst sie müssen die lokalen und kulturellen Gegebenheiten berücksichtigen. Das leuchtet zweifellos ein.
Aber wie verhält es sich innerhalb der gleichen Sprache? Die deutsche Sprache zum Beispiel wird in Deutschland,
Österreich, der Schweiz, in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien, Südtirol, Elsass und Lothringen sowie von Minderheiten in weiteren mitteleuropäischen Ländern gesprochen und geschrieben. Die französische Sprache wird ihrerseits in der Schweiz (über 20 Prozent), in Frankreich, Belgien, Luxemburg, Kanada, West- und Zentralafrika und anderen Regionen gesprochen.
Dass diese Vielfalt an Ländern und Regionen keinen homogenen Raum bildet, liegt auf der Hand, und entsprechend erheblich sind denn auch die Unterschiede in der Sprache – auch in der geschriebenen. Nicht anders verhält es sich auch mit dem italienischen Sprachgebrauch.
Helvetismen stärker anerkannt
In der Deutschschweiz wurden die Schüler aller Stufen bis vor Kurzem darauf getrimmt, alle Helvetismen zu vermei-den und auch im innerschweizerischen schriftlichen Verkehr nur «Hochdeutsch» zu schreiben. Im Zuge eines verstärkten Schweizer Selbstbewusstseins (Stichwort: «Swissness») und einer weniger normorientierten Sprachwissenschaft werden heute die Eigenheiten der in der Deutschschweiz geschriebenen Sprache stärker anerkannt. Man spricht nun von Schweizer Hochdeutsch bzw. von der Schweizer Standardsprache − in der Kurzform: Deutsch (CH). Entsprechendes gilt auch für das Französische und Italienische.
Die Hintergründe dieser Entwicklung sind weitreichend: Der Globalisierungsprozess hat zwar eine Vereinheitlichung auf der Ebene des Finanz- und Wirtschaftssystems gebracht, doch in kultureller Hinsicht ruft er auch Gegenreaktionen hervor. In der Schweiz zeigen sich diese in einer vermehrten Verwendung der Schweizer Dialekte im gesprochenen Wort, auf der Ebene der Schriftlichkeit in der Verwendung des Schweizer Hochdeutschen, Französischen und Italienischen. Die im Rahmen der Globalisierung auftretenden Migrationsbewegungen, in unserem Fall insbesondere die Einwanderung gut ausgebildeter deutscher und französischer Fachkräfte in die Schweiz, haben die Problematik verstärkt – die Sprache reagiert eben sehr sensibel auf gesellschaftliche Veränderungen.