Mensch & Arbeit

Mitarbeiterentwicklung

Wie Mitarbeiter ihr volles Potenzial entfalten können

Erfolg und Misserfolg eines Unternehmens hängen vor allem auch von der Leistung der Mitarbeiter ab. Wie es Führungskräften gelingt, die Potenziale ihrer Mitarbeiter auszuschöpfen, ist dabei von hoher Bedeutung. Der Beitrag zeigt, an welchen Stellschrauben für eine erfolgreiche Potenzialentfaltung zu drehen ist.
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Es gibt Menschen und ganze Teams, die nicht ihr volles Potenzial entfalten, die nicht zeigen, was in ihnen steckt. In Zeiten von Fachkräftemangel und digitaler Transformation, um nur einige Schlagworte zu nennen, ist dies verheerend. Mit diesen Herausforderungen ist es noch wichtiger, dass Mitarbeiter ihr Potenzial entfalten und dadurch nachhaltigen Erfolg sicherstellen. 

Mehr ist möglich

Bei diesem Prozess spielen Status und akademische Abschlüsse eine untergeordnete Rolle. Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass Führungskräfte die alleinigen Verantwortlichen für Erfolg oder Miss­erfolg eines Unternehmens sind. Diese Zeiten sind vorbei. Führung ist wichtig, aber sie ist nicht alles. Entscheidend ist, ob Führungskräfte es schaffen, das volle ­Potenzial ihrer Mitarbeiter zu entfalten. Was ist dieses «Potenzial»? Es stammt aus dem lateinischen, potenzial und bedeutet das Vermögen, die Kraft. Potenzial, in diesem Kontext, ist die Gesamtheit der noch nicht ausgeschöpften Möglichkeiten und Fähigkeiten eines Menschen. Oder anders gesagt, all das, was im Menschen angelegt und noch nicht ausgelebt wird. 

Bei den Navy Seals, einer Elitespezial­einheit der US-Streitkräfte, gibt es die 40 %-Regel. Sie besagt, dass wir erst ­40 Prozent unserer Leistung abrufen, wenn wir das Gefühl haben, am Limit zu sein. Studien belegen, dass dies nicht nur die körperliche Stärke, sondern auch unser Denken betrifft. Was ist, im Anbetracht dieser Aussage, in einem Unternehmen möglich? Welche Grenzen können gesprengt werden? 

Die Stellschrauben

Vier Stellschrauben, die Potenzialent­faltung begünstigen, werden in der Folge erläutert: Vertrauen, Vision, Generationen, Kultur. 

Vertrauen als Basis für erfolgreiche Potenzialentfaltung

Was nachvollziehbar klingt, ist in der Praxis eine Herausforderung. Fehlendes Vertrauen verhindert Entwicklung und hemmt intrinsische Motivation. Dieses Phänomen ist bereits bei Kleinkindern zu beobachten. In einer vertrauensvollen Umgebung sind Respekt, Wertschätzung und Sicherheit nicht weit. Faktoren, die für positiven Aufgabenfokus und die volle Potenzialentfaltung unausweichlich sind. Vertrauensvolle Beziehungen sind ein Grundpfeiler erfolgreicher Teams und Unternehmen. Das Bewusstsein, Menschen um sich zu haben, die unterstützen und die eigenen Herausforderungen ­mittragen, ist von unschätzbarem Wert. Dieses Vertrauen kann ohne grosse Zusatzaufwände in der täglichen Arbeit ­gefördert werden. Beispielsweise mit ­offener und transparenter Kommuni­kation sowie regelmässigem, konstruk­tivem Feedback. Positiv wie negativ. 

Es ist nicht das Ziel, eine harmonische Wohlfühloase zu schaffen. Vielmehr geht es um die gegenseitige Unterstützung und darum, gemeinsam noch besser zu werden. Wer weiss, wo er persönlich steht, kann die nächsten Schritte zur vollen ­Potenzialentfaltung planen und gehen. 

Eine gemeinsame Vision entwickeln

Der zweite Faktor erfolgreicher Teams und Unternehmen. Mitarbeiter, die wissen, wohin es geht und wie sie mitwirken können, sind automatisch motivierter, ihr volles Potenzial zu entfalten. Es reicht nicht, die Unternehmensvision Topdown zu kommunizieren. Jedes Team muss den Prozess selbstständig durchlaufen. So wird die Vision ein Leuchtfeuer für die tägliche Arbeit, ambitionierte Ziele werden gesetzt und erreicht.

Die hier investierte Zeit lohnt sich nachhaltig. Damit dieser Prozess gelingt, braucht es eine Atmosphäre der Offenheit und Kreativität. Damit neue Ideen und Sichtweisen entstehen können, ist ein Standortwechsel hilfreich. Warum nicht ein Meeting auf dem Firmenparkplatz, in der nahegelegenen Parkanlage oder in einem Meetingraum des innovativen Coworking? Egal wo, die Gedanken sollen fliessen und der offene Austausch über Ziele, Wünsche, Ängste und Ideen gefördert werden. Resultat eines solchen Workshops ist eine konkret ausformulierte, auf das eigene Setting adaptierte und von allen Beteiligten unterstützte Version. Diese ist an die übergeordnete Unternehmensvision angelehnt. 

Tipp: Prozess visualisieren 

 Als Einstieg ist es hilfreich, den (Wertschöpfungs-)Prozess zu kennen, in dem das entsprechende Team eingebettet ist. Sprich, welches sind die internen und/ oder externen Kunden, die vor oder nach der vom Team erbrachten Leistung stehen? Diesen Prozess sowie die dazuge­hörigen Anspruchsgruppen und Stakeholder aufzuzeichnen, unterstützt dabei, das grosse Bild nicht zu verlieren. 

Die gemeinsame Vision ist ein wichtiger Schritt bei der Potenzialentfaltung. An ihr können Entscheide gemessen und persönliche Ziele gesetzt werden. Mit ihr ist es einfacher, den Fokus zu behalten und in stürmischen Zeiten den richtigen Kurs zu wählen. Damit nicht genug; diese Team-Vision unterstützt beispielsweise die Bereiche

  • Führung: Durch die gemeinsame Basis lassen sich persönliche Ziele und Ansichten harmonisieren, was Konflikten vorbeugt. 
  • Personalentwicklung: Die Sinnhaftigkeit einer Weiterbildung kann besser abgeschätzt werden.
  • Personalrekrutierung: Sinn und Ziel der Arbeit kann transparent aufgezeigt werden. Besonders für die jüngere Generation ein ausschlaggebender Punkt. 

Regelmässige Überprüfung und Anpassung ist durchaus angebracht. Eine Vision ist kein in Stein gemeisseltes Dogma. Sie lebt und wächst mit den Menschen, dem Team und mit dem Einfluss des Marktes.

Das Zusammenspiel der Generationen

In Unternehmen herrscht ein bunter Generationenmix. Für die erfolgreiche Potenzialentfaltung ist dies von unschätz­barem Wert. Um diese Ressource maximal zu nutzen, benötigt es Transparenz in ­Bezug auf Stärken und Schwächen der verschiedenen Altersgruppen. Es geht nicht um das Schubladisieren oder das Bedienen von Klischees, sondern um die persönlichen Ausprägungen der Mitarbeiter. 

Es ist kein Geheimnis, dass kreative, in­novative und erfolgreiche Lösungen geschaffen werden können, wenn Erfahrung auf Dynamik trifft. Im Sport wird dies deutlich. Der erfahrene Trainerstab inspiriert und führt junge, dynamische Athleten zu Höchstleistungen. Dieses Prinzip gilt es für die Potenzialentfaltung im unternehmerischen Kontext zu berücksichtigen. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit der Generationen ist es wichtig, dass alle Beteiligten ihren Teil beitragen. Die älteren Generationen bringen Erfahrung und Ruhe. Sich an neue Technologien zu gewöhnen, fällt ihnen schwerer. Die jüngeren bringen Dynamik und Kreativität. Doch sie haben Lücken, wenn es darum geht, die Tragweite von Entscheidungen zu beurteilen, da ihnen ein breiter Erfahrungsschatz fehlt. Werden diese Stärken so kombiniert, dass sie Schwächen ergänzen, ist nachhaltiger Erfolg vorprogrammiert. Damit dies funktioniert, ist wiederum Transparenz und offene Kommunikation gefragt. 

Tipp: Rollen und AKV klären 

Als ersten Schritt bietet sich eine Rollenklärung und die Erarbeitung der ent­sprechenden AKV pro Rolle an. Dadurch verringert sich das Konfliktpotenzial, Stärken und Schwächen werden transparent und Aufgaben können gegebenenfalls neu organisiert werden. Bei diesem Austausch ist die Begegnung auf Au­genhöhe ein entscheidender Faktor. Hie­rarchie- oder Statusdenken ist weder ­förderlich noch zielführend. 

Fehler als Chance: die Lernkultur

Eine Null-Fehler-Kultur oder gar ein «Bestrafungssystem» verunmöglichen Potenzialentfaltung. Zunächst gilt es, sich vom alten, starren Bild zu lösen, dass Fortschritt und Erfolg nur mit hundertprozentiger Sicherheit möglich sind. Neue Wege beinhalten immer Rückschläge. Wechselt ein Sportler seine Materialmarke, dann mit dem Ziel, noch besser zu werden. Nach jedem Wechsel benötigt es eine Lernkurve, um sich vom Alten zu lösen und in neue Sphären vorstossen zu können. 

Es ist kein Geheimnis, dass kreative, innovative und erfolgreiche Lösungen geschaffen werden können, wenn Erfahrung auf Dynamik trifft. Im Sport wird dies deutlich. Der erfahrene Trainerstab inspiriert und führt junge, dynamische Athleten zu Höchstleistungen. Dieses Prinzip gilt es für die Potenzialentfaltung im unternehmerischen Kontext zu berücksichtigen. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit der Generationen ist es wichtig, dass alle Beteiligten ihren Teil beitragen. Die älteren Generationen bringen Erfahrung und Ruhe. Sich an neue Technologien zu gewöhnen, fällt ihnen schwerer. Die jüngeren bringen Dynamik und Kreativität. Doch sie haben Lücken, wenn es darum geht, die Tragweite von Entscheidungen zu beurteilen, da ihnen ein breiter Erfahrungsschatz fehlt. Werden diese Stärken so kombiniert, dass sie Schwächen ergänzen, ist nachhaltiger Erfolg vorprogrammiert. Damit dies funk­tioniert, ist wiederum Transparenz und offene Kommunikation gefragt.

Tipp: Rollen und AKV klären

Als ersten Schritt bietet sich eine Rollenklärung und die Erarbeitung der ent­sprechenden AKV pro Rolle an. Dadurch verringert sich das Konfliktpotenzial, Stärken und Schwächen werden transpa­rent und Aufgaben können gegebenenfalls neu organisiert werden. Bei diesem Austausch ist die Begegnung auf Au­genhöhe ein entscheidender Faktor. Hie­rarchie- oder Statusdenken ist weder ­förderlich noch zielführend. 

Fehler als Chance: die Lernkultur

Eine Null-Fehler-Kultur oder gar ein «Bestrafungssystem» verunmöglichen Poten­zialentfaltung. Zunächst gilt es, sich vom alten, starren Bild zu lösen, dass Fortschritt und Erfolg nur mit hundertprozentiger Sicherheit möglich sind. Neue Wege beinhalten immer Rückschläge. Wechselt ein Sportler seine Materialmarke, dann mit dem Ziel, noch besser zu werden. Nach jedem Wechsel benötigt es eine Lernkurve, um sich vom ­Alten zu lösen und in neue Sphären vorstossen zu können.

Ebenso ist es im Business. Wo Fehler als Chance für Wachstum gesehen werden, kann Potenzialentfaltung geschehen. Entscheidend ist, wie mit gemachten Fehlern umgegangen wird. Warum nicht transparent kommunizieren und den daraus folgenden Lernprozess für alle sichtbar aufzeigen? Dieses Vorgehen ­ermöglicht das persönliche Wachstum und ist für andere Mitarbeiter hilfreich. Und nebenbei fördert dieser Schritt die Transparenz und das Vertrauen. 

Tipp: Stufe für Stufe zum Erfolg 

Erfolg und Potenzialentfaltung sind keine konstant wachsenden Kurven, sondern Treppen. Nach jeder Stufe braucht es eine Zeit der Angewöhnung. Die neue Fähigkeit muss sich etablieren und stärken, bevor die nächste erklommen werden kann. Eine offene und positive Lernkultur fördert nicht nur die Potenzial­entfaltung, sondern auch Innovation und die Bereitschaft für Wandel. Sie ermutigt Mitarbeiter, neue Ideen auszuprobieren und dadurch sich selbst sowie die Un­ternehmung weiterzubringen. Für den nachhaltigen Erfolg ist es unerlässlich, eine solche Kultur zu schaffen und zu etablieren.  Ein eindrückliches Beispiel einer solchen Lernkultur lieferte Thomas Edison. In seiner Werkstatt tüftelte er jahrelang an der Erfindung der Glühlampe. Nach unzähligen Fehlversuchen fragte man ihn, ob er sich denn nicht als Ver­sager fühle. Seine ihm zugeschriebene Antwort ist faszinierend: «Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10 000 Wege ge­funden, wie es nicht funktioniert.» Und genau dieses Mindset ist der Schlüssel zum Erfolg. Ob 10 000 Fehlversuche bei jeder Fragestellung akzeptabel sind, mag bezweifelt werden, doch das Verständnis von Erfolg und Scheitern ist wegweisend. 

Fazit

Für die volle Potenzialentfaltung ist Vertrauen entscheidend. Es braucht offene und ehrliche Kommunikation auf der ­Basis einer gemeinsamen Vision. Ein­gebettet in einer positiven Lernkultur und im Zusammenspiel der Generationen steht dem Erfolg nichts mehr im Weg. Zur Prüfung, wie weit man dabei bereits ist, sind folgende Fragen hilfreich:

  • Wird im Team offen und transparent kommuniziert?
  • Vertrauen sich die Mitarbeiter, geben Feedback und sprechen Dinge an?
  • Herrscht eine Lernkultur, in der Fehler als Chancen gesehen werden? Ergänzen sich die Generationen mit den ­jeweiligen Stärken?
  • Hat das Team eine gemeinsame Vision und einen Sinn?
Porträt