Schlägt man heute den Stellenteil in der Zeitung auf oder informiert sich auf einem der vielen Online-Stellenmärkte, so wird schon bald ein Muster offensichtlich: Beinahe jeder Arbeitgeber sucht augenscheinlich den perfekten Mitarbeitenden, den Alleskönner, die sagenumwobene «eierlegende Wollmilchsau». Die Anforderungen an die Kandidaten werden enorm hoch gesteckt. «Ihr Profil: Sie verfügen über eine kürzlich abgeschlossene, topaktuelle Ausbildung auf höchster Stufe, sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und bringen mindestens 40 Jahre Berufserfahrung mit», so scheint der Grundtenor der Stellenanzeigen zu lauten.
Jüngere Generation im Vorteil
Dass dieses Anforderungsprofil nicht erreicht werden kann, ist allen beteiligten Parteien bewusst. Entsprechend geht es darum, denjenigen Kandidaten zu rekrutieren, der diesem Idealbild am nächsten kommt. Es ist nicht überraschend, dass die Wahl bei Personalentscheiden zumeist auf jüngere Kandidaten fällt: Sie gelten als dynamischer, gedanklich flexibler und zudem kostengünstiger als die ältere Generation. Zudem verfügen sie in der Regel über eine deutlich aktuellere Ausbildung. Ein weiterer Faktor sind oft auch die älteren Arbeitnehmer selbst. Sie haben sich ihren Status erarbeitet, sind oft nicht unzufrieden mit dem Erreichten und streben auf das Ende der beruflichen Laufbahn hin keine grossen Veränderungen mehr an. Ihre Prioritäten verschieben sich zunehmend in den Bereich der privaten Ziele und Wünsche; so fehlen ihnen im Vergleich zur jüngeren Konkurrenz der berufliche Ehrgeiz und die Bereitschaft, das Privatleben zugunsten der beruflichen Ambitionen zurückzustellen.
Als Ergebnis lässt sich seit einigen Jahren ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit bei der Generation der über 50-Jährigen beobachten. Machten Personen zwischen 50 und 64 Jahren im Jahr 2005 noch 20 Prozent der Erwerbslosen aus, so stieg dieser Anteil innert weniger als zehn Jahren um einen Viertel an (25 % im Jahr 2014)! Dasselbe Phänomen zeigt sich übrigens auch bei der Sozialhilfe: Hier stieg die Quote der Sozialhilfeempfänger bei Personen zwischen 55 und 64 Jahren von 1,9 Prozent (2005) auf 2,5 Prozent (2014).