Mensch & Arbeit

Mitarbeiterführung

Was die Sinnfrage mit Management zu tun hat

Einige der bislang gelehrten Führungs- sowie Management-Theorien müssen aktualisiert werden, weil sie nicht mehr zur Praxis passen. Die Folgen der Digitalisierung und eine neue Mitarbeitergeneration zwingen zum Umdenken.
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Die Generation Y wird in vielen Unternehmen spürbar. Also junge Menschen, die mit Gameboy und Internet aufgewachsen sind und heute etwa zwischen 16 und 36 Jahre alt sind. Man nennt sie auch «Digital Natives» oder «Millennials». Natürlich kann man anmerken, dass jede Generation irgendwie anders war als die vorherige. Das stimmt, allerdings haben sich viele Generationen den Werten und Gepflogenheiten der letzten Generation unterworfen – zumindest bislang. Wurde früher ein Mitarbeiter befördert, ging es eigentlich nur darum, was dieser Mitarbeiter mehr bekommt (einen höheren Lohn, ein Dienstauto, grössere Verantwortung) und was im Gegenzug mehr von ihm erwartet wurde (Führungsarbeit, Ziele einhalten, Wachstum etc.). Wurde man sich einig, war der Deal perfekt.

Gute Bedingungen gefordert

Heute verlaufen diese Gespräche teils sehr anders. Da der Mitarbeiter (Generation Y) eben auch die Sinnfrage stellt: «Warum sollte ich das tun? Was bringt mir das? Und was hat dies für einen Einfluss auf meine Lebensqualität?». Lebensqualität? Es geht nicht mehr nur um die viel gehypte «Work-Life-Balance», sondern schlicht um die Lebensqualität. Und weil Arbeit für die Millennials zum Leben gehört, verschwimmt auch die Unterscheidung zwischen Arbeitszeit und Freizeit immer mehr.

Die Generation Y stellt daher die Frage: «Warum soll ich hier arbeiten und meine Lebenszeit investieren?» Natürlich muss auch diese Generation ihre Brötchen verdienen, sie tut dies aber nicht (mehr) um jeden Preis. Den meisten Mitarbeitern ist es laut Studien wichtiger, dass die Arbeit Spass macht, dass das Team passt und man sich wohlfühlt. Ist der Lohn zu niedrig, hat dies natürlich durchaus auch Auswirkungen auf die Zufriedenheit.

Fragt man die junge Generation, was sie über die alten Führungs- und Management-Zöpfe denkt, erntet man oft nur ein mitleidiges Lächeln. Jährlich ein «wertschätzendes» 15-minütiges Jahres-/Qualifikationsgespräch? Ist das noch zeitgemäss? Fragt man unter vier Augen die Führungskräfte, ob das wirklich etwas bringt, erhält man oft die gleichen Antworten wie bei den befragten Mitarbeitern: «Naja, man muss es ja machen. Besser als nichts.» Wir schreiben das Jahr 2018. Da dürfen gewisse heilige Führungs- und Management-Kühe wirklich getrost in Pension gehen. Ernst nimmt man sie schon lange nicht mehr. Zudem werden heute «Alibi-Massnahmen» nicht nur intern missbilligt, sondern auch immer öfters nach aussen getragen, zum Beispiel über Facebook, Google und Bewertungsportale.

Grosse Herausforderungen

Gerade Unternehmer stehen vor der Herausforderung, dass alles, auch die internen Befindlichkeiten, sehr transparent nach aussen dringt. Bewertungsplattformen, Social Media und Co. bieten genug Möglichkeiten dazu. Sinnfreie und realitätsferne Leitbilder oder auf Hochglanz lackierte Imagebroschüren helfen also nicht mehr, den schönen Schein zu wahren. In Google und auf Bewertungsplattformen wie kununu.com ist die brutale Realität zu finden.

Daher müssen sich Führungskräfte um die Mitarbeiter und deren Befindlichkeiten kümmern. Eine grossartige, aber auch anspruchsvolle Entwicklung. Und zwar für beide Seiten, Mitarbeiter und Unternehmer. Denn beide Seiten machen sich jetzt Gedanken, wie die Arbeitswelt und die knappe Ressource Lebenszeit mit Sinn (und Produktivität) gefüllt werden kann. Denn wenn das, was man fünf Tage in der Woche während meist mehr als acht Stunden tut, Sinn macht, werden Berufs- und Privatleben besser sein. Man wird zufriedener und glücklicher. Es stellt sich die Frage: Wenn dem so ist, warum machen sich nicht mehr Menschen Gedanken, wie sie mehr Sinn in ihr Leben bringen können? Die Antwort: Weil es für die meisten Menschen ausserhalb ihrer Gedankenwelt liegt. Arbeit ist Arbeit. Und Schnaps ist Schnaps.

Doch die jüngeren Mitarbeiter denken hier etwas anders. Ist man mit etwas nicht zufrieden, wird nicht die Faust im Sack gemacht, sondern alles wird – meist sogar öffentlich – ausgesprochen. Ist man mit einer Dienstleistung oder einem Produkt nicht zufrieden, wird auf der Facebook- oder Twitter-Seite des Unternehmens reklamiert. Der Druck auf die jeweiligen Unternehmen wächst. Und das gefällt vielen Unternehmern und Führungskräften der Generation «Baby Boomer», die sind heute 52- bis 70-jährig), nicht.

Fest steht allerdings: Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Aber nicht nur die Kunden-Kommunikation wird aufwendiger, sondern auch die interne Kommunikation. So gibt es beispielsweise bei einem grossen Schweizer Medienhaus bereits einen «inside»-Twitterkanal, der öffentlich Interna auf die Twitterplattform bringt. Unzufriedene Journalisten posten hier ihre Meinung in die Welt, um sich Gehör zu verschaffen. Dass dieser Twitter-Kanal doppelt so viel Follower hat wie der Original-Twitter-Kanal des Medienhauses, ist bezeichnend. Der Mensch hat durch die Digitalisierung ein mächtiges Tool erhalten.

Einen Erfolgsplan gibt es nicht

Einen vorgefertigten Plan für den Erfolg gibt es nicht. Es gehört zum Lernprozess, dass Führungsaufgaben nicht mehr allein über Prozesse und Alibi-Massnahmen zu lösen sind. Die technische Revolution ist dabei gar nicht die grösste Herausforderung. Die wirkliche Herausforderung ist die geistige Revolution. Die passiert eben nicht mit einem einfachen Chance-Projekt, und es wird auch keine Checkliste dafür geben. Hier ist echte, authentische Kommunikation gefragt. Vieles muss heute hinterfragt werden. Vieles, das vor wenigen Jahren noch selbstverständlich war und was wir noch vor wenigen Jahren so gelernt haben.

Gibt es also gar kein Rezept? Doch. Indem man eine neue Denkweise und damit eine neue Kultur im Unternehmen etabliert. Dies funktioniert mittels Sensibilisierung für dieses Thema und Kommunikation. Damit wir ein aktualisiertes Bild von Arbeit erstellen, das wir in den nächsten Jahren umsetzen. Dies muss in erster Linie in den Köpfen von Führungskräften reifen – im Austausch mit den Menschen, die für sie arbeiten.

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