Mögliche Hürden
«Soll ich etwas sagen oder lieber den Mund halten?» Diese Frage stellen sich Arbeitnehmer immer wieder, wenn im Arbeitsalltag die Sicherheit durch falsches Verhalten von Kollegen, Kunden und das Unternehmen dadurch gefährdet ist. Warum ist es wichtig, seine Bedenken zu äussern, und wie kann man sich auf ein Speak up vorbereiten? Was hindert Mitarbeiter daran, Fehlverhalten und Missstände im Unternehmen zu melden? Verantwortliche sollten deshalb regelmässig darüber informieren, dass das Melden von Missständen in den Verantwortungsbereich jedes Mitarbeiters fällt – unabhängig von der Position. Veranstaltungen, Schulungen, Feedback-Gespräche und Team-Besprechungen sind hierfür gute Gelegenheiten. Entscheidend ist, dass Vorgesetzte mit gutem Beispiel vorangehen, ihre Mitarbeitenden immer wieder zu Speak up ermuntern und diese positiv entgegennehmen.Wenn ein Mitarbeiter den Mut fasst, einen Verdacht zu melden, kann es entmutigend sein, wenn er oder sie kein Feedback zum Ergebnis der Meldung erhält. Es ist deshalb sehr wichtig, dass Mitarbeiter das Gefühl haben, dass ihre Bedenken ernst genommen und untersucht werden und dass sie vom Unternehmen informiert werden, welche Konsequenzen sein Hinweis auf den Missstand hatte. Es bestehen nicht selten Unsicherheiten darüber, was wie gemeldet werden sollte und zu welchem Zeitpunkt. Deshalb ist von den Unternehmen eine Kultur zu fördern, in der auch einfache Bedenken vorgebracht werden können. So ist man eher auf der richtigen Seite, um Reputationsschäden zu vermeiden. Der Hinweis von der Firma Burckhardt Compression könnte als Anregung dienlich sein (siehe Box «Beispiel für eine Speak-up-Policy»).
Respektvolle Meldekultur
In der Luftfahrt-Industrie wird grosser Wert auf eine offene und faire Meldekultur gelegt. Dadurch wird ein Umfeld geschaffen, in dem Menschen Sicherheitsbedenken melden können, ohne Angst vor Schuldzuweisungen oder Vergeltungsmassnahmen zu haben. Auch andere Branchen ziehen mittlerweile nach. Unternehmen stehen in der Pflicht, ihren Mitarbeitern zuzusichern, dass das Melden von Missständen keinen negativen Einfluss auf die Karriere des Hinweisgebers hat.
Eine Speak-up-Kultur liegt vor, wenn eine Organisation das Ansprechen von Bedenken und Fehlverhalten fördert, schätzt und schützt. Eine Speak-up-Kultur fusst vor allem auf vier Grössen: «Risiken eingehen, Fehler eingestehen, Fragen stellen, Probleme ansprechen».
Speak up, also das Äussern von Bedenken, wenn das Verhalten eines Kollegen oder auch eines Vorgesetzten eine potenzielle Gefahr darstellt, gehört zum guten Ruf eines Unternehmens. Es ist die verbindliche Kommunikation von Sicherheitsbedenken in betrieblichen Situationen, in denen es akuten Handlungsbedarf gibt – zum Beispiel durch Informationen, Fragen, oder Meinungsäusserungen. Oft funktioniert das auch ohne Worte – durch Mimik oder Gesten. Allerdings ist nicht jede kritische Äusserung im Arbeitsalltag als Speak up zu verstehen. Davon abzugrenzen sind Nörgeln, Kritik an den Bedingungen im Betrieb oder am grundsätzlichen Verhalten von Kollegen, ebenso auch das Informieren der Belegschaft oder sogar der Öffentlichkeit über Missstände innerhalb eines Unternehmens. Es ist respektvoll und geschieht im besten Fall mit der Überzeugung, dass der Kollege nicht absichtlich gegen eine für die Sicherheit wichtige Regel verstösst oder einen Fehler macht.