Humor ist eine ernste Sache. Dementsprechend wäre diese emotionale Wunderdroge wohl bestens geeignet, um in den Führungsebenen unseres Landes täglich von den CEO, den CFO und HR-Experten täglich hoch dosiert eingenommen zu werden. Die Realität sieht leider immer noch ganz anders aus. Seriosität, hierarchische Distanz, emotionale Selbstbeherrschung, Statusdenken sowie Erfolgsstreben sind anscheinend mit Leichtigkeit, Freude und Fröhlichkeit nicht kompatibel.
Humor als Erfolgsfaktor
Obwohl – es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. So zeigen viele Beispiele, Untersuchungen und Mitarbeiterbetrachtungen, dass gerade ein von Führungskräften gelebter, wohldosierter, wertschätzender, humorvoller Zugang auf vielen Kommunikationsebenen Erfolg verspricht. Humor im Unternehmen heisst nämlich nicht, Witze zu erzählen. Humor im Business bedeutet, den Anforderungen mit Leichtigkeit und positiven Emotionen, einem sinnbildlichen Lächeln entgegenzutreten mit dem Ziel, das Unternehmen erfolgreicher zu machen.
Das heisst konkret: Humorvolle Menschen sind engagierter, leistungsfähiger, flexibler im Denken und Handeln, offen für Veränderungen und vor allem gesünder, was den Autor als Arzt natürlich besonders freut. Auch in Krisen- und Stresssituationen zeigen sie sich deutlich belastbarer im Vergleich zu «spassbefreiten» Kollegen.
Je wichtiger das persönliche Wohlbefinden der Mitarbeiter wird, und das erleben wir gerade durch Generation Y, X und Co, umso mehr spielen eine frische Humorkultur und ansteckende, motivierende Leichtigkeit eine entscheidende Rolle, um diesen positiven, produktiven Zustand zu erzielen. Der Realitätseffekt: Schlechte Stimmung wird nach aussen in die Welt getragen, gute auch. Gute ist zweifellos besser.
Erlaubnis zu Leichtigkeit
Ein positives Reputationsverhalten spielt daher eine immer wichtigere Rolle für das Ansehen von Unternehmen und folglich auch für Investoren. Die diversen Zufriedenheitsanalysen zeigen, dass Wohlbefinden der Mitarbeiter in der Regel weniger durch Gehalt oder Funktionen bestimmt wird, sondern vermehrt durch emotionale Werte und Stimmungen im Unternehmen. Witz und Humor sind damit sowohl ein wichtiger Indikator für eine gute Betriebsatmosphäre als auch Motivationsnektar. Umso wichtiger ist, dass Führungskräfte, wenn sie gute und damit leistungsfördernde Stimmung im Unternehmen anstreben, nicht nur die Erlaubnis zu mehr Leichtigkeit geben, sondern es proaktiv selbst und begeistert vorleben. Das Geheimnis, das im Grunde keines ist, liegt darin, sich damit selbst die Erlaubnis zu mehr Emotionalität zu geben.
»Licence to Laugh« beginnt somit am besten ganz oben, bei sich selbst. Die gute Nachricht aber auch für all jene Führungskräfte, die mit Humor per se wenig am Hut haben und die lieber in den Keller lachen gehen: Es geht in den ersten Umdenkphasen weniger darum, selbst gleich urlustig zu sein, als vielmehr darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Platz für Humor möglich und gefördert wird. Das wäre also schon mal ein schöner Anfang.
Der nächste Schritt auf der humorvollen Erfolgsleiter wäre dann, diesen Humor, wie oben erwähnt, auch selbst zu initiieren. So wird die Chefetage zur «SmileQuelle», denn die Mitarbeiter möchten «menschliche» Chefs. Menschlich im Sinne von humorvoller, näher, verständnisvoller, respektvoller, wertschätzender. Wenn man als Führungskraft also zulässt, dass in Unternehmen gelacht werden kann, darf und vielleicht sogar soll, dies vielleicht sogar pro aktiv gefördert wird, dann sind das entscheidende Erfolgsfaktoren und Marktvorteile gegenüber Mitbewerbern. Grosse Unternehmen wie Google, Red Bull, Nike, Fedex oder Microsoft haben das eindrucksvoll bewiesen. Mittlerweile gibt es schon einige mehr, vor allem junge Unternehmen, Start-ups setzen hier von Anfang an humorvolle Akzente.
Lust auf positive Resonanz
Der erste Schritt ist sicherlich, Führungskräften in Vorgesprächen die Angst vor dem Einsatz von Humor in der Führungsarbeit zu nehmen. Die Angst vor dem Verlust von Seriosität, die Angst, nicht mehr ernst und wichtig genommen zu werden, die Angst, Reputation und Achtung zu verlieren. Und nicht zu vergessen: die Angst vor der Aussenwirkung einer Firmenstrategie, die jetzt plötzlich mit Humor punkten möchte.