Mensch & Arbeit

Mitarbeiterentwicklung

Der anspruchsvolle Weg von der Fach- zur Führungskraft

Nicht selten stehen Fachkräfte vor der Herausforderung, «von heute auf morgen» Führungsaufgaben zu übernehmen. Beispielsweise wenn erfolgreiche Unternehmensbereiche wachsen oder sie sich in anspruchsvollen Projekten für höhere Aufgaben empfehlen. Doch aus einer kompetenten Fachkraft wird nicht automatisch eine gute Führungskraft. Dafür braucht es spezifische Kompetenzen.
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Erfolgreiche KMU wachsen mitunter sehr schnell. So kann der IT-Support mit nur einem Mitarbeitenden rasch zur ausgewachsenen Abteilung mit mehreren Spezialisten werden, während in der Entwicklung und Produktion laufend neue Zeichnerinnen und Zeichner sowie Mechanikerinnen und Mechaniker eingestellt werden. Zumeist wird dann den eigenen guten Fachleuten die Führungsaufgabe übertragen. Allerdings ist es wichtig, sie im Sinne einer sorgfältigen Personalentwicklung für die neue Rolle zu qualifizieren.

Selbstführung

«Die wichtigste Kompetenz ist die Selbstführung», sagt Kuno Ledergerber, Dozent für Human Capital Management an der ZHAW School of Management and Law in Winterthur. Sich selber zu kennen und führen zu können, ist eine grundlegende Voraussetzung, um andere zu führen. Auch muss man sich zunehmend von Fachaufgaben trennen können und diese an geeignete Personen delegieren.

Dazu braucht es Menschenkenntnis und kommunikative Fähigkeiten. «Viele Führungskräfte wenden tagtäglich gute Instrumente und Methoden an, blenden dabei aber bewusst oder unbewusst aus, dass der Erfolg auch vom eigenen Verhalten und dem der Mitarbeitenden abhängig ist», zeigt sich Ledergeber überzeugt.

Den Ernstfall proben

Neben sozialen Kompetenzen benötigen Führungskräfte ein spezifisches fachliches Wissen. Je umfangreicher Verantwortung und Führungsaufgaben werden, desto wichtiger sind fundierte Kenntnisse in Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Unternehmensführung. Auch die Fähigkeit zu strategischem Entscheiden und Handeln gewinnt an Bedeutung. Fachkräfte, die gefordert sind, ihre Führungs- und Managementkompetenzen weiterzuentwickeln, sollten dies auf eine möglichst praxisorientierte Art tun.

Das Lernen mit Fallstudien und Praxisbeispielen gilt als effizient und hat sich an Wirtschaftshochschulen weitgehend durchgesetzt. Eine attraktive Form sind computergestützte «Management Games», wie sie in einzelnen Lehrgängen zum Einsatz kommen. Mittels solcher Simulationen lässt sich der Ernstfall proben. Die Teilnehmenden lernen, mit Komplexität umzugehen und unter Zeitdruck geeignete Mittel zur Strategieentwicklung und -umsetzung sowie zur Entscheidungsfindung anzuwenden. Dabei gilt es darauf zu achten, dass die zu bearbeitenden Probleme der geschäftlichen Realität der Teilnehmenden entsprechen. Nur so lässt sich ein optimaler Praxistransfer gewährleisten.

Blickfeld erweitern

Eine zentrale Herausforderung in der Entwicklung von der Fach- zur Führungskraft ist die Verschiebung des Fokus vom Fachgebiet auf die Prozess- und Unternehmensebene. Dies bedingt andere Denk- und Handelsweisen. Fachleute richten ihre ganze Aufmerksamkeit meist auf spezifische Aufgaben und Detailfragen in ihrer Disziplin. Dabei haben sie für gewöhnlich nur einen sehr eingeschränkten Blick auf ihre Anspruchsgruppen, beispielsweise die Anwender einer Softwarelösung.

Im Gegensatz dazu müssen Führungskräfte zumindest auch die vor- und nachgelagerten Prozesse überblicken, vielleicht sogar die gesamte Wertschöpfungskette inklusive aller Stakeholder. Führungskräfte sind somit gefordert, eine differenziertere Sichtweise einzunehmen. Auch wenn das Herz für den eigenen Fachbereich schlägt, darf dieser nicht auf Kosten anderer bevorzugt werden. Damit tun sich viele schwer.

Kenntnisse unabdingbar

Führungskräfte haben in der Regel keine Zeit, sich intensiv mit Details auseinanderzusetzen und alle Fakten zu sammeln. »Als leitende Person muss man oft aufgrund weniger Informationen rasch entscheiden. Fundierte Kenntnisse von Instrumenten der systematischen Problemlösung und Entscheidungsfindung sind da unabdingbar», beschreibt Michael Hari eine zentrale Herausforderung. Der studierte Ingenieur ist erst vom Entwickler zum Projektleiter und anschliessend zum Teamleiter aufgestiegen. Dadurch sieht er sich zunehmend mit Führungsaufgaben konfrontiert.

Lohnende Investition

Wichtig ist ihm, dass er sich die nötigen Kenntnisse in BWL und Unternehmensführung berufsbegleitend aneignen kann, «ohne ein dreijähriges Studium zu absolvieren». Eine praxisorientierte und berufsbegleitende Weiterbildung mit einem anerkannten Diplom ist für ihn die richtige Wahl. Mehr liegt aus Sicht des Arbeitgebers meist auch nicht drin. Denn egal ob Fach- oder Führungskraft: Längere Abwesenheiten lassen sich insbesondere in KMU nur schwer verkraften. Dennoch lohnt es sich, in die Qualifizierung von Führungskräften zu investieren. Je verantwortungsvoller die Position, desto schwerwiegender die Konsequenzen von Irrtümern. Man sollte also unbedingt dafür sorgen, dass die Führungskräfte ihrer Herausforderung gewachsen sind.

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