Der Leitgedanke der Service-Dominant Logic (SDL) baut auf dem traditionellen Marketinggrundsatz des kundenorientierten Handelns auf. Im Kern der SDL-Strategie tritt an Stelle des Produktes die damit erbrachte Dienstleistung in den Vordergrund. Der Kundennutzen steht im Zentrum jedes wirtschaftlichen Handelns. Dienstleistung und Produkt verschmelzen zur untrennbaren Einheit.
Kunde arbeitet mit
Nicht nur Grosskonzerne, insbesondere auch KMU können von der Umsetzung dieses modernen Marketing-Ansatzes profitieren. Beispielsweise bei der Erstellung von Treuhand-Dienstleistungen ist SDL mit dem Kernelement der «Co-Creation» bereits an der Tagesordnung. Firmenkunden greifen direkt auf «ihr» individualisiertes Buchhaltungsprogramm zu.
Dieses befindet sich nicht mehr in der eigenen Firma, sondern ist auf dem Server der Treuhandunternehmung installiert. Dieser Service bietet grosse Kundenvorteile. Die Anschaffung sowie der Unterhalt eines eigenen Programmes erübrigen sich. Die professionelle Software ist permanent aktualisiert und sicher. So können die Buchungen effizient und kostengünstig vom Kunden in Eigenregie ausgeführt werden, während die bedarfsgerechte Experten-Unterstützung jederzeit sichergestellt ist. Abschlüsse, Mehrwertsteuerabrechnungen oder Adaptionen für internationale Steuer- sowie Finanzbuchhaltungsstandards, die vertieftes treuhänderisches Fachwissen erfordern, werden nahtlos von Treuhand-spezialisten weitergeführt.
Ein interaktiver Prozess
Analog des vorgängig erwähnten Prozesses entfalten Produkte und Dienstleistungen ihren Nutzwert erst mit der Inanspruchnahme ihrer Leistungspotenziale. Produkte und Dienstleistungen sind daher als interaktiver Prozess zu verstehen. Dabei tauschen Unternehmungen nicht Produkte, sondern Dienstleistungen aus. Der Wert ist in den Produkten gebunden. Die Wertentstehung setzt die Beteiligung des Kunden voraus. Die Wertschöpfung entsteht erst mit der Anwendung durch den Kunden. In der Folge entwickeln und stellen Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen bewusst nicht für ihre Kunden her, sondern gemeinsam mit ihren Kunden. Professor Robert Lusch (University of Arizona) als Entwickler des SDL-Marketings bringt diese Sichtweise auf den Punkt: «Der Kunde kauft nicht, weil die Produkte gut sind. Der Kunde kauft Produkte, weil sie etwas für ihn tun.»
Monetärer Wert
Aus Sicht der SDL bieten Produkte oder Dienstleistungen, als autonome Objekte betrachtet, an sich noch keinen Wert. Gleichzeitig befindet sich der Kunde nicht mehr in der Rolle des Leistungsempfängers. In diesem Kontext können Unternehmen keine Werte liefern. Das Produkt entsteht nicht als eine «Eigenleistung» des Herstellers, vielmehr entpuppt es sich als Mittel zum Zweck für die Anwendung zum effektiven Kundennutzen.
Diese Denkweise eröffnet neue Möglichkeiten im Ertragsmanagement. Mit der Wertbemessung des Nutzens durch den Kunden eröffnen sich neue Spielräume in preispolitischen Überlegungen. Die Kalkulation auf der Basis der Kosten-Plus-Methode (effektive Kosten) verliert an Bedeutung.
Die neue Fragestellung lautet: «Wie viel darf dieses Angebot aus Kundensicht kosten?» Und nicht mehr: «Wie viel kostet dieses Angebot?» Damit erleichtert das SDL-Denken oftmals auch die Umsetzung einer angestrebten Ertragsoptimierung.
In den Kundenbeziehungsprozessen mutiert die bisherige eher «Unternehmen-Kunden-Einbahn-Kommunikation» zu einem permanenten, proaktiven Dialog zwischen den Akteuren, im Fachjargon «Co-creating conversation and dialogue» genannt. Der Kunde wird als gleichwertiger Partner in den Dialog aller an der Dienstleistungserstellung beteiligten Akteure eingebunden.