Marketing & Vertrieb

Creator-Ökonomie

Wie die digitalen Plattformen funktionieren

Die Anzahl und Beliebtheit digitaler Plattformen für die Creator-Ökonomie wächst stetig weiter. Seit dem Ausbruch der Coronapandemie steigen die Benutzerzahlen und der Erfolg dieser exklusiven Plattformen. Aber wie funktionieren diese überhaupt?
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Die digitalen Plattformen, die überwiegend von Prominenten, Stars und anderen Medienschaffenden benutzt werden, funktionieren ähnlich wie Instagram und Co., sind aber keine klassischen sozialen Netzwerke. Auf diesen Plattformen erhalten die Nutzer gegen eine Bezahlung ein digitales Produkt oder eine Dienstleistung vom jeweiligen Anbieter, der zum Beispiel ein Sänger, Schauspieler oder anderer Dienstleister sein kann. Somit haben die Nutzer und Fans die Möglichkeit, sich ihren Idolen nahe zu fühlen und in­timere Einblicke in die Arbeit des Künstlers zu bekommen. 

Marktplatz für Kreative

Den Künstlern und Dienstleistern selbst ermöglichen diese Plattformen, auch in Zeiten, in denen keine Liveauftritte möglich sind, ihren Fans etwas zu bieten. Diese finanzielle Unterstützung durch die zahlende Fan-Gemeinschaft kann auch dazu beitragen, dass beispielsweise ein Sänger oder ein Content Creator neue Projekte und Ideen realisieren kann. 

Auf den digitalen Plattformen für die Creator-Ökonomie zahlt der Kunde in der Regel einen bestimmten Preis, um auf der jeweiligen Plattform registriert zu sein und eine Dienstleistung oder ein digi­-tales Produkt zu erhalten. Je nach Geschäftsmodell gibt es Plattformen, die verschiedene Abonnements anbieten, bei denen der Nutzer eine monatliche Gebühr bezahlt.

Bei anderen Plattformen bezahlt der Nutzer nur für ein ausgewähltes Produkt. Die Einnahmen, die über diese Plattformen erzielt werden, erhält zu einem bestimmten Anteil der Künstler beziehungsweise Dienstleister. Den anderen Teil behält der Betreiber der Plattform ein. Im übertragenen Sinne handelt es sich bei diesem Geschäftsmodell also um eine Art digitalen Marktplatz für die Kreativ-Branche.

Beliebte Plattformen 

Die Auswahl an verschiedenen digitalen Plattformen für die Creator-Branche wird immer grösser, da die Fans und Follower ein immer grösser werdendes Bedürfnis haben, einen Einblick in das private Leben ihrer Idole zu bekommen, und exklusive Produkte von ihnen erwerben möchten. Die Plattformen unterscheiden sich in ihren Zielgruppen und Angeboten, aber auch in ihren Geschäftsmodellen, sodass jeder Creator und jeder Nutzer für sich selbst entscheiden muss, welches Modell am besten zu ihm passt.

Patreon

Patreon ist eine Fan-Plattform, die schon 2013 in Kalifornien gegründet wurde. Auf dieser sind in erster Linie Stars aus der Musikbranche aktiv. Diese teilen mit ihren Fans, welche Inhalte sie gerade planen, und geben teilweise sogar exklusive Konzerte im Livestream. Auch exklusive Veröffentlichungen ausschliesslich für die Mitglieder dieser Plattform sind möglich. Nutzer können sich ausserdem direkt mit den Künstlern austauschen und mit ihnen interagieren. Dafür zahlen sie einen monatlichen Beitrag, mit dem sie ihre Lieblingskünstler dann auch finanziell unterstützen. Die Kosten variieren je nach abgeschlossener Mitgliedschaft und liegen etwa zwischen einem und 25 Dollar.

Die Anmeldung für Künstler ist bei Patreon zunächst kostenlos. Sobald er oder sie jedoch Einkünfte über Patreon erzielt, behält die Plattform einen Anteil der Ein­nahmen ein. Das sind je nach abgeschlossenem Plan zwischen fünf und zwölf Prozent. In der teuersten Premium-Mitgliedschaft steht einem Künstler beispielsweise ein persönlicher Partner-Manager zur Ver­fügung und kann den Mitgliedern sogar einen eigenen Merch (Merchandise) anbieten. Eine Registrierung bei Patreon hat für Künstler zudem den Vorteil, un­abhängiger von Plattenfirmen zu sein.

Cameo

Die Plattform Cameo gibt es seit 2017. Sie wurde in Chicago gegründet. Wortwörtlich bezeichnet man einen überraschenden, kurzen Auftritt einer bekannten Person in einer Serie oder einem Film als Cameo. Und so funktioniert auch das Geschäftsmodell der gleichnamigen, digitalen Plattform: Hier können die Nutzer entscheiden, was sie von ihren Idolen sehen und hören wollen, und ihnen das sogar direkt mitteilen. Die Fans bestellen also im Prinzip beim Künstler etwas und bezahlen dafür. Das kann beispielsweise eine personalisierte Videobotschaft oder auch ein persönliches Ständchen zum Geburtstag sein. 

Der Preis unterscheidet sich je nach Star und gewünschter Dienstleistung. So ist auch Cameo eine gute zusätzliche Einnahmequelle für Künstler. Die Plattform behält jedoch etwa 25 Prozent der Einnahmen der Künstler ein. Zu den berühmtesten Künstlern, die auf Cameo registriert sind, gehören die amerikanische Rapperin Lil’ Kim, Alice Cooper und Rufus Wainwright. Insgesamt sind mehr als 30 000 Prominente aus den Bereichen, Film, Pop, Entertainment und auch Sport bei Cameo registriert. 

Onlyfans

Die 2016 gegründete Plattform Onlyfans funktioniert etwas anders als die üblichen digitalen Plattformen für Künstler und Stars. Hier erhalten Fans exklusive und sehr private Einblicke in das Leben ihrer Idole. Dabei verschwimmt häufig die Grenze zur Pornografie, denn der Betreiber von Onlyfans betrieb einst die Erotik-Website Glamgirls. Onlyfans gibt Sex­arbeiterinnen die Möglichkeit, ihre Dienstleistungen über eine Webcam in einem sicheren Rahmen betreiben zu können. 

Schon vielen Cam-Girls und Strippern verhalf die Plattform so zu grossem Ruhm. Auf Onlyfans sind jedoch auch Prominente aus der Öffentlichkeit vertreten. Neben bekannten Persönlichkeiten aus der Fitness- und Ernährungsbranche gehört auch die Rapperin Cardi B zu den Stars auf Onlyfans. Diese lässt jedoch nicht die Hüllen fallen, sondern ermöglicht ihren Fans Einblicke in ihre Arbeit hinter den Kulissen und nimmt sie beispielsweise zu den Dreharbeiten ihres Musikvideos mit. Um das zu sehen, zahlen die Nutzer für eine Mitgliedschaft etwa fünf Dollar im Monat. 

Twitch

Die Plattform Twitch hingegen richtet sich nicht an Musiker und Sänger, sondern an Gamer und ihre Fans. Bei Twitch.tv handelt es sich um ein Livestreaming-Videoportal, auf dem Videospiele live übertragen werden. Nutzer können dabei zusehen und sich in Echtzeit mit anderen Zuschauern über das übertragene Spiel austauschen. Dieses Streaming ist für den Nutzer zunächst kostenlos, es gibt jedoch verschiedene zahlungspflichtige Zusatzfunktionen. 

Twitch gibt es schon seit 2011. Es bietet Gamern verschiedene Geschäftsmodelle: Wenn ein Streamer regelmässig Streams schaltet und eine grosse, stetig wachsende Anzahl an Zuschauern hat, kann er eine Partnerschaft mit Twitch eingehen. Im Rahmen dieser Partnerschaft erhält der Gamer einen Anteil der Werbeeinnahmen. Die Nutzer wiederum können je nach Mitgliedschaft einen Kanal dieser Partner abonnieren. Die Preise liegen zwischen fünf und 25 Dollar. Zusätzlich können Nutzer ihren Lieblings-Streamern über sogenannte Bits auch Spenden zukommen lassen. 

Ein weiteres Modell für Streamer ist das Affiliate-Programm von Twitch. Wenn ein Gamer nicht genügend Zuschauer hat, kann er das Cheering nutzen und somit ebenfalls Einnahmen erzielen, denn über dieses Programm lassen sich im Stream beispielsweise Werbeanzeigen schalten.

Zusätzlich gibt es ein Twitch-Prime-Programm von Amazon. Mit diesem lässt sich ein Amazon-Konto mit Twitch verknüpfen. Das Abonnieren eines Streamers ist für den Nutzer dabei jeden Monat kostenlos.

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