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Was Verkäufer von Jet-Piloten lernen können

Verkäufer erklärungsbedürftiger Produkte oder beratungsintensiver Dienstleistungen sind wie die Jet-Flieger unter den Piloten. Warum? Was haben sie gemeinsam? Der Beitrag zeigt, wo die Überschneidungen liegen und was Verkäufer von Piloten lernen können.
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Scheinbar liegen Welten zwischen ihnen, doch Verkäufer und Piloten haben einiges gemeinsam. Dabei handelt es sich um bestimmte Erfolgsfaktoren, die sich Verkäufer immer wieder vor Augen führen sollten, um motiviert und leistungsorientiert ihrem Job nachzugehen. Das Bewerten komplexer Situationen und die intuitive Entscheidungsfindung ist ein erstes Beispiel: Piloten im Cockpit müssen komplexe Situationen mit allen Sinnen erfassen, um dann intuitiv die richtigen Entscheidungen treffen zu können. 

Ständiges Training

Eine grosse Herausforderung: Um in den entscheidenden Momenten richtig zu reagieren, sind sie gefordert, sich oft jahrelang vorzubereiten und ihre Reaktionsfähigkeit sowie bestimmte Routinen immer wieder zu trainieren. Bei Verkäufern ist dies ebenso der Fall. Insbesondere Verkäufer für erklärungsbedürftige Produkte oder beratungsintensive Dienstleistungen müssen Verhandlungssituationen schnell bewerten, – um dann schnell in der jeweiligen Situation richtig zu entscheiden. Auch hier handelt es sich keineswegs um eine Fähigkeit, die angeboren ist. Spitzenverkäufer haben in der Regel eine Vielzahl von Trainings hinter sich – und sie hören auch nie auf, ihr Verhalten für Schlüsselsituationen zu üben, Routinen und Reaktionen zu trainieren.

Solides Know-how nötig 

Die Herausforderung zur schnellen Bewertung komplexer Situationen samt intuitiver Entscheidungsfindung ist – wie bereits angedeutet –, nur eine Sache von vielen, die Piloten und Verkäufer verbindet. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe weiterer Gemeinsamkeiten. So lässt sich weder der Piloten- noch der Verkäuferberuf ohne ein solides Know-how erfolgreich ausüben. Bereits der Pilot einer kleinen Propellermaschine muss über ein gewisses technisches Know-how und Verständnis verfügen, damit er mit der Maschine sicher zum Zielort fliegen kann. Deutlich mehr Fachwissen und fliegerisches Können benötigt indes ein Jet-Pilot. 

Auch beim Verkaufen gibt es gewisse Eigenschaften und Grundfertigkeiten, die jeder Verkäufer braucht – unabhängig davon, was er verkauft. Doch je komplexer und erklärungsbedürftiger die Produkte und Leistungen sind, desto mehr fachliches und verkäuferisches Know-how muss sich der Verkäufer aneignen. Tut er dies nicht, kann er den Verkaufsprozess nicht so steuern, dass er das Ziel des Verkaufsgesprächs erreicht.

Umfassende Vorbereitung 

Weitere Gemeinsamkeiten zwischen Pilot und Verkäufer gibt es in Sachen Vorbereitung: Je komplexer die Maschine ist, die ein Pilot durch die Lüfte navigiert, umso mehr Vorbereitung und Training benötigt er. Der Pilot muss zum Beispiel darauf achten, dass er körperlich und mental fit genug ist, um das Flugzeug sicher zum Zielflughafen zu steuern. Wichtig ist dabei auch, vorab den gesamten Flug mit all seinen Phasen und eventuellen Abweichungen gedanklich durchzuspielen. So wird der Pilot checken, ob alle Voraussetzungen gegeben sind, um das Ziel sicher zu erreichen. Auch muss er sich alternative Routen im Falle von Änderungen der Verkehrslage überlegen, damit er die Maschine heil zur Erde zurückbringt.

Die Parallele zum Verkäufer: Je komplexer das Produkt ist und je vielschichtiger die Kundenerwartungen sind, umso gezielter muss sich ein Verkäufer auf Kundengespräche vorbereiten. Ein Verkäufer von Textilien beispielsweise muss zwar auch gewisse vorbereitende Arbeiten erfüllen – etwa seine Ware so präsentieren, dass sie Kunden anspricht. Doch weit umfassender ist die Gesprächsvorbereitung bei technischen Dienstleistungen wie die Installation von Heizungs- sowie Solaranlagen oder von erklärungsbedürftigen Produkten wie Bauspar- und Serviceverträgen. 

Für den Verkäufer gilt, sich im Vorfeld der Kundengespräche möglichst umfassend über den Kunden sowie dessen Umfeld zu informieren. Er muss zumindest eine Ahnung davon bekommen, welchen konkreten Bedarf der Kunde haben könnte. Vor welchen Herausforderungen stehen er und seine Branche gerade? Nur wenn der Verkäufer das weiss, kann er das Verkaufsgespräch realistisch planen. Dabei sollte er sich fragen, welche Informationen er über den Kunden hat, in welchen Märkten dieser sich bewegt und was dort die derzeitigen Herausforderungen sind. Wichtig zudem: Welche Ziele des Kunden sind bekannt? Gibt es Hinweise auf Engpässe des Kunden? Falls ja, welche Lösung gibt es hier? Last but not least ist die (Entscheidungs-)Struktur des Unternehmens von Bedeutung.

Start- und Landephasen

Doch damit sind die Parallelen zwischen dem Verkaufen und dem Fliegen nicht erschöpft. Jeder weiss: Die Start- und Landephasen sind am gefährlichsten beim Fliegen. Trotz aller technischen Hilfsmittel muss der Pilot in diesen Momenten hochkonzentriert sein, um keine folgenschweren Fehler zu begehen. Dasselbe gilt für Verkaufsgespräche. Auch hier sind der richtige Start und die Landephase für den Erfolg äusserst wichtig. Denn ganz zu Beginn – beim Start –, wenn sich Kunde und Verkäufer erstmals persönlich gegenüberstehen, gewinnt der Kunde anhand des Auftretens und Verhaltens des Verkäufers – oft binnen weniger Sekunden – einen ersten Eindruck von diesem. Von diesem Eindruck hängt es ab, wie viel Vertrauen und Respekt der Kunde dem Verkäufer entgegenbringt. Und das entscheidet weitgehend darüber, wie das Verkaufsgespräch verläuft. 

Der Verkäufer muss also der Startphase – ähnlich wie ein Pilot – besondere Beachtung schenken. In ihr muss er all seine Energien mobilisieren, damit er bei dem Kunden einen sehr guten Ersteindruck macht. Das Gleiche gilt für die «Landephase», sprich: dem Abschluss. Hier muss der Verkäufer alle Antennen ausfahren, um wahrzunehmen, welche Signale der Kunde sendet. Was ist zu tun, um den Kunden über die letzte Schwelle zum Auftrag zu führen? Ansonsten ist die Gefahr gross, dass der «Flug» – selbst wenn er bisher reibungslos verlief – mit einer Bruchlandung endet und der Kunde gegen Ende des Verkaufsgesprächs zum Beispiel sagt «Ich lasse mir das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen».

Der Kurs-Check

Was der Pilot tut, bevor der eigentliche Landeanflug beginnt – also das Flugzeug noch über den Wolken «schwebt» – ist ebenfalls dafür ausschlaggebend, wie gut und sicher die Landung gelingt. In dieser Phase ist kontinuierlich zu checken: Befinden wir uns noch auf dem richtigen Kurs? Ist technisch alles in Ordnung? Setzt der Pilot zum Landeanflug an, muss er klären, ob die Ladebahn freigegeben ist oder noch Hinderungsgründe bestehen. Muss ich eventuell sogar auf eine andere Landebahn als geplant ausweichen? Ähnlich ist es beim Verkaufen. Auch hier muss der Verkäufer im Verlauf des Gesprächs immer wieder checken, ob er sich noch auf dem richtigen Weg befindet. Unteranderem kommt es darauf an, eventuelle Hindernisse aus dem Wege zu räumen, bevor er zum Landeanflug «ansetzt». Hilfreich sind dabei folgende Fragen an den Kunden:

  • «Welche Anforderungen muss ich erfüllen, damit Sie uns den Auftrag erteilen?»
  • «Was ist Ihnen dabei wichtig, worauf kommt es Ihnen besonders an?»
  • «Was von alldem ist Ihnen dabei am wichtigsten?»
  • «Und für Sie ganz persönlich, was liegt Ihnen darüber hinaus ganz besonders am Herzen?»
  • «Für den Fall, wir können Ihre Vorstellungen in der von Ihnen gewünschten Art und Weise realisieren und werden uns in dem gerade genannten Investitionsrahmen wiederfinden, wie geht es dann für Sie weiter?»

Regelmässiges Training

Wer ein echter Profi werden möchte, muss üben, üben, üben. Das gilt für das Fliegen ebenso wie für das Verkaufen. Erfahrene Piloten setzen sich daher regelmässig in einen Flugsimulator. Mit dessen Hilfe trainieren sie, gewisse Situationen stets gut und souverän zu meistern. Sie wollen eine Routine auch im Umgang mit kritischen Situationen entwickeln. Abgesehen davon, dass sie regelmässig das Fliegen trainieren, reflektieren Top-Piloten nach jedem Flug, was gut und was weniger gut lief. So können sie ableiten, was sie künftig noch besser können müssen und somit noch trainieren sollten.

Auch Spitzen-Verkäufer wissen, dass die Spitzenleistungen im Verkauf und Vertrieb nicht einfach so vom Himmel fallen. Und sie wissen zudem, dass sie das Ergebnis einer systematischen Entwicklung der eigenen Kompetenz sind. Also schulen die Spitzen-Verkäufer immer wieder ihr verkäuferisches Können und Know-how. Das Motto: Nie stehen bleiben, sondern regelmässig checken, was man künftig noch besser machen kann. 

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