Wir kaufen und verkaufen täglich. Als Konsumenten oder Händler, als professionelle Kunden oder Anbieter im Business-to-Business-Geschäft, online wie offline. So sieht es zumindest auf den ersten Blick aus. Doch der Vertrieb ist branchenübergreifend im Laufe der letzten Jahre zu einem extrem harten Pflaster geworden. Im Zuge der Digitalisierung stehen Unternehmen heute im weltweiten Wettbewerb und selbst die kreativste Innovation hat nur noch eine kurze Halbwertszeit, bis die ersten Nachahmer auf dem Markt auftauchen, oft sogar zum günstigeren Preis.
Die Kunden freut es – aber was ist mit den Unternehmen? Gerade mittelständische Unternehmen beobachten die Entwicklungen mit zunehmender Sorge. Wie sollen sie sich gegen international tätige Konzerne oder Unternehmen behaupten, die zu einem Bruchteil der Kosten in Fernost produzieren lassen? Viele Produkte und Dienstleistungen, selbst in technologischen Nischen, gleichen sich inzwischen wie ein Ei dem anderen, sodass vormalige Wettbewerbsvorteile oder Kernkompetenzen nicht mehr ins Gewicht fallen. Die Folge: Für viele Kunden zählt nur noch der Preis. Um hier nicht in den Abwärtsstrudel zu geraten, müssen Unternehmen jetzt umdenken – und sich stattdessen als Qualitätsanbieter, als Innovator und Lösungsanbieter im Kopf ihrer Kunden verankern.
Mit Sales Drive differenzieren
Um sich als kleineres oder mittleres Unternehmen am Markt zu behaupten, kann es heutzutage nur noch eine Lösung geben: den Vertrieb zum Herz des Unternehmens und damit zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal zu machen. Denn während Produkte und Dienstleistungen zunehmend austauschbar werden, hat herausragender Vertrieb das Potenzial, ein Unternehmen zum langfristigen Kundenliebling zu machen. Natürlich braucht es dazu ein gutes Produkt oder eine überzeugende Dienstleistung – und die besten Verkäufer.
Damit ist es noch nicht getan. Unternehmen müssen zu Sales Driven Companies werden: Sales Drive bezeichnet dabei das kontinuierliche Streben von Personen (Sales Driven People) und Unternehmen (Sales Driven Company), durch konsequente Kundenorientierung und höchste Professionalität in Vertrieb und Marketing klare Wettbewerbsvorteile zu erzielen und ein nachhaltiges, profitables Wachstum zu erreichen.
Um Spitzenleistungen im Vertrieb zu erbringen, reicht es längst nicht mehr aus, nur die Vertriebsfunktionen zu optimieren. Das wäre ungefähr so, als würde man Raketentreibstoff in einen Rennwagen füllen und erwarten, dass er dann fliegen kann. Hier braucht es einen neuen Motor, neue Leitungen, Aerodynamik und so weiter, sprich: Das Unternehmen muss sich vollständig auf das Thema Spitzenleistung im Vertrieb ausrichten – und zwar als vertriebsorientierte Gesamtorganisation.
Herausforderung Vertriebsimage
Der Haken an der Sache: Nur in den wenigsten Unternehmen werden alle Mitarbeiter von Beginn an Feuer und Flamme für die Idee sein, den Vertrieb in den Mittelpunkt aller Bemühungen zu stellen. Denn Verkaufen hat leider immer noch einen eher zweifelhaften Ruf. Wir kaufen zwar alle gerne – aber verkaufen? Das ist in den Köpfen vieler Menschen immer noch etwas «Halbseidenes» und irgendwie Anrüchiges. In Umfragen fallen seit Jahren verlässlich Ausdrücke wie «Klinkenputzer», «Wadenbeisser» oder «Treppenterrier», sobald es um Verkäufer geht.
Und selbst unternehmensintern sieht es nicht viel besser aus: Selbst wenn es vor allem der Vertrieb ist, der mit seiner Arbeit zum Erhalt des Unternehmens beiträgt, sprechen die Kollegen eher abschätzig von den «Sales-Fuzzis». Gerne auch garniert mit einer Portion Neid in der Stimme, weil die Vertriebler beim Chef anscheinend Narrenfreiheit haben und mit neuen Dienstwagen und Boni hofiert werden. Diese Denkweise ist zum einen erschreckend, zum anderen aber vor allem bedauernswert mit Blick darauf, wie bedeutend der Vertrieb und damit die Verkaufsmannschaft für den Unternehmenserfolg sind.
Hier ist es eindeutig die Aufgabe von Führungskräften, entsprechend durchzugreifen. Denn der elementare Schritt zur Sales Driven Company besteht darin, die Verkaufsabteilung im eigenen Unternehmen maximal aufzuwerten und allen im Unternehmen zu signalisieren, dass der Vertrieb als echte Schlüsselfunktion wahrgenommen und gefördert wird.
Was es bei diesem Schritt ausserdem zu bedenken gilt: Nicht alle Vertriebler werden automatisch Lust darauf haben, dass ihr Arbeitsalltag völlig umgekrempelt wird. Denn eine Neustrukturierung des Vertriebs mit dem Fokus auf eine stärkere Prozessoptimierung wird zwangsläufig mit gewissen «Freiheitseinbussen» einhergehen, wenn das Vertriebsteam vorher völlige Narrenfreiheit hatte.
Die notwendige Professionalisierung des Vertriebs kann nur dann gelingen, wenn Verkaufen im Betrieb ab sofort positiv konnotiert ist, allen der Beitrag des Vertriebs zum Unternehmenserfolg klar ist und das Management voll hinter dem
Vertrieb und seiner Rolle steht.