Die Schweiz ist seit Langem eine Hochpreisinsel. Höhere Lohnkosten und Handelshemmnisse wie Zölle führen dazu, dass in der Schweiz im Vergleich zum Ausland für das gleiche Produkt höhere Preise verlangt werden. Mit dem revidierten Zolltarifgesetz, das Anfang Jahr in Kraft getreten ist, werden bei der Einfuhr von Industrieprodukten keine Zölle mehr erhoben. Betroffen sind beispielsweise pharmazeutische Erzeugnisse, Glas, Edelsteine, Seide, aber auch Konsumgüter wie Autos oder Haushaltsgeräte. Ausgenommen von der neuen Regelung sind Agrarprodukte und Fischereierzeugnisse.
KMU profitieren besonders
Der Wegfall der Zölle hat zwei Haupteffekte: Erstens kosten Importe weniger, und zweitens nimmt der administrative Aufwand für Unternehmen und Bund ab. Der zollfreie Import bedeutet nämlich, dass diese Produkte nicht mehr einem Freihandelsabkommen unterstehen und Allgemeine Präferenzsysteme (APS) für Waren aus Entwicklungsländern nicht mehr relevant sind. Solche Abkommen und diverse APS verpflichten importierende Unternehmen, den Ursprung der Produkte anzugeben. Mit der neuen Regelung ist dies jedoch nur noch in Ausnahmefällen nötig – zum Beispiel, wenn die Ware in der Schweiz nicht gross verarbeitet und wieder in bestimmte Länder exportiert wird. Diese administrative Entlastung kommt vor allem KMU zugute, denn kleinere Unternehmen haben oft keine interne Zollabteilung und müssen ihr Zollwissen einkaufen. Diese externen Kosten dürften mit dem geänderten Zollgesetz grösstenteils wegfallen.
Die grössten Kostensparer
Wie bei jeder Gesetzesänderung gibt es Bereiche, die mehr profitieren als andere. Das Beratungsunternehmen Accenture hat analysiert, welche Güter und Industriezweige am meisten einsparen können. Dafür wurde für 12 Gruppen von Gütern berechnet, wie sich der Importpreis durch den Wegfall der Importzölle verändert. Als Basis der Berechnungen dienen die Importmengen aus 2022.
Die grösste Kostenreduktion in Franken pro 100 kg importierte Ware ist bei der Gruppe «Textilien, Bekleidung und Schuhe» festzustellen, gefolgt von der Gruppe «Verschiedene Waren» (zum Beispiel Musikinstrumente, Einrichtungsgegenstände, Spielzeug, Sportgeräte). Die Gruppe mit der kleinsten Kostenreduktion ist «Präzisionsinstrumente, Uhren und Schmuck» (siehe Abbildung 1).
Vergleicht man allerdings die gesamten Kosteneinsparungen innerhalb eines ganzen Jahres, liegen die Güter Steine und Erde deutlich vorne (Abbildung 2). Die Textilien belegen den zweiten Platz, während Uhren und Schmuck die geringsten jährlichen Kosteneinsparungen aufweisen.