Dem Handel geht es nicht gut. Insbesondere dem stationären Handel, der in der Schweiz laut dem «Credit Suisse Retail Outlook 2018» mehrere Jahre lang rückläufig war. Man sieht sich mit vielen zeitgleichen Veränderungen konfrontiert. Die grösste Herausforderung ist der technologische Fortschritt: Von künstlicher Intelligenz bis zum Internet der Dinge, der Handel muss mit vielen neuen Entwicklungen Schritt halten. Moderne Technologien stellen aber auch eine Chance dar. Besonders solche, die das Kauferlebnis des Konsumenten attraktiver gestalten, wie etwa Virtual Reality, werden immer relevanter.
Starker Optimierungsbedarf
Das Potenzial von VR wird im Handel trotz grossen Interesses und ersten Investments noch nicht ausgeschöpft. Besonders offensichtlich ist die Diskrepanz zwischen Chancen und Nutzen beim Einsatz von 3-D-Demos auf Messen. Zu oft stehen die interessierten Messebesucher Schlange und schauen einer einzelnen Person mit futuristischer Brille bei ihren Aerobic-Übungen zu. Und viele, viele potenzielle Käufer ziehen genervt unverrichteter Dinge wieder von dannen.
Wem das Warten nichts ausmacht, stellt ernüchtert fest, dass das Tragen der VR-Brillen aus der Ferne zwar spektakulär anmutet, für den Träger aber eher unbequem ist. Mit der virtuellen 3-D-Umgebung muss sich der Besucher unter Zeitdruck vertraut machen. Wer das nicht schafft, wird sich vor so vielen Wartenden keine Blösse geben wollen. Dabei bleibt der eigentliche Star der Show, das interaktive 3-D-Produkterlebnis, auf der Strecke.
Obwohl die Technologie durchaus in der Lage ist, den Konsumenten ein emotionales Erlebnis zu bescheren, werden sie durch die Brillen voneinander und vor allem auch vom Standbetreiber abgeschottet. Diese Situation zeigt sich auch dann, wenn VR-Technologie in Verkaufsgesprächen im Laden eingesetzt wird. Hier ist der Status quo sogar oftmals noch prekärer, da der Konsument durch die VR-Ausrüstung nicht nur vom Verkäufer, sondern auch von Begleitpersonen getrennt wird. So kann kein gemeinsames Kauferlebnis stattfinden.
Erstaunlicherweise hinterlässt ein solches VR-Erlebnis aber trotzdem bei den meisten Besuchern einen bleibenden und auch partiell positiven Eindruck. Nicht selten verlassen Besucher den Messestand mit der Gewissheit, etwas Besonderes und Zukunftsrelevantes erlebt zu haben. Im Vordergrund steht dabei jeweils das emotionale, immersive Produkterlebnis. Deshalb lohnt es sich, den Einsatz von VR konstruktiv zu überdenken, damit sie für den Handel wirklich nutzbar wird.