Wenn Amazon und Alibaba mit B2B-Marktplätzen starten, bleibt das nicht ohne Wirkung: Das Thema E-Commerce für den Geschäftskunden-Vertrieb gewinnt an Brisanz. Zumal sich der B2B-Onlinehandel rasant entwickelt: Laut den Analysten von Frost und Sullivan wird der weltweite Umsatz im B2B-E-Commerce bis zum Jahr 2020 ein Volumen von 6,7 Billionen US-Dollar erreichen und damit etwa doppelt so hoch sein wie der Umsatz im B2C-Geschäft mit rund 3,2 Billionen US-Dollar.
Allerdings: Die Verlagerung von B2B-Vertriebsprozessen auf Online-Kanäle will durchdacht sein. Entscheidend ist, dass Geschäftskunden über diesen Weg ihren Einkauf auch optimal abwickeln können. Forrester geht davon aus, dass mit dem richtigen Selfservice-Ansatz die Conversion-Rates im B2B-Handel bei 7,3 Prozent liegen, also deutlich höher als bei Privatverbrauchern (3 Prozent).
Mehr Effizienz im Vertrieb
Grundsätzlich beschleunigt der Online-handel im B2B-Bereich den Marktzugang bei potenziell geringeren Vertriebskosten. Dabei geht es keineswegs darum, an der Vertriebsmannschaft zu sparen. Vielmehr gilt es, zwei Anforderungen durch B2B-E-Commerce auszuschöpfen: Erstens, das oftmals erhebliche, für Online-Bestellungen geeignete Umsatzvolumen auch auf diesen Kanal umzuleiten – zum Vorteil des Anbieters und des Kunden insbesondere in Form von beschleunigter Auftragsabwicklung, individualisierter Informationsbereitstellung und Prozesstransparenz durch Automatismen.
Zweiter wichtiger, aber häufig vernachlässigter Aspekt ist, dass der Vertrieb in Kunden-Meetings von einem leistungsfähigen B2B-Webshop direkt profitiert: Denn damit stehen kundenindividuell aktuelle Produktinformationen und Bestellhistorien ebenso zur Verfügung wie auch Rabatt-Aktionen, Cross- und Upselling-Möglichkeiten oder Produktkonfiguratoren mit Machbarkeits-Checks. Ist der Webshop zusätzlich in mehreren Sprachversionen verfügbar, unterstützt dies den Vertrieb bei den internationalen Kunden-Teams zusätzlich.
Zum anderen ist klar: Werden Standardbestellungen vom Kunden online abgewickelt, kann sich der Vertrieb bei Terminen vor Ort auf komplexe Fragestellungen konzentrieren. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Webshop umfassend und in Echtzeit Unternehmensdaten nutzt, die typischerweise im ERP-System (Enterprise Resource Planning) vorgehalten werden – das heisst, E-Commerce mit dem ERP-System integriert und nicht nur punktuell über Schnittstellen verbunden ist.
Kurz: Strategisch eingesetzt wird ein B2B-Webshop zum Dreh- und Angelpunkt aller Vertriebs- und Marketingkanäle und schafft die Grundlage, Routineprozesse zu automatisieren, den Servicegrad zu erhöhen und – über entsprechende Analytics-Anwendungen – Kundenbedürfnisse anhand von User-Verhalten und dedizierter Erfolgsmessung von Kampagnen präziser zu identifizieren. Ist der Webshop mit dem ERP-System integriert, ist es einfacher, über alle Vertriebswege hinweg Marktentwicklungen zu erkennen – mit all ihren regionalen und saisonalen Besonderheiten.
Verknüpfung mit ERP-System
Der erste wichtige Schritt hin zu einem nachhaltig erfolgreichen B2B-Webshop ist zu verstehen, dass ein Geschäftskunde komplexere Anforderungen hat als ein Endverbraucher.
Geprägt vom Komfort der B2C-Webshops haben Einkäufer durchaus hohe Ansprüche an Design und Benutzerführung, agieren aber nicht als Impulskäufer. Häufig sind sie Teil einer Gruppe von Entscheidungsträgern aus unterschiedlichen Bereichen eines Unternehmens, arbeiten in der Einkaufs- und Finanzabteilung oder gehören zur Geschäftsführung.
Grossaufträge oder Bestellungen von Spezialartikeln sind üblich und mit Mengenrabatten oder Handelsvereinbarungen verbunden. Zumeist bestehen bereits langjährige Geschäftsbeziehungen zum Unternehmen mit regelmässigen Käufen, weshalb individuelle Rabatte erwartet werden, basierend auf individuellen Rahmenverträgen und zahlbar auf Kredit. Oft geht es um Halbzeuge, Grundstoffe zur weiteren Verarbeitung oder auch Nischenprodukte, weshalb Kunden hier deutlich spezifischere und weiterführende Informationen sowie präzisere Massangaben benötigen als im B2C-Bereich.
Zudem erfordert der B2B-Onlinehandel mehr Details und Transparenz bei Auftragsabwicklungen und Lieferbedingungen. Geschäftskunden haben häufig spezielle Logistikvereinbarungen, die sehr unterschiedlich gestaltet sein können – von sofortiger Lieferung bestimmter Artikel wie Ersatzteile über regelmässige Warensendungen für den Grosshandel bis hin zu langen Vorlaufzeiten bei Spezialanfertigungen.