Marketing & Vertrieb

Internet-Domains

Die Top-Level-Domain als Schweizer Gütesiegel

Vor gut drei Jahren hat das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) die Domain .swiss eingeführt. Zielgruppe sind Unternehmen und Organisationen, die einen eindeutigen Bezug zur Schweiz aufweisen. Der Beitrag zieht eine Zwischenbilanz und zeigt Praxisfälle aus dem Internet.
PDF Kaufen

Die Globalisierung und die Digitalisierung ge­hören zu den wichtigsten Errungenschaften der Moderne. Gleichzeitig rücken alte Werte wieder in den Vordergrund: Bodenständigkeit, Glaubwürdigkeit, Nachhaltigkeit, Zuverlässigkeit. Mit der Lancierung und Etablierung der Domain «.swiss» (www.dot.swiss) wurde im Herbst 2015 Jahren ein Label geschaffen, das nicht nur für urschweizerische Eigenschaften steht. Es liefert dem Kunden auch die Gewissheit, dass ein seriöser Anbieter hinter der Adresse steht. «Made in Switzerland» ist auch im Internet weit mehr als eine leere Floskel.


Vom Bund geprüft

Die Liste der Unternehmen, die sich unter dem Label positionieren, ist lang. Mit der Jungfrau-Region und Arosa haben sich zwei der attraktivsten Tourismus-Destinationen ihre Domain gesichert. Arosa-Tourismus-Direktor Pascal Jenny erklärt bildlich: «.swiss verbindet die Welt mit der Schweiz wie unsere Gondelbahn Arosa mit der Lenzerheide.» Auch Schwergewichte aus anderen Branchen nutzen das helvetische Gütesiegel – so etwa Möbel Märki, die Berner Kultbäckerei Reinhard oder die Immobilien-Firma Swiss Prime Site.

Vor allem in puncto Marketing und Werbewirkung wird der Wertgewinn hoch eingestuft. René Dönni Kuoni, Vizedirektor Bundesamt für Kommunikation: «Die Domain .swiss gibt es, damit die Schweiz im Internet einen Ort erhält, wo sie authentisch dargestellt werden kann. Der Bund hat .swiss aufgeschaltet, damit Firmen, Organisationen und die öffentliche Hand einen sicheren Ort finden und nutzen, an dem wir auch überprüfen können, wer dahintersteckt und wo die Schweiz authentisch präsentiert wird.»


Marketinginstrument

Werber und Marketing-Fachmann Frank Baumann streicht die internationale Ausstrahlung des Labels hervor: «Für Tou­rismusdestinationen und global agierende Firmen macht es sehr grossen Sinn, auf die neue Domain umzustellen. So werden diese automatisch mit der Schweiz in Verbindung gebracht», sagt er und verweist ebenfalls wie Pascal Jenny auf die erfolgreiche Etablierung von «arosa.swiss». Als künstlerischer Leiter des örtlichen Humorfestivals (mit der
Adresse humorfestival.swiss) profitiert Baumann direkt von der Wertsteigerung durch die Domain. 


International bis lokal

Baumanns Einschätzung wird auch von ausländischen Tendenzen gestützt. Je länger je mehr setzen grosse Metropolen in ihrer Positionierung auf Domains mit lokalgeografischer Endung. Beispiele sind London, Paris, New York (NY), Berlin, Köln (Koeln und Cologne), Elsass (Alsace), Korsika oder Yokohama. Der Trend ist klar: Wichtige Destinationen sind im Internet mit ihren eigenen Endungen präsent und verstärken ihren Markenauftritt. Daran orientiert sich auch der Schweizer Bund. In einer «obligatorischen Empfehlung» hat er .swiss zu einer offiziellen Domain erklärt. So kommt man unter www.gov.swiss beispielsweise direkt auf die Seite des Bundesrates. Unter easygov.swiss erreicht man die Plattform, die Unternehmen eine schnelle Abwicklung der Behördengänge ermöglicht.

Doch nicht nur staatliche Institutionen, Urlaubsziele und Gastbetriebe mit internationaler Kundschaft setzen verstärkt auf digitale «Swissness». Engin Sar, Direktor des Gasthofs Rössli im schwyzerischen Hurden, profitiert vom Marketing-Effekt des Labels auch auf die einheimische Kundschaft: «.swiss entspricht exakt unserer Philosophie. Wir setzen konsequent auf Schweizer Produkte und wollen dies auch in unserem Internet-Auftritt zeigen. Unsere Gäste sollen wissen, woran sie sind – egal, ob sie aus dem Ausland oder der unmittelbaren Nachbarschaft kommen», sagt Sar. 

Für Sar besitzt die Domain auch einen nicht zu unterschätzenden emotionalen Mehrwert: «Wir erhalten von den Kunden praktisch nur positive Feedbacks. Und persönlich macht es mich stolz, dass wir als erster Gastbetrieb in der Region die Registrierung erhielten. So liefern wir den Besuchern unserer Homepage auch ein Gefühl der Sicherheit.»

Gütesiegel gegen «Fake Shops»

Sar spricht einen Punkt an, der eben­falls ein durchaus wichtiges Verkaufsargument für .swiss darstellt. Denn die Pfade im World Wide Web sind gesäumt von Sackgassen, Irrwegen und Fallgruben: Datenklau, Identitätsdiebstahl sowie Cyber­mobbing sind längst reale Gefahren. Wer seine Adresse auf einer Internetseite platziert – und sogar die Kreditkartenummer angibt – tut dies oft mit einem nicht ganz unberechtigten mulmigen Gefühl. Denn niemand weiss so genau, wer in der Unendlichkeit des Internets zuschaut und mithört.

Shopping-Touren auf Onlineplattformen oder Buchungen von Ferienreisen können oft zum bösen Erwachen führen.
Dabei sind nicht klassifizierte Zölle oder Versandgebühren oft noch der kleinste Ärger. Sogenannte «Fake Shops» kassieren die Vorauszahlung und schicken minderwertige Ware. Gelegentlich wird das bestellte Produkt auch gar nicht geliefert – oder das gebuchte Hotel existiert nicht. Vorgetäuschte Lieferschwierigkeiten oder andere Ablenkungsmanöver sollen die Kunden daran hindern, rechtliche Schritte zu unternehmen. In der Schweiz können solche Unannehmlichkeiten und Ärgernisse durch eine .swiss-Adresse vermieden werden. Alle Antragssteller werden vom Bund gründlich geprüft: Nur Unternehmen mit physischem Geschäftssitz und einem Handelsregistereintrag in 
der Schweiz können sich dafür regi­s­trieren und damit auftreten. Das macht .swiss immer stärker zum weltweit einfach verständlichen Güte­siegel für Produkte und Dienstleistungen von Schweizer Unternehmen und Organisationen.

Von diesem Effekt profitiert auch die Firma Prewag im st. -gallischen Neu­-haus. Geschäftsleiter und Firmeninhaber Guido Guggenberger: «Der Swissness-Faktor wird immer wichtiger – auf dem internationalen, aber auch auf dem na­tionalen Markt.» 

Er sehe dies auch an seinem eigenen Konsumverhalten: «Ich berücksichtige immer zuerst Schweizer Firmen – und wenn ich eine Adresse mit .swiss sehe, weiss ich, dass ich richtig liege.» Gerade für KMU-Betriebe sei es enorm wichtig, sich auf die Schweizer Werte zu beziehen: «Im Gegensatz zu ausländischen Grosslieferanten können wir auf individuelle Wünsche der Kundschaft eingehen. Wir können auch beschränkte Stückzahlen anbieten und die Lieferung terminlich optimal auf die Kundschaft abstimmen.» Wer beispielsweise in China bestelle, erhalte für ein grosses Volumen zwar möglicherweise einen Preisnachlass: «Aber was bringt es, wenn man Mengen bestellen muss, die man kurzfristig nicht verwerten kann?»

Der Swissness-Faktor

Apropos China. Im internationalen Verkehr bestehe im Zusammenhang mit dem bevölkerungsreichsten Staat der Erde oft viel Raum für Missverständnisse. Guido Guggenberger spricht aus eigener Er­fahrung: «Mit der alten Internetadresse prewag.ch wurden wir oft mit China in Verbindung gebracht. Dank der Domain .swiss gibt es keine Zweifel mehr über unseren Standort.» Deshalb ist es für Guggenberger klar, dass er auch die Mail-­Adressen eher früher als später umstellen werde: «Dies ist nur eine IT-Frage», sagt Guggenberger. Der marketingtechnische Mehrwert von .swiss sei so gross, dass man dieses Potenzial nicht verschenken dürfe.

Der Swissness-Faktor spielt auch für Colleen Rubin, die Betriebsleiterin des Druck-Spezialisten Harlacher in Brienz, eine wichtige Rolle: «Die Umstellung hat sich für uns gelohnt. Denn .swiss unterstreicht unseren Bezug zu heimischen Werten.» Ausserdem sei allein die Zertifizierung eine Wertschätzung: «Das hebt uns als Hersteller von anderen Betrieben ab», sagt Rubin. Ähnlich sieht es Silvan Widmer. Der Inhaber der in St. Gallen beheimateten Werbeagentur «Nordwand» sagt: «Als die Domain auftauchte, mussten wir nicht lange überlegen. .swiss ist kurz, prägnant und verständlich. Das passt zu uns.» Widmer streicht aber auch den Sicherheits­aspekt hervor. Die Ausstrahlung der Domain werde durch das Prüfungsverfahren verstärkt: «.swiss ist auch ein Vertrauensbeweis für die Kunden. Nicht jeder kann sich damit schmücken.»

Diverse grosse Schweizer Firmen und Institutionen gehen diesen Weg. Der Schokoladenfabrikant Ragusa (ragusa.swiss) setzt ebenso auf die Domain .swiss wie der Verband der Schweizer Uhren­industrie (watch.swiss) oder der Schweizer Spe­zialist für Befestigungstechniken Efco (efco.swiss). Daniel Bloch, Geschäftsführer der Chocolats Camille Bloch SA, sagt dazu: «Unsere Marken Ragusa und Torino sind Schweizer Klassiker. Und genau das können wir mit .swiss unterstreichen.» André Hefti, der Direktor des Schweizer Automobilsalons in Genf, geht sogar einen Schritt weiter: «Eine .swiss-Adresse ist ein Must für jede international tätige Schweizer Firma. Wir haben damit nur gute Erfahrungen gemacht.»


Wachsende Präsenz

Und je mehr sich die Domain etabliert, desto schneller wird die Entwicklung. Szenenkennerinnen und -kenner sprechen von einem «Schneeballeffekt». Die Richtung ist jetzt wohl gegeben; und in gewissen Branchen dürfte die hohe Verbreitung nur eine Frage der Zeit sein. Henrique Schneider, der stellvertretende Direktor des Gewerbeverbandes, hatte schon im vergangenen Oktober auf die innovative Rolle des Bundes und den Wert der Domain für KMU hingewiesen: «Der Bund hat die Top-Level-Domain .swiss er­worben, um sicherzustellen, dass sie nutzbringend eingesetzt wird. Der Schweizerische Gewerbeverband hatte sich dafür eingesetzt, dass die Domain-Endung
.swiss auch für Schweizer KMU zur Verfügung steht. Dieses Ziel wurde erreicht.» Die wachsende öffentliche Präsenz ist ein weiteres deutliches Zeichen, dass sich die Domain .swiss etabliert hat. Im Bakom beobachtet man die Tendenz, dass bei medialen Nennungen der Domain die Gesuche für Adressen mit .swiss zunehmen. Wenn etwa www.groups.swiss einen Newsletter ver­schicke oder www.chairbert.swiss oder die Finkli von www.tiger.swiss in der Tagespresse inserieren, seien dies deutliche Signale an neue Kunden. Davon ist auch Werber Frank Baumann überzeugt: «Branchen, die die Notwendigkeit besitzen, mit der Schweiz in Verbindung gebracht zu werden, fahren mit .swiss sicher richtig.» Grosses Potenzial sieht er auch bei nationalen Berufs- und Sportverbänden. Damit spricht Baumann das grösste Potenzial der Domain an. Für einen ge­ringen Aufpreis erhält man einen Mehrwert, der sonst eine grössere Investition bedeuten würde: marketingtechnisch, visuell und emotional. Wer schliesslich eine Internetseite mit der Endung .swiss anklickt, kann sicher sein: Dort, wo Swiss draufsteht, ist auch Swiss drin.