Um mit falschen Vorstellungen gleich aufzuräumen: Ein Logo ist eben nicht schnell in zwei Tagen gemacht, wenn es gut sein soll. Doch selbst wenn KMU den Wert eines seriösen sowie professionell erstellten Auftritts erkennen, begehen dennoch viele den Fehler, dass sie die notwendige Basisarbeit nicht leisten – und die beginnt viel früher. Eine starke Marke ist immer authentisch und einzigartig, konsistent in ihren Werten und ihrem Handeln, und hat einen ganz eigenen Stil. Erfolgreiche Brands sind wie Personen, die man zu kennen glaubt und denen man vertraut.
Dieser Vertrauensvorschuss ist bares Geld wert. Wenn aber die Marke plötzlich entgegen den Erwartungen handelt, ist die Freundschaft schnell vorüber. Dann fallen viele Unternehmen aus allen Wolken und sind erstaunt, dass ihre Kunden ihnen untreu werden. Was ist passiert?
Das Fundament muss stimmen
Wer hat es noch nicht gehört von Bekannten, die sich selbstständig machen wollten: «Ich brauche keinen Businessplan, ich habe alles im Kopf.» Jeder Berater schüttelt in diesem Fall seinen Kopf und hofft, dass dabei die strategischen Überlegungen nicht herausfallen.
Aber auch bereits etablierte KMU handeln nicht unähnlich, wenn sie davon ausgehen, dass sie ihren Markt und ihre Kunden kennen, aber über keine Unternehmensstrategie verfügen. Oft stellt sich der Erfolg trotzdem ein, zumindest für eine gewisse Zeit, weil man intuitiv richtig handelt – oder einfach Glück hat. Bevor man sich jedoch seine Gedanken zum Markenauftritt macht, muss das Fundament stimmen. Es lohnt sich, einen externen Strategieberater beizuziehen, um eine solide Basis zu schaffen. Vielleicht wird die Erkenntnis sein, dass man bisher seine Produkte zu billig verkauft hat.
«Na gut, wir haben das Unternehmen jetzt strategisch richtig aufgestellt, können wir jetzt endlich das Logo machen?» Nein, aber hier kommt die gute Nach-richt: Mit dieser Basis gelangt man schneller ans Ziel, denn wichtige Grundsatzentscheidungen zur Ausrichtung der Firma sind getroffen. Für die Markenpositionierung muss aber die Persönlichkeit des Brands herausgeschält werden, damit er in den vier folgenden Dimensionen überzeugend ist:
- Relevanz
- Glaubwürdigkeit
- Erlebbarkeit
- Einzigartigkeit
Der erste Punkt ist vielleicht der schwierigste, gerade weil er so einfach erscheint. Denn die dahinterliegende Frage lautet: «Was biete ich an?» Darauf wird jede Unternehmung sofort alle seine Produkte und Dienstleistungen aufzählen. Wenn man etwas weiss, dann, was man verkauft, nicht wahr? Doch gerade diese Innensicht ist gefährlich, denn die Kunden sehen die Dinge oftmals ganz anders. Die richtige Frage sollte demnach sein: «Welchen Mehrwert biete ich meinen Kunden?», und die Antwort ist nicht, dass das eigene Produkt mehr Features hat als das der Mitbewerber.
Die ehrliche, auch den Kunden oft nicht bewusste Antwort ist meist eine ganz andere. Vielleicht ist es Sicherheit, Zugehörigkeit oder Prestige? Verkauft ein italienisches Restaurant wirklich einen Teller Spaghetti, den man zu Hause selbst für einen Bruchteil des Preises selber kochen kann? Oder verkauft es einen netten Abend mit Freunden in einer Umgebung, die an die letzten Ferien erinnert?
Profil durch Authentizität
Spannende Persönlichkeiten haben immer auch viel zu erzählen, oftmals auch von ihren Misserfolgen oder ihren Rückschlägen, die sie erfolgreich überwunden haben. Diese Authentizität wirkt anziehend und verleiht einer Person ein klares Profil. Auch Unternehmen und Marken haben eine Geschichte und es lohnt sich, diese zu erzählen. Warum verkauft Migros keinen Alkohol? Weil Gottlieb Duttweiler mit seiner Strategie der günstigen Preise nicht die Alkoholsucht fördern wollte. Solche Gründermythen prägen eine Marke nachhaltig. Aber auch Unternehmen ohne eine solch charismatische Persönlichkeit im Hintergrund haben ihre eigene Geschichte. Darum sollte die grundlegende Frage lauten: «Warum gibt es mich?» Und darauf sollte einem eine gute Antwort einfallen, wenn man glaubwürdig sein will.
Ein Unternehmen, das seine Geschäfte nicht gewissenhaft führt, wird am Markt nicht lange bestehen. Das heisst aber nicht, dass die Persönlichkeit der Marke nicht ein wenig vorlaut sein darf. Wie eine Person hat auch eine Marke Charaktereigenschaften, die sie einzigartig machen. Ist die Marke eher zurückhaltend oder extrovertiert, eher konservativ oder abenteuerlustig? «Wie bin ich?», lautet hier die entscheidende Frage. Diese Eigenschaften müssen immer spürbar sein in der Art, wie die Marke kommuniziert und handelt – so wird sie erleb- und greifbar. Ein sachlicher, trockener Werbespot für Ikea-Möbel würde für Stirnrunzeln sorgen, denn der Brand ist für seine augenzwinkernde Kommunikation bekannt und beliebt.