Kommentar & Meinung

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Zukunftskompetenz entwickeln

«Change Management ist keine Spezialdisziplin, sondern fester Teil des Tagesgeschäfts.»
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Die letzten Prognosen des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco, berechnet unter der Voraussetzung einer erholenden Weltkonjunktur für das Jahr 2013, zeigen eine leichte Beschleunigung des BIP-Wachstums auf 1,4 Prozent. Das klingt positiv und wirkt beruhigend – und doch passt da irgendwie etwas nicht ganz zusammen. Denn offensichtlich scheint der Wirtschaftsmotor in der Schweiz zu stottern. Auf der Liste der Unternehmen, die dieses Jahr in der Schweiz Entlassungen ankündigten, figurieren Namen wie AWD (Swiss Life), Electrolux oder die Swisscom. Ganz zu schweigen von den Banken, allen voran die UBS, die weltweit 10 000 Stellen streicht, ein Viertel davon im Inland. Dazu kommt, dass Europa mitten in einer Staatsfinanz- und Währungskrise steckt und in den USA die Gefahr einer Rezession noch keineswegs abgewendet ist. In den Verhandlungen um das «Fiscal cliff» erwarten Experten im besten Fall einen Kompromiss zwischen den Demokraten und Republikanern und als Folge ein um 50 Prozent tieferes Wirtschaftswachstum für das kommende Jahr. Von den grossen Wirtschaftsräumen sind also kaum Impulse erkennbar und die Geldpolitik ist mit den gegen null tendierenden Zinsen ausgereizt.

Die Problematik ist damit natürlich nicht abschliessend ausgeleuchtet. Da wäre ja noch die Geschichte mit dem künstlich fixierten Eurokurs gegenüber dem Schweizer Franken, die Folgen der Einführung von Basel lll für die Finanzwirtschaft oder die mittelfristig zu erwartende Inflation. Ob der ganzen Komplexität vernetzter volkswirtschaftlicher Einflussfaktoren steht für Unternehmen nicht die Frage nach den Ursachen im Zentrum, sondern die nach den Auswirkungen auf unseren Wirtschaftsstandort sowie die Frage nach geeigneten Lösungsansätzen. Vor allem unter der Annahme, dass die «Voraussetzungen einer erholenden Weltkonjunktur», wie sich das Seco ausdrückt, nicht eintreten. Was dann? Auf den Punkt gebracht bringen die Auswirkungen der Globalisierung mehr Wettbewerb und damit einhergehend einen höheren Preisdruck. Lösungsansätze in einfachen Zügen zu umreissen, käme allerdings einer unzulässigen Vereinfachung gleich. Erfolgsstorys sind keine Rezepte und können nur selten kopiert werden. Zu viele Einflussfaktoren und Unbekannte spielen dabei eine Rolle. Ein Lösungsansatz geht über Restrukturierung, sprich Kostensenkungen bzw. Entlassungen. Solch reaktive Massnahmen entlasten zwar kurzfristig die Situation und begünstigen die Liquidität, gehen aber langfristig allzu oft auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit.

Wer nachhaltig agiert, gewinnt

Führungskräfte sind gut beraten, wenn sie sich trotz beruhigender Prognosen, im Sinne eines präventiven Ansatzes, frühzeitig mit ihrer Zukunftskompetenz beschäftigen. Unternehmen, die vorausschauend und nachhaltig agieren, gewinnen, vor allem in wirtschaftlich schwierigen Phasen, Marktanteile. Sie beobachten die Anforderungen und Trends der Märkte, denken in Szenarien und berücksichtigen in ihren Strategien die system-inhärenten Konjunkturzyklen und Strukturprobleme. Sie arbeiten systematisch an der Entwicklung ihrer Innovationsstärke, vernetzen sich mit strategischen Partnern und optimieren schrittweise ihre Wettbewerbsfähigkeit. Dies verdeutlicht, dass Organisationen einem laufenden Veränderungsprozess unterworfen sind und, dass Change Management keine Spezialdisziplin, sondern fester Bestandteil des Tagesgeschäfts ist. Der Ball liegt bei der Führung, ihre Entscheidungen wirken in die Zukunft und tragen den Stempel der Verantwortlichkeit. «

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