Kommentar & Meinung

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Wo die Zukunft neue Risiken birgt

Severin Moser, CEO der Allianz Suisse
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Die kollektive Absicherung individueller Risiken ist wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Ein Versicherungskonzern hat deshalb die Pflicht, sich mit der gesellschaft­lichen Realität von morgen schon heute auseinanderzusetzen. Seit Gründung der Allianz vor 125 Jahren – in einer historisch eigentlich recht kurzen Zeitspanne – hat sich die Gesellschaft weltweit fundamental verändert: rasanter technologischer und medizinischer Fortschritt, Globalisierung, Klimawandel, Digitalisierung und der demografische Wandel, um ein paar Schlagworte zu nennen.

Veränderungen, die auch uns als Versicherungsunternehmen betreffen, denn wir schützen die Menschen vor den Risiken und Unsicherheiten, welche mit dem Fortschritt weiter gestiegen sind. Innovation und weiterer technischer Fortschritt werden sowohl unsere Lebenserwartung als auch die Lebensqualität weiter steigen lassen. Weltweit wird sich die Anzahl von Menschen über 65 Jahren bis 2050 verdreifachen – auf dann 1,5 Milliarden. Gleichzeitig pendelt sich die Anzahl junger Menschen im gleichen Zeitraum bei rund 1,3 Milliarden ein.

Demografischer Wandel und Fachkräftemangel

Die alternde und gleichzeitig schrumpfende Bevölkerung wird vor allem in den westlichen Industrienationen einen erheblichen Einfluss auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit haben. Es muss also verstärkt Aufmerksamkeit auf die Frage gelenkt werden, wie Unternehmen künftig mit einer alternden und zum Teil schrumpfenden Belegschaft umgehen werden. Manche Länder wie die Schweiz oder Schweden sind sehr erfolgreich darin, die erwerbsfähige Bevölkerung zwischen 25 und 54 Jahren in den Arbeitsmarkt zu integrieren. 2013 standen in beiden Ländern mehr als 90 Prozent dieser Altersgruppe dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.

Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch hierzulande der Fachkräftemangel weiter zunehmen wird. Für die Unternehmen wird es also verstärkt darauf ankommen, den Fachkräftebedarf durch junge Nachwuchskräfte und gezielte Zuwanderung zu decken und in die Aus- und Weiterbildung der älteren Mitarbeitenden zu investieren, um auch künftig wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig muss der Fokus verstärkt auf flexiblere Arbeitszeitmodelle gerichtet werden, um dem steigenden Bedürfnis nach einer verbesserten Work-Life-Balance entgegenzukommen, ein Aspekt, der auch für die sogenannte Generation Y, also die zwischen 1980 und 1995 Geborenen, bereits eine grosse Rolle spielt.

Neue Vorsorgelösungen notwendig

Rasant verändern werden sich aber auch das Verhalten und die Bedürfnisse der Konsumenten, denn sie leben immer gesünder und werden länger leben als jemals zuvor. Mehr als die Hälfte der Konsumausgaben fallen in vielen westlichen Ländern bereits heute auf die Generation der über 50-Jährigen, die sogenannten Babyboomer. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die ältere Generation von heute von der im Jahr 2030 hinsichtlich Konsumverhalten und Aktivitäten noch einmal deutlich unterscheiden wird. Der Umgang mit neuen Technologien und dem Internet wird immer selbstverständlicher. Neue Technologien werden uns dabei helfen, bis ins hohe Alter mobil zu sein. So erwarten Allianz-Experten, dass selbstfahrende Autos bereits in zehn Jahren zum normalen Strassenbild gehören werden.

Aber wer haftet bei Unfällen mit autonomen Fahrzeugen? Wie sieht der optimale Versicherungsschutz aus? Wie sieht die Police aus, die ihn versichert? Mit anderen Worten: Wir als Ver­sicherer sind gefordert, den Wandel aktiv mitzugestalten und Antworten auf die Risiken, aber auch die Chancen der Zukunft zu finden. Auf der einen Seite natürlich über moderne und bedarfsgerechte Versicherungs- und Vorsorgelösungen für unsere Kunden. Auf der anderen Seite aber auch, indem wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und mit allen Anspruchsgruppen einen lösungsorientierten Dialog über die künftigen Herausforderungen suchen.