Kommentar & Meinung

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Gegen den ICT-Fachkräftemangel

In der Schweiz fehlen qualifizierte ICT-Fachleute, ein Problem, das sich in den nächsten Jahren noch zuspitzen wird.
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Einer Studie des Dachverband ICT-Switzerland zufolge werden bis 2020 mehr als 70 000 Fachkräfte zusätzlich benötigt. Ob dieser Bedarf allein durch Massnahmen in der ICT-Ausbildung oder durch Zuwanderung zu decken ist, erscheint fraglich. Unternehmen werden daher zahlreiche Stellen nicht besetzen und in der Folge das eine oder andere Projekt nicht ausführen können. Nicht weniger gravierend ist die daraus resultierende permanente Überlastung der vorhandenen Mitarbeiter – keine gute Basis für effizientes und kreatives Arbeiten, und gerade darauf wird es in der ICT künftig mehr ankommen.

ICT-Automatisierung konsequenter vorantreiben

Allerdings wird bei diesem Thema oft übersehen, dass sich Unternehmen das Problem zum Teil selbst eingebrockt haben: Zum einen, weil sie nicht dafür gesorgt haben, die vorhandenen Mitarbeiter ausreichend, also auch für die sehr anspruchsvollen Aufgaben, zu qualifizieren. Zum anderen aber auch, weil sie in den letzten Jahren die Automatisierung der ICT nicht konsequent vorangetrieben haben. Während die Unternehmen nämlich in anderen Bereichen wie etwa der Produktion die betrieblichen Prozesse hochgradig automatisiert haben, verbringt die ICT noch immer viel Zeit mit einfachen Routineaufgaben. Nur in Teilbereichen wie etwa in einigen Gebieten der Softwareentwicklung ist schon ein relativ hoher Automatisierungsgrad erreicht. In anderen ist das Potenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft, etwa bei der Bereitstellung von Software, bei Testverfahren oder bei zeitraubenden Repor­tings.

Qualifizierte Mitarbeiter nicht mit Routinen binden

Die unzureichende Automatisierung der ICT stellt eine enorme Fehlallokation dar: Hoch qualifizierte Mitarbeiter werden durch Tätigkeiten gebunden, die ebenso gut von intelligenten Systemen übernommen werden könnten. Die so in Anspruch genommenen Fachleute fehlen entsprechend an anderer Stelle: Strategische Projekte, die Kreativität und Entscheidungskompetenz verlangen, müssen wegen der alltäglichen Routine zurückgestellt oder nebenbei erledigt werden. Das ist nicht nur betriebs-, sondern auch volkswirtschaftlich unsinnig. Durch eine konsequente Automatisierung insbesondere des ICT-Betriebs liesse sich der Bedarf an Fachkräften, aber auch die Überlastung der Mitarbeiter deutlich reduzieren. Damit wird ICT-Bildung keineswegs überflüssig, jedoch kann Automatisierung schon kurzfristig wirksam werden. Unternehmen könnten so Zeit gewinnen, bis die langfristigen Massnahmen im Bildungswesen greifen. «