Kommentar & Meinung

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Alte neue Frankenstärke: Durchbeissen

Daniel Küng Chief Executive Officer Switzerland Global Enterprise (S-GE)
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Die Entscheidung der SNB zur Aufhebung des Euro-Mindestkurses des Frankens hat Schweizer Exportprodukte um gut ein Fünftel teurer gemacht. Die Wettbewerbssituation der Exportindustrie hat sich drastisch verschärft. Bereits der feste Wechselkurs von 1.20 CHF stellte für die Exporteure eine grosse Herausforderung dar. Auf tiefem Niveau genossen die Unternehmen während der etwas über dreijährigen Wechselkursfixierung doch eine gewisse Planungssicherheit. Darum ging es: Geschlossene Werkstattbedingungen schaffen, damit die Firmen sich auf die verschärften Bedingungen einrichten können. Die meisten haben die Zeit genutzt, um sich ihre Produktivität zu steigern, ihre Innovationszyklen zu kürzen und nicht zuletzt auch mit unserer Hilfe neue Märkte anzugehen. Doch die Margen haben gelitten.

Massnahmen weitertreiben

Und nun müssen die Geschäftsleitungen schon wieder über die Bücher und die Massnahmen der vergangenen Jahre noch weitertreiben. Aus unserer Erfahrung helfen – zusätzlich zu den oben erwähnten – vor allem die folgenden Rezepte.

  • Erstens sind die technischen Hausaufgaben zu erledigen: spezifische Finanzinstrumente zur Absicherung von Währungsrisiken sind zu prüfen, ebenso die Möglichkeit von Vereinbarungen mit bestehenden Lieferanten oder alternative Abrechnungsmodi in Euro oder US-Dollar.
  • Zum Frankens gilt es, wo immer möglich, die hochstehende qualitative Reputation von Schweizer Produkten in Wert zu setzen. So zeigt eine vor zwei Jahren erschienene Studie der HSG, dass sich damit in vielen Fällen höhere Preise rechtfertigen lassen.
  • Ein dritter Faktor ist eine gesunde Diversifikation der Exportmärkte, zu der wir unseren Kunden seit Jahren raten. Sie halten ja auch nicht Ihr gesamtes Vermögen in ein und demselben Anlageinstrument. Auch wenn sich ein Markteintritt für Schweizer Firmen in aufstrebenden Schwellenländern oftmals als komplex erweist: in Ländern wie Indonesien, Mexiko oder der Türkei können KMU von beeindruckenden Wachstumsraten profitieren, die eine stetig wachsende Mittelschicht auslöst.

Zudem rufen wir dazu auf, die Wettbewerbsvorteile der zahlreichen Freihandelsabkommen der Schweiz unbedingt auszuschöpfen. Ist ein gewisser administrativer Aufwand bewältigt, lassen sich mit FHA echte Einsparungen von Zöllen realisieren, die dabei helfen können, die Produktmarge zu stützen. In der jetzigen Situation werden die Unternehmen auf drastischere Massnahmen zurückgreifen müssen als 2011. Etliche werden wohl nicht umhin kommen, Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern oder Vorleistungen im Ausland einzukaufen. Diese Massnahmen schmerzen, jedoch dürften sie für manch ein Unternehmen unumgänglich sein, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu halten – und damit unseren Wohlstand. Aber auch die öffentliche Hand steht in den kommenden Jahren in der Verantwortung, die ihr zur Verfügung stehenden Instrumente zur Unterstützung des Wirtschaftsstandortes voll auszuschöpfen und weiterzuentwickeln – dazu zählt auch die Arbeit von S-GE als Internationalisierungsförderer.

Bessere Rahmenbedingungen schaffen

An Bedeutung gewinnt zudem ein schlagkräftiges Standortmarketing im Ausland, das klar auf die Marke Schweiz setzt. Denn wenn unsere Firmen vermehrt die Nähe ihrer ausländischen Kunden suchen und Produktionsteile verlagern, müssen zur Kompensation neue, wertschöpfungsstarke Unternehmen in die Schweiz geholt werden. Es müssen die richtigen sein, in der richtigen Dosis. Denn innovative Neuansiedlungen stärken die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts, schaffen Arbeitsplätze und helfen so, mögliche konjunkturelle Schwierigkeiten auszugleichen. Ausserdem gilt es, die schwer geprüften Unternehmen in der Schweiz zu entlasten, Bürokratie und Regulierung abzubauen, für sie Rahmenbedingungen zu schaffen, mit denen sie sich entfalten und weiterentwickeln können. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen mit weniger Ressourcen brauchen jede erdenkliche Unterstützung, von der technischen Anwendung eines Freihandelsabkommens bis hin zum Gang in einen neuen Markt – dafür lohnt es, in den kommenden Jahren mehr Mittel einzusetzen.

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