Herr Dr. Wendt, Sie sind seit zwei Jahren Chairman der European Foundation for Quality Management (EFQM) in Brüssel. Was ist Ihr Hauptanliegen als Chairman? Welche Ziele verfolgen Sie?
Die EFQM wurde vor 25 Jahren als Stiftung und Mitgliederorganisation gegründet, um die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen und Organisationen zu stärken und das Streben nach «Business Excellence» zu fördern. Diese faszinierende Zielsetzung mit vielen Partnern und Netzwerken voranzutreiben sehe ich als mein Ziel in dieser Funktion.
Was unterscheidet das EFQM-Modell von vergleichbaren Modellen zur Entwicklung von Organisationen?
Das EFQM-Modell ist ein ganzheitlicher Ansatz, Organisationen zu nachhaltigem wirtschaftlichen Erfolg im Einklang mit allen Interessengruppen – den Kunden, den Mitarbeitern und der Gesellschaft – zu führen. Der Ansatz basiert somit auf dem Grundgedanken einer erfolgreichen «sozialen Marktwirtschaft», also ethischen Werten in Verbindung mit wirtschaftlichem Erfolg und Zukunftsorientierung. Diese Kombination kenne ich in dieser ganzheitlichen und vollständigen Form von keiner anderen Methodik.
Der Weg zu Excellence ist anspruchsvoll und bedeutet für jedes Unternehmen einen relativ hohen Initialaufwand. Lässt sich dieser Aufwand auch für kleinere und mittlere Unternehmen rechtfertigen?
Wie bei jedem Weg wird einem der Anfang nicht geschenkt, aber je weiter man vorankommt, desto mehr Freude macht es. Es geht darum, Unternehmen den Spass am Lernen, Verbessern und sich messen mit anderen näher zu bringen. Das kann nach einiger Zeit eine solche Eigendynamik erzeugen, dass Unerwartetes erreicht wird und Führung und Zusammenarbeit sich neu definieren können. Grosse Organisationen haben natürlich mehr Ressourcen, dafür sind sie aber auch komplexer. KMU sind im Sinne ihrer unternehmerischen Fassbarkeit im Vorteil. Die EFQM bietet für alle Unternehmensgrössen passende Einstiegsprogramme.
Was sind Ihrer Meinung nach die grössten Herausforderungen, um den Weg zu Excellence erfolgreich zu gehen?
Die grösste Herausforderung ist der Entschluss der obersten Leitung eines Unternehmens, als Organisation lernen zu wollen und sich damit selbst infrage zu stellen. Das bedeutet unter anderem, Kunden und Mitarbeiter anzuhören und als die wesentlichsten Erfolgsfaktoren in den Mittelpunkt zu stellen.
Sie bewerben sich mit BMW regelmässig für den EFQM Award. Neben dem Award haben Sie in den letzten Jahren schon mehrere Preise gewonnen. Welchen Nutzen zieht BMW daraus?
Die Preise sind nicht das Wesentliche, aber sie spornen den Ehrgeiz unserer Mitarbeiter an – und der ist sehr gross. Das EFQM-Modell ist für uns inzwischen ein Führungsinstrument, ein Leitfaden für Leitungskreise, und die Anwender sind nachweislich und nachhaltig erfolgreich.