Herr Vettiger, vor zwölf Jahren haben Sie die Firmenleitung von Maestrani übernommen, zuvor waren Sie bereits zehn Jahre für Lindt & Sprüngli tätig. Was hat Sie bewogen, zu Meastrani zu wechseln, und wo sehen Sie die grössten Unterschiede zwischen den Herstellern?
Ein Headhunter fragte mich damals an, ob ich interessiert an der Stelle bei Maestrani wäre. Schokolade hat mich immer fasziniert, es ist ein emotionales Produkt, mit dem man Freude bereiten kann. Dazu wünschte ich mir immer, Chef eines KMU zu werden. Das Angebot von Maestrani bot mir die Gelegenheit dazu. Zu den Unterschieden: Lindt hat sich zu einem internationalen Konzern entwickelt, in dem weitaus industrieller produziert wird als bei Maestrani. Bei Lindt gibt es riesige Anlagen, die dazu zwingen, grosse Mengen herzustellen. Aber nicht alle Kunden bestellen gleich eine Tonne Schokolade. Lindt fabriziert viele Massenprodukte und bieten ein grösseres Sortiment an, auch Spezialitäten wie der Goldhase oder die Lindor-Kugel. Mit unseren kleineren Maschinen können wir auch an Kunden liefern, die nur 100 Kilo wünschen. Im Gegensatz zu Lindt sind wir ein Spezialitätenhersteller.
Welche Spezialitäten werden bei Ihnen hergestellt?
Eines unserer wichtigsten Produkte ist Minor; bei dieser Schokolade ist der Haselnussanteil höher als bei anderen Herstellern. Wir haben eine hohe Kompetenz für Spezialitäten und Nischenprodukte wie Caramel Bouchées und Munz Branches, die eine hochwertige Pralinefüllung haben. Unsere Schoggibananen werden mit echtem Fruchtmark hergestellt, das mit Schokolade überzogen wird. Auch unsere Himbeerschokolade enthält Fruchtbestandteil. Wir achten darauf, dass wir möglichst wenig künstliche Aroma- und Farbstoffe verwenden.
Im Lebensmittelbereich gibt es strenge Vorschriften. Welche gelten für Schokolade?
Es gibt strenge Vorschriften im Schokadenbereich, auch darüber, wie hoch der Anteil von Kakaobutter, Milch und anderen Bestandteilen sein muss. Die Lebensmittelverordnung wurde 2016 neu gestaltet und an die Bestimmungen der EU angelehnt, sie ist aber strenger. Natürlich werden wir vom kantonalen Lebensmittelinspektor kontrolliert. Dabei haben wir auch Vorschriften über Nachhaltigkeit zu beachten, aber diese gehen nicht so weit wie die Bedingungen für die Zertifikate, die wir freiwillig erwerben.
Wie hat sich der Schokoladengeschmack der Bevölkerung in den letzten Jahren entwickelt?
Die grösste Nachfrage besteht immer noch nach Milch- und Milch-Nuss-Schokolade. Etwa 20 Prozent der Konsumenten lieben dunkle Schokolade. Das hat sich während Jahrzehnten kaum geändert. Es ist trotzdem notwendig, dass wir laufend neue Produkte entwickeln, mit neuen Geschmacksrichtungen, zum Beispiel Früchten, und originelle Verpackungen.
Wie führen Sie neue Produkte auf dem Markt ein?
In erster Linie müssen diese den Kunden gefallen. Während wir ein neues Produkt entwickeln, organisieren wir Marktanalysen und Konsumentenbefragungen. Eine Innovation einzuführen, ist sehr teuer; es geht um siebenstellige Beträge, auch für Listungsgebühren, Werbung und so weiter.
Wie schützen Sie Ihre Innovationen?
Die Rezepte kann man kaum schützen, aber man kann die Produktionsprozesse patentieren, was wir wieder getan haben. So kann die Technik nicht eins zu eins kopiert werden.