Herr Mihm, Extramet fertigt Werkstoffe aus Hartmetall. Was ist das Besondere an Ihren Produkten?
Die Besonderheit liegt in der Gleichmässigkeit der Produkte. Die Formel für unsere Produkte steckt übrigens nicht im Tresor. Nein, Geheimhaltungsvereinbarungen mit unseren Partnern ersetzen Patente. Die Rezepturen sind teilweise bekannt. Aber die Zusammensetzung ist das eine, die Kunst der Fertigung das andere. Es sind feine Details, die das Produkt beeinflussen: Temperatur, Druck, Zeitpunkt, Vormischung usw. Es kommt darauf an, wie man sie im Prozess verarbeitet. Entsprechend kann das Produkt zum Beispiel besser beschichtet oder geschliffen werden. Man kann in einer Analyse von aussen wohl die Inhaltsstoffe herausfinden, aber nicht, wie das Produkt genau hergestellt wurde. Die physikalischen Eigenschaften, wie zum Beispiel die Biegefestigkeit, werden bei der Herstellung definiert. Das hat mit den Prozessen zu tun, die wir einzigartig anders machen. Wir überlegen uns bei der Entwicklung, wie unser Rohling zum Werkzeug wird, und wo dieses anschliessend zum Einsatz kommt. Einflüsse von Wärmeprozessen, von Schleifscheiben, Ölen, Schnittgeschwindigkeiten und so weiter antizipieren wir, weil wir auf Premiumanwendungen fokussiert sind. Dieses Know-how liegt in den Händen unserer Mitarbeitenden-Generation und wird intern ständig weitergegeben.
Was entsteht aus Ihrer Technologie beim Kunden?
Zum Einsatz kommen die Produkte zum Beispiel in der Auto- und in der Luftfahrtindustrie. Sowohl bei namhaften Autoherstellern als auch am Airbus 380 hat Extramet mitgearbeitet. 80 Prozent der weltweit verwendeten Zahnbohrer-Rohlinge sind von uns, und auch im Turbinenbau oder in der Energietechnik liefern wir. Viele grosse Werkzeug- und Maschinenhersteller verwenden Extramet-Rohlinge für die Erstausrüstungswerkzeugsets, verlangen aber auch Premium-Materialien für spezifische Anwendungen wie etwa für das Fräsen von anspruchsvollen Verbundwerkstoffen.
Sie sind Lösungspartner für die Hightechindustrie. Wer sind Ihre Kunden?
Wir sind Lösungspartner nicht nur für den Werkzeughersteller, sondern auch für den Anwender. In der Schweiz sind es zum Beispiel Fraisa, Sphinx Schweiz oder Victorinox − reine Werkzeughersteller, aber auch Firmen mit eigener Werkstätte. International arbeiten wir in der Luftfahrt mit Firmen wie Airbus und MTU sowie allen populären Automobil- und Zulieferfirmen zusammen. Übrigens: Lösungspartner bedeutet für uns immer, dass wir eine strategische Partnerschaft eingehen. Basis dafür ist ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis auf Augenhöhe.
Welche Absatzmärkte stehen dabei im Fokus?
Extramet ist weltweit aufgestellt, Priorität hat aber Europa mit dem Premium Hightech-Approach. Unser Marktgebiet bilden nicht die Brics-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, sondern die Spirit-Staaten Singapore, Polen, Indonesien, Russland, Indien und Türkei. Wir sind überzeugt, dass Spirit für uns ein stabiles und ergiebiges Marktgebiet ist. Als Schweizer Unternehmen sind wir prädestiniert dafür, diese Heimmärkte auf der Basis der dortigen KMU weiterzuentwickeln.
80 Prozent Ihrer Produktion gehen in den Export. Wie ist das vertriebsmässig organisiert?
Die Wege zum Kundenkontakt verlaufen mehrgleisig. Zunehmend kommen Kunden direkt auf uns zu, vieles ergibt sich zudem aus Kundenprojekten. Die Bearbeitung der Materialien sowie die Kombination unterschiedlicher Materialien sichert uns Know-how, das später wieder Aufträge aus andern Bereichen auslöst. Wir erarbeiten mit Kunden eine Applikation, bieten das bestmögliche Substrat und beraten überdies bei der Erarbeitung der optimalen Lösung für den Endverbraucher. Wir liefern Kunden vom Standardprodukt über das Halbwerkzeug bis hin zum kundenspezifischen Formrohling nach Zeichnung. Das Ganze wird von Plaffeien aus zentral geführt. Spezialisten im Aussendienst unterstützen an der Kundenfront in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien. Die Tochtergesellschaft in den USA hat ein eigenes Verkaufsteam. Für alle anderen Gebiete arbeitet Extramet mit Agenturen zusammen.