Herr Durville, Sie sind seit Juli 2018 CEO von Zühlke Schweiz. Welche speziellen Herausforderungen bringt das für Sie?
Wir agieren hier in einem sehr spannenden Umfeld. Themen wie Innovation und Digitalisierung haben grosse Bedeutung. Umbrüche auf Kundenseite finden statt. Mir gefällt es, eine starke Rolle zu übernehmen und die erfolgreiche Strategie unseres Unternehmens fortzusetzen. Aktuell sind wir in der finalen Umsetzung der Vision und Strategie 2020, die ich massgebend mitgeprägt habe. Im kommenden Jahr planen wir die Vision und Strategie 2025. Dabei möchte ich noch vermehrt Akzente setzen.
Wie unterstützen Sie Unternehmen bei der Entwicklung von Innovation?
Als Partner für Business Innovation ist es wichtig, den Kunden möglichst früh im Prozess zu begleiten und zu beraten. Das Beratungsgeschäft hat für uns in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Hier möchten wir auch in Zukunft wachsen.
Welche Probleme haben innovative Unternehmen?
Die grösste Schwierigkeit ist, eine Innovation erfolgreich zu lancieren. Das tollste Produkt bringt nichts, wenn es niemand kauft. Unternehmen müssen eine Firmenkultur aufbauen, die aus der Perspektive des Endkunden gedacht wird. Viele Unternehmensleitungen glauben, dass sie die Bedürfnisse ihrer Kunden kennen, da die Firma schon seit Jahrzehnten erfolgreich besteht. Das ist ein Fehler und läuft häufig darauf hinaus, dass die tatsächlichen Bedürfnisse der Kunden ignoriert werden. Man muss das Gegenteilige tun – die Kunden bei der Entwicklung neuer Produkte früh einbeziehen.
Wie überzeugt man denn die Endkunden von einem Produkt?
Schon vor der Entwicklung von Produkten sollte man die Bedürfnisse, Probleme und Wünsche der Endkunden kennen. Um unsere Kunden auch in diesem Prozess professionell beraten zu können, haben wir in den letzten Jahren Mitarbeitende mit Customer-Experience-Expertise rekrutiert.
Was verstehen Sie darunter?
Einerseits benötigen wir die besten Ingenieure und Fachspezialisten, die ein Produkt realisieren können, andererseits brauchen wir aber auch kreative Köpfe, die Ideen entwickeln, sie ausprobieren und bereit sind, zu scheitern. Dazu kommen neu auch Mitarbeitende mit der Fähigkeit, Bedürfnisse von Endkunden zu identifizieren, zu analysieren und zu verstehen. Das Zusammenspiel von Business-Verständnis mit Customer Experience und Technologieexpertise führt zu erfolgreichen
Innovationen.
Welche Fehler werden im Innovationsbereich gemacht und wie können diese vermieden werden?
Früher hatten Unternehmen vor allem das Ziel, das bestehende Geschäft zu optimieren und darin zu wachsen. Um der eigenen Karriere willen war man nicht bereit, grosse Risiken einzugehen. Innovative Leute brauchen die Rückendeckung der Geschäftsleitung speziell dann, wenn ihre Entwicklungen erst nach einiger Zeit zu einem Gewinn führen. Früher scheiterte Innovation oft auch an den begrenzten technischen Möglichkeiten. Es wurden unrealistische Ziele definiert. Heute sind die technischen Möglichkeiten nahezu unbegrenzt und es kommt darauf an, das Richtige zu entwickeln.
Wie erreicht man, dass solche Ideen erst mal innerhalb des Unternehmens durchgesetzt werden?
Wenn man eine Innovation von Anfang an in ein bestehendes System zu integrieren versucht, wird sie oft einfach plattgewalzt. Wir empfehlen, im Unternehmen eine eigene Zone zu schaffen, in der getüftelt und ausprobiert wird und in der die Leute eine gewisse Narrenfreiheit haben. Viele Firmen kaufen für diesen Zweck sogar andere Unternehmen, etwa Start-ups. Ist das neue Produkt dann entwickelt, kann es sukzessive in den Hauptbetrieb integriert und in diesem die Abläufe entsprechend organisiert werden.
Wie werden Innovationen überwiegend finanziert?
Im Markt ist aktuell viel Liquidität vorhanden. Es ist eher der Fall, dass es teilweise an guten Investitionsmöglichkeiten fehlt. Zühlke Ventures als unabhängiges Unternehmen innerhalb von Zühlke Schweiz investiert in innovative Jungunternehmen, vor allem im Med-Tech-Bereich.