Frau Steiger, Herr Fitze, mit welcher Intention haben Sie Ihr Unternehmen Swiss Cognitive gegründet?
Steiger: Wir sind überzeugt davon, dass die Schweiz ein führendes Kompetenz-Zentrum für künstliche Intelligenz werden kann. In Forschung und Entwicklung, in globalen Unternehmen, KMU und Start-ups ist Artificial Intelligence, AI, bereits ein wichtiger und anerkannter Faktor in der Schweizer Wirtschaft. Die öffentliche Wahrnehmung über die Bedeutung von AI für die Schweiz, ob als Bürger, Kunde oder individuelle Person, ist hingegen noch nicht weit fortgeschritten. Die Schweiz hat ja keine eigenen Rohstoffe und wir sollten uns nicht auf den bisherigen Erfolgsgeschichten wie Bankenwelt, Schokolade und Uhren ausruhen. Für die nächsten Generationen ist die Zukunft nicht sichergestellt, so wie wir das noch erleben durften. Grosses und Neues entsteht durch Visionen und Pioniere, deshalb ruft Swiss Cognitive auf, sich aktiv an der Zukunft zu beteiligen.
Fitze: Wir möchten unseren Kindern und den kommenden Generationen eine Perspektive für die Zukunft bieten. Wir sehen im Zusammenhang mit der globalen Entwicklung von Technologien rund um AI ein grosses Potenzial für die Schweiz. Unser Land hat die besten Zutaten für eine «AI Schweiz», welche international vernetzt, akzeptiert und bewundert wird. Wir glauben dabei ganz besonders an eine starke globale Vernetzung. Dies fördert Diversität, Kreativität und damit eine grössere Chance, Grosses zu erreichen.
Welche Ziele hat das Unternehmen und welche Produkte und Dienstleistungen werden besonders gut verkauft?
Steiger: Swiss Cognitive «The Global AI Hub» ist eine Kompetenz-Netzwerkplattform zur künstlichen Intelligenz, KI, und steht insbesondere für einen starken Schweizer Werkplatz. Firmen, Organisationen, Start-ups und Hochschulen aus allen Industrien tauschen sich bei uns offen und transparent zu praktischen KI-Anwendungsbeispielen, Entwicklungen und ihren Erfahrungen aus. Die breite Diskussion über ethische Herausforderungen und Implikationen auf die Gesellschaft sind gerade so wichtig wie das Aufzeigen von realen Chancen für neue Geschäftsfelder. Wir besuchen Firmen, halten Vorträge und organisieren Workshops für die Unternehmensleitungen, Verwaltungsräte, für deren Kunden und Mitarbeitenden.
Gibt es Unterschiede bei der Entwicklung der AI in den einzelnen Ländern?
Fitze: Die Entwicklung in den einzelnen Ländern ist unterschiedlich, aber wichtig ist der gemeinsame Nenner. Alle sehen die Chance, in diesem Rennen um die besten Innovationen rund um die künstliche Intelligenz vorne dabei zu sein.
Steiger: Wir haben im Rahmen von Horizon 2020 an der ersten Sitzung der europäischen Kommission für die AI-Europastrategie die Schweiz vertreten. Dabei sind die Länder England, Israel und die Schweiz besonders positiv aufgefallen. In der Schweiz ist seit drei Jahren ein richtiger Boom entstanden rund um AI. Sicherlich hat dazu auch Swiss Cognitive mit ihren Kampagnen beigetragen. Darauf können wir stolz sein, und das dürfen wir ruhig global bekannt machen. Wir haben für Unternehmen aller Grössenordnungen ein äusserst kompetitives und innovatives Umfeld. Dies wirkt sich auch positiv auf die Attraktivität für Talente aus.
Was denn konkret?
Fitze: Universitäten und Akademien in der Schweiz betreiben hochrangige und weltweit anerkannte multidisziplinäre Entwicklungen. Es gibt im Bereich AI noch viel zu forschen, zum Beispiel über Algorithmen und klassisches Engineering. Dazu ist es wichtig, dass sich die AI praktisch anwenden lässt in verschiedenen Industriebereichen und mit hochkompetitiven neuen Technologien wie zum Beispiel Blockchain. Die Entwicklung der letzten Jahre rund um Deep Learning ist enorm und eröffnet komplett neue Anwendungsbereiche in hochkomplexen Datenräumen.
Also zum Beispiel die Anwendung von Quantencomputern?
Fitze: So weit sind wir noch nicht, dass man Quantencomputer industriell anwenden kann.
Steiger: Wir reden lieber über praktische Anwendungen der technologischen Entwicklung. Zum Beispiel die Verbesserung der Früherkennung des grünen Stars und die damit verbundene Reduktion von Erblindungen.
Das Unternehmen Swiss Cognitive wird als Netzwerk bezeichnet. Wie funktioniert das?
Fitze: Wir binden unsere Partner in unser Netzwerk ein. Es geht dabei nicht um uns, sondern darum, dass wir unsere Kunden durch unser ökologisches System stärker machen.
Steiger: Darunter verstehen wir einen Austausch, in dem alle unsere Kunden miteinander agieren. Die Schweiz ist ein Land von KMU und das ist unsere Stärke. Es ist wichtig, dass wir den Zugang zu den kognitiven und smarten Technologien finden. Vor allem ist es wichtig, dass unsere KMU die Technologien, die heute schon auf dem Markt sind, kennen und anwenden lernen und wie sie damit ihr Business revolutionieren können. Ich gebrauche absichtlich nicht das Wort Disruption, das ist negativ besetzt. Es geht nicht nur um Optimierung und Effizienzsteigerung, sondern um das Potenzial neuartiger Geschäftsmodelle.
Fitze: Die Digitalisierung dient den KMU dazu, smarte Produkte zu entwickeln und auch herkömmliche Produkte intelligenter zu gestalten.